»El Gordo« Lotterie beschert Hunderten Spaniern Geldregen in Krisenzeiten

Bei der traditionellen spanischen Weihnachtslotterie wurden rund 2,4 Milliarden Euro ausgeschüttet – für viele Menschen ein Lichtblick im Krisenjahr. Doch nicht allen Gewinnern war zum Feiern zumute.
Prost mit Schutzmaske: Diese Gewinnerinnen posieren in Alcalá de Henares

Prost mit Schutzmaske: Diese Gewinnerinnen posieren in Alcalá de Henares

Foto: Fernando Villar/EPA-EFE/Shutterstock

Vorzeitige Bescherung in Spanien: Zwei kleine Jungen haben im Madrider Opernhaus Teatro Real den Hauptgewinn der spanischen Weihnachtslotterie gezogen. Sie gilt als größte und älteste Tombola der Welt. Die Kinder trugen die Glückszahl 72.897 und auch die Gewinnsumme kurz nach zwölf Uhr singend vor. Kurz darauf stürzten schon die ersten Gewinner jubelnd auf die Straßen.

Für ein ganzes Los beträgt die Summe des Hauptgewinns vier Millionen Euro. Da jede der 100.000 Losnummern wegen der großen Nachfrage aber 172 Mal aufgelegt wurde, verteilte »El Gordo«, »Der Dicke«, wie der Hauptgewinn genannt wird, dieses Jahr die Rekordsumme von 688 Millionen Euro.

Insgesamt brachte die Lotería de Navidad mit mehr als 1800 kleineren Preisen sogar gut 2,4 Milliarden Euro unters Volk. Unter den Gewinnern waren in diesem Jahr auch viele Menschen, die besonders unter der Corona-Pandemie leiden.

»Wir alle haben hier seit vielen Monaten kaum Einnahmen«

Im andalusischen Badeort Punta Umbría ist der Tourismussektor schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. »El Gordo« schüttete hier nun 240 Millionen Euro aus. Enrique, der Betreiber eines kleinen Vergnügungsparks, der dieses Jahr gar nicht öffnete, gewann mit einem sogenannten Décimo, einem für 20 Euro gekauften Zehntellos, 400.000 Euro vor Steuern. »Ich flippe aus, ich glaub's nicht«, sagte er dem Fernsehsender RTVE mit Sektglas in der zitternden Hand und den Tränen nahe. »Wir alle haben hier seit vielen Monaten kaum Einnahmen, müssen aber trotzdem Hypotheken und Steuern zahlen. Oft reicht das Geld gerade, um satt zu werden.«

Bürgermeisterin Aurora Aguedo jubelte vor Journalisten: »Unter den Siegern sind Fischer und Kleinunternehmer, denen die Lotterie in diesen sehr schweren Zeiten eine Riesenfreude bereiten wird.« Wie in Punta Umbría war auch im katalanischen Reus der Geldregen mit ebenfalls 240 Millionen Euro des »El Gordo« besonders heftig.

Nach Angaben der staatlichen Lotteriegesellschaft beglückte allein »Der Dicke« Menschen in 20 der 50 Provinzen des Landes. Aber praktisch überall in Spanien knallten Sektkorken, flossen Freudentränen. Im Überschwang vergaß der eine oder andere Gewinner die Corona-Regeln und fiel Wildfremden um den Hals. Allerdings trugen die meisten eine Schutzmaske. Gefeiert wurde nicht nur zu Hause, sondern auch unter freiem Himmel und vor allem der Tradition folgend vor den Lotterieannahmestellen.

Größte Tombola der Welt

Bei einigen Gewinnern war die Freude jedoch auch getrübt: »Meine Oma ist im Juli an Covid gestorben, mein Vater und ich sind arbeitslos geworden. Nun gewinnt meine Familie gleich mit drei Losen insgesamt mehr als eine halbe Million. Verrückt. Verrückt. Ich kann nicht richtig feiern«, sagte die 28-jährige Architektin Pilar der Nachrichtenagentur dpa vor einer Lotterieverkaufsstelle im Madrider Viertel Chamberí.

Gemessen an der ausgespielten Gesamtsumme gilt die spanische Weihnachtslotterie als die größte Tombola der Welt. Sie hat eine mehr als 200-jährige Tradition und gilt damit als die älteste weltweit. Die erste Ziehung fand 1812 statt. Die mehr als vierstündige Bekanntgabe der Glückszahlen wurde vor einem Millionenpublikum live im Fernsehen übertragen.

Landesweit werden Tippgemeinschaften von Bürokollegen, Nachbarn, Kneipenfreunden und auch von ganzen Dörfern gebildet. Der Einzelne begnügt sich meistens mit einem Zehntellos, denn ein ganzes Los kostet 200 Euro. Auch immer mehr Deutsche nehmen teil, laut Berichten zuletzt mehr als 150.000.

Das große Los zieht aber dank des Verkaufsumsatzes von knapp 2,6 Milliarden und der 20-prozentigen Quellensteuer auf Gewinne von mehr als 40.000 Euro vor allem der spanische Staat. Nach jüngsten Schätzungen wird er dieses Jahr mindestens eine halbe Milliarde Euro an Nettoeinnahmen erzielen. Wegen der Corona-Sonderausgaben braucht aber auch der Staat das Geld in diesem Jahr nötiger denn je.

bbr/dpa
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