Feuer im Mittelmeerraum Brände gefährden antike Stätte Olympia

Die Feuerfront des »Albtraumbrands« in Athen hat sich vorläufig beruhigt – nun lodern neue Flammen auf der Halbinsel Peloponnes. In den Waldbrandgebieten in der Türkei hat das Feuer ein Kohlekraftwerk erfasst.
Feuer in Nähe der antiken Stätte Olympia, Griechenland (am Mittwoch)

Feuer in Nähe der antiken Stätte Olympia, Griechenland (am Mittwoch)

Foto: Giannis Spyrounis / AP

In Griechenland und der Türkei sind am Mittwoch weitere Waldbrände ausgebrochen. Die Türkei kämpft nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdoğan gegen die schlimmsten Waldbrände ihrer Geschichte. Das erklärte das Staatsoberhaupt am Mittwochabend in einem TV-Interview.

In den Waldbrandgebieten nahe der Westküste erfassten die Flammen ein Kohlekraftwerk. »Die Flammen sind auf das Gelände des Kraftwerks übergesprungen«, twitterte der Bürgermeister von Milas, Muhammet Tokat. Das Kraftwerk sei vollständig geräumt worden. Umweltaktivisten warnten, die Kohlevorräte könnten sich entzünden und giftige Gase freisetzen. Die Nachrichtenagentur Demiroren berichtete, vorsorglich seien Tanks mit entflammbaren Flüssigkeiten auf dem Kraftwerksgelände geleert worden.

Ein neuer Waldbrand in Griechenland gefährdet das Dorf Olympia auf der Halbinsel Peloponnes. Der griechische Zivilschutz ordnete am Mittwochnachmittag per SMS an die Einwohner an, den Ort zu verlassen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die berühmte antike Stätte Olympia, bei der vor den Spielen stets das Olympische Feuer entzündet wird. »Wir haben eine Verteidigungslinie rund um die antike Stätte und das Dorf gebildet«, sagte der Gouverneur der Region Nektarios Farmakis im Staatsfernsehen.

Dorf Pelopio bei Olympia am Mittwoch

Dorf Pelopio bei Olympia am Mittwoch

Foto: Giannis Spyrounis / AP

Reporter vor Ort berichteten, das eigene Löschsystem der antiken Stätte sei aktiviert worden. Wasserkanonen besprühen alles um und in Olympia. Kulturministerin Lina Mendoni sei auf dem Weg von Athen nach Olympia, berichtete derweil das griechische Staatsradio. »Wir haben all unsere Einsatzkräfte nach Olympia geschickt, um Menschenleben und unsere antike Tradition zu retten«, sagte der Bürgermeister von Pyrgos dem griechischen Sender Open.

Innerhalb von acht Stunden seien rund um Olympia sieben Brände ausgebrochen, sagte der Chef des griechischen Zivildienstes, Nikos Chardalias, im Staatsfernsehen. Damit verstärkte er Vermutungen von Einwohnern, dass es sich um Brandstiftung handeln könnte.

Bei verheerenden Bränden waren 2007 in dieser Region im Westen des Peloponnes Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Auch die antike Stätte von Olympia war damals schwer beschädigt worden, das eigene Löschsystem hatte nicht funktioniert. Betroffen war vor allem die Anhöhe über dem Heiligen Hain, die unter dem Namen »Kronoshügel« bekannt ist. Dort findet jeweils einige Monate vor den Sommer- und Winterspielen das Zeremoniell zur Entfachung des Olympischen Feuers statt. Das Museum von Olympia konnte 2007 im letzten Moment gerettet werde, als ein Löschpanzer eingesetzt wurde.

In Athen sprach die Feuerwehr am Mittwoch von einem Teufelskreis: Der Wind in der Brandregion im Norden der Hauptstadt ließ nach, so dass das Feuer dort weitgehend eingedämmt werden konnte. Dafür steckt die ganze Stadt jetzt unter einer gewaltigen Rauchglocke, die sich mangels Wind auch nicht verflüchtigt. Helfen würden nur frische Böen, die jedoch das Feuer neu entflammen könnten. Die vorläufige Ruhe an der Feuerfront ist momentan also nur das: vorläufig.

Mehr als 80 Häuser sind den Flammen bisher zum Opfer gefallen, seit der Brand am Dienstag seinen Lauf nahm. Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis sprach bei einem Besuch in der Region am Mittwochmorgen von einem »Albtraumbrand«. Gleichzeitig herrscht große Erleichterung, weil der Brand nach jetzigem Stand keine Menschenleben gefordert hat. Die Bewohner der evakuierten Orte wurden vorerst auf Staatskosten in Hotels untergebracht, Mitsotakis versprach den Wiederaufbau der Häuser.

Auch in anderen Urlaubsregionen am Mittelmeer, etwa in Italien und Kroatien, wüten seit Tagen verheerende Waldbrände. Die EU schickte am Mittwoch Flugzeuge, Hubschrauber und Feuerwehrleute nach Griechenland, Italien, Albanien und Nordmazedonien.

Der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic, erklärte, die EU bemühe sich »rund um die Uhr« um Unterstützung für die betroffenen Länder. Er bedankte sich bei Zypern, Tschechien, Frankreich, Slowenien und den Niederlanden für die rasche Hilfe, die über den EU-Katastrophenschutzmechanismus zur Verfügung gestellt wurde.

mwo/AFP/dpa/Reuters
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