Untergang der "Sewol" Südkoreas Präsidentin geht mit Kapitän hart ins Gericht

Untergang der "Sewol": Südkoreas Präsidentin geht mit Kapitän hart ins Gericht
Foto: YONHAP / REUTERSSeoul - Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye hat den Kapitän und Teile der Crew der verunglückten Fähre "Sewol" scharf kritisiert. Ihr Verhalten nach der Havarie sei "vergleichbar mit Mord". "Seine Taten und die einiger Besatzungsmitglieder waren vollkommen unverständlich und inakzeptabel", sagte das Staatsoberhaupt nach Angaben ihres Büros bei einem Treffen mit ihren Sekretären in Seoul.
Kapitän Lee Jun Seok hatte das sinkende Schiff als einer der Ersten verlassen. Gegen ihn und zwei Crew-Mitglieder wurde mittlerweile Haftbefehl wegen wegen Vernachlässigung erlassen. Am Montag gaben Ermittler nun bekannt, dass vier weitere Besatzungsmitglieder ebenfalls festgenommen wurden: zwei Erste Offiziere, ein Zweiter Offizier und der Chefmechaniker.
Präsidentin Park sagte, es sei zunehmend klar, dass Kapitän Lee die Evakuierung des Schiffes unnötig verzögert und die Passagiere dann "im Stich" gelassen hat, als er das Schiff verließ. "Das ist unvorstellbar, rechtlich wie ethisch", sagte Park. Sie kündigte an, dass das Verhalten aller Beteiligter untersucht werde und die Verantwortlichen vor Gericht gebracht würden.
"Wir können uns kaum bewegen"
Das Fährschiff "Sewol" war am vergangenen Mittwoch mit 476 Menschen an Bord gekentert. Zum Unglückszeitpunkt soll die Fähre den Ermittlern zufolge von einer unerfahrenen Dritten Offizierin gesteuert worden sein. Bevor das Schiff zu sinken begann, hatte der Kapitän die Schiffsführung an die 26-Jährige abgegeben.

Schiffsunglück in Südkorea: Schuld, Leid und Kerzen
Doch warum verzögerte der 68-jährige Kapitän Lee die Evakuierung des Schiffes? Er selbst gab an, dies aus Sicherheitsgründen getan zu haben: Er befürchtete, dass die Passagiere von der Strömung fortgerissen werden könnten. Zudem sei das Wasser sehr kalt gewesen.
Aufzeichnungen des Funkverkehrs zwischen einem bislang unbekannten Crew-Mitglied und dem Vessel Traffic Services Center, einer Schiffsüberwachung, hatten am Sonntag ein Bild des Chaos und der Panik offenbart. "Wir kentern. Wir sind kurz davor unterzugehen", funkte die "Sewol": "Es neigt sich so sehr, wir können uns kaum bewegen." Es sei unmöglich, den Passagieren Anweisungen über die Lautsprecheranlage zu geben.
Das Vessel Traffic Services Center ging jedoch nicht richtig auf die Befürchtungen ein und insistierte auf einer Evakuierung: "Lasst sie nicht ungeschützt gehen - gebt ihnen zumindest Rettungsringe und lasst sie von Bord", empfahl die Schiffsüberwachung. Sie verschwieg jedoch womöglich lebensrettende Informationen: Ein anderes Schiff befand sich bereits in unmittelbarer Nähe und hatte dem Hafen nur zehn Minuten zuvor mitgeteilt, dass es alle Evakuierten aufnehmen könne. Davon erfuhr die Crew der "Sewol" allerdings nichts.
Während die Klärung der Schuldfrage bereits im vollen Gange ist, läuft auch die Bergungsmission auf der "Sewol" weiter. Mittlerweile werden außer Tauchern auch ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge für die Suche in dem Wrack eingesetzt.
64 bestätigte Todesopfer gibt es bislang, noch immer gelten fast 240 Passagiere als vermisst, die meisten von ihnen sind Schüler. Für sie gibt es jedoch keinerlei Hoffnungen mehr. Viele Angehörige und Eltern sind mittlerweile zum Hafen von Jindo gegangen, da die Bergung nun sehr schnell voranschreitet. Sie wollen Gewissheit über das Schicksal ihrer vermissten Kinder.