Essen Frau will auf der Wache Anzeige erstatten - und berichtet von Polizeigewalt

Eine Frau wollte den Diebstahl ihrer Geldbörse melden - auf der Wache eskalierte die Situation. Die Polizei weist Gewalt- und Rassismusvorwürfe zurück.

Die Polizei Bochum ermittelt gegen ihre Essener Kollegen. Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung und um rassistische Beleidigungen. Aus Neutralitätsgründen sei der Fall in Bochum, hieß es von der Polizei.

Es geht um einen Vorfall in einer Essener Polizeiwache: Eine 50-Jährige wirft den Beamten vor, sie auf der Wache körperlich angegriffen zu haben. Auch Verwandte seien so schwer angegangen worden, dass sie teilweise ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Dabei seien rassistische Beleidigungen gefallen, die Frau stammt ursprünglich aus Nigeria. Die Polizei weist die Rassismus-Vorwürfe zurück - die Gewalteinwirkung sei nötig gewesen.

Bei der Darstellung der Ereignisse sind sich beide Seiten nur zu Beginn einig. Dann gehen die Erzählungen auseinander. Sicher ist, dass die 50-Jährige den Diebstahl ihrer Geldbörse anzeigen wollte. Dazu kam sie am vergangenen Mittwoch auf die Polizeiinspektion Mitte in Essen, bestätigte die Polizei in einer Mitteilung.

Bilder sollen Verletzungen zeigen

Die Polizisten aber hätten sie nicht ernst genommen, so berichtet es der Sohn der Anzeigenerstatterin in einem Post auf Instagram. "Die Polizisten haben meine 50-jährige wehrlose Mutter und meine Schwester geschlagen", schreibt der 25-Jährige dort.

Er selbst habe seiner Mutter zu Hilfe eilen wollen und sei ebenfalls angegriffen worden. Der Mann habe geblutet und sei zwischendurch auch ohnmächtig gewesen, berichtet die "Neue Westfälische Zeitung". Seine Verletzungen hätten im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Bilder, die eine Journalistin auf Twitter veröffentlichte, sollen diese Verletzungen zeigen. Darauf ist das geschwollene Gesicht eines Mannes zu erkennen.

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Die Beamten hätten ihn auch rassistisch beleidigt, so der Mann weiter. "Wenn's dir nicht passt, dann geh aus unserem Land und sei froh, dass wir nicht in den USA sind, da würde es dir noch schlimmer ergehen", hätten sie zu ihm gesagt. Auf eine Anfrage des SPIEGEL reagierten die Betroffenen nicht.

Die Polizei stellt den Vorgang in einer Pressemitteilung  anders dar. Demnach seien zwei junge Frauen, die die Nigerianerin begleiteten, von Beginn an "verbal aggressiv" aufgetreten. Die beiden Frauen hätten sich "über die Art und Weise der polizeilichen Bearbeitung" beschwert, einen Beamten beleidigt, es sei zu "Widerstandshandlungen" gekommen. Man habe alle drei Frauen des Gebäudes verwiesen.

"Aggressiver Ton"

Später seien zwei männliche Verwandte der Anzeigenerstatterin auf der Wache erschienen, sie hätten in einem "aggressiven Ton" mehr Informationen zu dem Vorfall gefordert. Auch sie hätten einen Platzverweis erhalten, seien dem aber nicht nachgekommen. Stattdessen hätten sie laut geschrien und "mit den Fäusten gegen die Glasscheiben der Polizeiwache" geschlagen.

Die Männer hätten sich gegen die Beamten gewehrt, die Polizei spricht vage von einer "Widerstandshandlung". Wie und wogegen sich die Männer zur Wehr setzten, wollte die Polizei Essen auf Nachfrage nicht sagen. Als Reaktion hätten die Beamten ihre Schlagstöcke eingesetzt.

Einer der Männer sei ins Krankenhaus eingeliefert worden, bestätigt die Polizei. "Das Polizeipräsidium Essen weist jegliche Vorwürfe rassistischer Gewalt zurück", heißt es in dem Schreiben.

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