
Luftballons auf Trümmern im türkischen Antakya
Foto:Nir Elias / REUTERS
Erdbeben in der Türkei und Syrien Ein Ballon für jedes tote Kind
In den Trümmern zerstörter Gebäude und Straßen in Hatay platzierten sie am Sonntag rote, blaue und rosafarbene Luftballons – für jedes verstorbene Kind einen. Sie knoteten die Ballons an Kabel und Metallteile, die noch immer aus der Erde ragen. Der Fotograf Ogun Sever Okur hatte das Projekt »Mein letztes Geschenk an die Kinder« ins Leben gerufen.
»Jedes Mal, wenn wir einen Ballon festmachen, schmerzt mein Herz«, sagte Ogur der britischen BBC. Bis zu 1500 Luftballons seien bisher verteilt worden, »aber wir werden weitermachen, bis wir hoffentlich alle Stadtteile erreicht haben, jedes Haus, in dem ein Kind sein Leben verloren hat«, so der Aktivist weiter.

Seit das Erdbeben der Stärke 7,7 vor zwei Wochen die Südosttürkei und den Norden Syriens heimgesucht hat, laufen die Rettungs- und Bergungsarbeiten. Das betroffene Gebiet ist riesig – es erstreckt sich über eine Fläche von 103.000 Quadratkilometern und umfasst eine Bevölkerung von 13,5 Millionen Menschen.
Im Bürgerkriegsland Syrien war die Lage für viele Menschen schon vor den Beben verheerend. Laut Uno-Angaben benötigten schon zuvor mehr als 15 Millionen Menschen irgendeine Form von Hilfe.
Baerbock und Faeser reisen ins Krisengebiet
Wie ein Sprecher des Außenministeriums mitteilte, werden Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag in die Region um das Epizentrum nahe der Stadt Gaziantep reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Warnung vor Infektionskrankheiten
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnt unterdessen davor, dass sich Infektionskrankheiten im Krisengebiet ausbreiten könnten. Krankheiten, die durch Lebensmittel und Wasser übertragen werden, sowie Atemwegsinfektionen und durch Impfung vermeidbare Infektionen stellten in der kommenden Zeit ein Risiko dar, erklärte die Behörde.
Beschädigte Wasser- und Stromleitungen bedeuteten einen begrenzten Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen arbeiteten nur unzureichend und die Kühlung für Lebensmittel sei mangelhaft, so das ECDC weiter. Es sei möglich, dass die Zahl der Cholerafälle in den betroffenen Gebieten in den kommenden Wochen ansteige – eine Krankheit, die im vom Bürgerkrieg heimgesuchten Nordwesten Syriens ohnehin ein Problem darstelle.