

Diese Aufgabe ist lebensgefährlich: Nach dem Explosionsunglück im Hafen der chinesischen Stadt Tianjin werden die weit verstreuten giftigen Chemikalien aus dem Industriegebiet geräumt. Die Bergungsarbeiten in dem Labyrinth von Containern seien "sehr kompliziert und schwierig", sagte Vizebürgermeister He Shushan.
Bei der Katastrophe kamen nach amtlichen Angaben mindestens 114 Menschen ums Leben. Noch immer werden 70 Menschen in den Trümmern vermisst, darunter 64 Feuerwehrleute. In Krankenhäusern wurden 698 Verletzte behandelt. Darunter sind 57 Schwerverletzte.
Auch fünf Tage nach den Explosionen brennt es noch in dem Hafengebiet. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua ereignete sich eine kleine Detonation. Kurz darauf waren Flammen zu sehen.
Die Behörden bestätigten inzwischen, dass am Unglücksort 700 Tonnen des hochgiftigen Stoffes Natriumcyanid gelagert wurden. Die Behälter mit der Chemikalie sind nach offiziellen Angaben zumeist unbeschädigt geblieben. Sie sollen dem Vizebürgermeister zufolge bis zum Abend weitgehend eingesammelt und wegtransportiert werden. Die Kanister seien bis an den Rand des Unglückgebietes geschleudert worden, sagte He Shushan. Das Trümmerfeld sei 100.000 Quadratmeter groß.
Video: Behörden versuchen Ängste zu zerstreuen
Erhöhte Cyanid-Werte gemessen
"Sich in dem Explosionsgebiet zurechtzufinden, ist wegen brennender Chemikalien und verkanteter Container, die jeden Moment wegbrechen können, extrem gefährlich", sagte Wang Ke, Chef der mehr als 200 Chemiespezialisten des Militärs. "Wir mussten Markierungen anbringen, um uns nicht zu verlaufen." Mehr als 3000 Helfer sind insgesamt im Einsatz.
Neue Gefahr droht durch Regen, der am Abend erwartet wird. Die Chemikalien reagieren zum Teil heftig auf Wasser, und giftige Stoffe könnten in einen nahe gelegenen Fluss gelangen. Im Kernbereich der Unglücksstelle seien Dämme aus Sand und Erde errichtet worden, um bei Regen einen Abfluss vergifteten Wassers zu verhindern, sagte der Vizebürgermeister.
An 3 von 27 Messstationen im Wasser wurden bereits übermäßige Cyanid-Werte gemessen, die zum Teil das 24-Fache des erlaubten Wertes überschritten, wie Xinhua berichtete. In dem Gefahrgutlager, das am späten Mittwochabend nach einem Feuer in die Luft geflogen war, waren nicht nur Natriumcyanid, sondern auch Kaliumnitrat und Ammoniumnitrat gelagert - beide sind brandfördernd und werden auch zur Herstellung von Schießpulver beziehungsweise Sprengstoff benutzt.
Zorn von Anwohnern und Angehörigen
Feuerwehrleute räumten ein, dass sie mit Wasser gelöscht hätten, was bei einigen Chemikalien explosive Reaktionen auslösen kann. Ein Überlebender berichtete der Zeitung "Nanfang Zhoumo", ihnen habe niemand gesagt, dass dort gefährliche Chemikalien lagerten, die nicht mit Wasser in Kontakt kommen dürften. Der Bericht der Zeitung im Internet wurde später gelöscht.
In der Bevölkerung von Tianjin wächst der Ärger vor allem unter Anwohnern, deren Häuser teils schwer beschädigt wurden. Wiederholt kam es zu Protesten von betroffenen Hausbesitzern und Angehörigen von vermissten Feuerwehrleuten. So lag das Gefahrgutlager viel zu nah an großen Wohnblöcken, was allein schon gegen Vorschriften verstieß. Auch wurde 70-mal mehr Natriumcyanid gelagert als erlaubt.
Bei einem Besuch am Unglücksort mahnte Chinas Premier Li Keqiang, dass die Ursache der Katastrophe eingehend untersucht und die Verantwortlichen "streng bestraft" werden müssten.
Im Video: Drohnenaufnahmen von der Unglücksstelle
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Explosionen in Tianjin: Feuerwehrleute untersuchen kurz nach der Katastrophe in Schutzanzügen das zerstörte Industriegebiet.
An 3 von 27 Messstationen wurden im Wasser bereits übermäßige Cyanid-Werte gemessen, die zum Teil das 24-Fache des erlaubten Wertes überschritten.
Es ist ein gefährlicher Einsatz: Nach dem Explosionsunglück im Hafen der chinesischen Stadt werden die weit verstreuten giftigen Chemikalien aus dem Industriegebiet geräumt.
Die Behörden bestätigten inzwischen, dass am Unglücksort 700 Tonnen des hochgiftigen Stoffes Natriumcyanid gelagert wurden. Die Behälter mit der Chemikalie, die nach offiziellen Angaben zumeist unbeschädigt geblieben sind, sollen nach Angaben des Vizebürgermeisters bis zum Abend weitgehend eingesammelt und wegtransportiert werden.
Die Bergungsarbeiten in dem Labyrinth von Containern, die durch die Druckwellen herumgewirbelt wurden, seien "sehr kompliziert und schwierig", sagte Vizebürgermeister He Shushan.
Trauer um die Opfer: Bei der Katastrophe kamen nach amtlichen Angaben mindestens 114 Menschen ums Leben. Noch immer werden 70 Menschen in den Trümmern vermisst, darunter 64 Feuerwehrleute. In Krankenhäusern wurden 698 Verletzte behandelt. Darunter sind 57 Schwerverletzte.
In der Bevölkerung von Tianjin wächst der Ärger vor allem unter Anwohnern, deren Häuser teils schwer beschädigt wurden. Wiederholt kam es zu Protesten von betroffenen Hausbesitzern und Angehörigen von vermissten Feuerwehrleuten.
Gewaltige Zerstörung: Das Trümmerfeld sei 100.000 Quadratmeter groß, sagte Vizebürgermeister He Shushan.
Ausgebrannte Autos: Das Hafengebiet in Tianjin gilt als Chinas größter Umschlagplatz für importierte Fahrzeuge.
Zerstörtes Gebäude: Das Gefahrgutlager lag viel zu nah an großen Wohnblöcken.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden