Extremkälte im Norden der USA »Ich warte auf die Klimawandelleugner«

In den USA und Kanada werden Temperaturen von bis zu minus 40 Grad erwartet. Jörg Kachelmann erklärt das Phänomen. Seine Erwartung: Einschlägige Kreise werden das Ganze wieder absichtlich falsch deuten.
Heizöllieferung in Farmington, Maine (USA): Die Frostdröhnung kommt eins zu eins weiter südlich an.

Heizöllieferung in Farmington, Maine (USA): Die Frostdröhnung kommt eins zu eins weiter südlich an.

Foto: Robert F. Bukaty / AP

Wie sieht’s aus?

Der Nordosten der USA und der Südosten Kanadas bekommen heute und morgen die kälteste Luftmasse seit 30 bis 40 Jahren. Das sind die Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht, für mehr Zoom in die Karte klicken .

Wie ist das zu erklären?

Wenn in Nordamerika Luft aus den Nordpolargegenden nach Süden vorankommt, gibt es auf dem Weg nichts, was sie aufwärmt, die Frostdröhnung kommt eins zu eins weiter südlich an. Man darf nicht vergessen, dass das bei diesem Ausbruch schockgefrostete Boston auf demselben Breitengrad liegt wie Rom. Bei uns passiert nichts Besonderes, wenn Luft vom Nordpol nach Süden vorankommt, weil Nord- und Ostsee in der Gegend rumliegen und die Luftmasse drastisch erwärmen auf dem Weg nach Süden. Wenn jemand beide Meere zuschütten würde, hätten wir Verhältnisse wie in den USA.

Wie geht’s weiter?

Es geht zum Glück für die Menschen im Nordosten Nordamerikas ganz schnell. Exemplarisch die Vorhersage für Bangor in Maine  (andere Orte via Menü).

Zwei Tage, nachdem es minus 30 Grad werden (mit Wind dazu, das heißt, es fühlt sich noch viel kälter an und es gibt Erfrierungserscheinungen nach wenigen Minuten), steigt die Temperatur schon wieder über null. Da außerhalb der deutschsprachigen Länder zum Glück kaum jemand an Biowetter-Unsinn glaubt, macht sich dort auch niemand Sorgen um seine Gesundheit bei so einem Temperaturwechsel. Es ist wie das Betreten eines Raums mit 20 Grad, wenn draußen minus 10 Grad sind – aber nicht wie im richtigen Leben in fünf Sekunden, sondern millimeterweise auf 48 Stunden verteilt. Man muss eine Kartoffel sein, um zu glauben, dass das den Organismus belastet.

Was sollte ich tun?

Nicht die Räubergeschichten glauben, dass solche Kälteeinbrüche etwas mit dem Klimawandel zu tun hätten. Im Gegenteil, wie man sich logisch denken kann, macht die rasant sich erwärmende Erde solche Superfrost-Episoden seltener, wie man hier nachlesen kann . Die Klimakrise ist schlimm genug, es hilft dem Kampf dagegen nicht, wenn man ihr Dinge zuordnet, die nichts mit ihr zu tun haben.

Und was tun Sie?

Ich warte auf die Klimawandelleugner von Julian Reichelt über Hans-Georg Maaßen bis zur AfD und, dass sie absichtlich nicht verstehen, dass es auch in einer wärmeren Welt noch kalt werden kann. Die Schwankungen nach oben und unten sind nicht weg. Sie finden nur im Schnitt auf einem immer höheren Niveau statt.

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