Mehr als 190 Tonnen tote Fische wurden bislang aus der Oder geborgen, vielerorts sieht es fast wieder aus wie vor dem großen Fischsterben. Doch die Flussanrainer sind verunsichert – die Zukunftsangst geht um, etwa in Widuchowa, einem 1500-Einwohner-Ort am polnischen Oderufer.
Pawel Wrobel, Bürgermeister Widuchowa
»Das waren die härtesten fünf Tage meines Lebens. So eine Katastrophe habe ich mir nicht vorstellen können. Das sieht man sonst nur in Katastrophenfilmen.«
Widuchowa liegt rund 130 Autokilometer südlich der Odermündung. Eine wichtige Einnahmequelle des Ortes ist – beziehungsweise war – der Angeltourismus.
Pawel Wrobel, Bürgermeister Widuchowa
»Als sich die Nachricht verbreitete, dass in Widuchowa etwas mit dem Fluss passiert, wurden die Reservierungen innerhalb von ein, zwei Tagen storniert. Wer will schon zum Angeln an einen Fluss kommen, in dem es vielleicht gar keine Fische mehr gibt?«
Pjotr Bugaj, Angeltourismusunternehmer
»Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels. Denn auch unsere Zimmervermietung ist untrennbar mit dem Fluss verbunden.«
Pjotr Bugaj vermietet Zimmer und Angelboote. Für ihn ist das Fischsterben eine wirtschaftliche Katastrophe – und ein ganz persönlicher Albtraum.
Pjotr Bugaj, Angeltourismusunternehmer
»Ich bin an der Oder geboren. Ich angele hier seit 30 Jahren. Ich kann das alles nicht glauben. Mir fällt es schwer, zum Fluss zu gehen, auf das Wasser zu schauen, keine Fische zu sehen und keine der Tiere, die sie jagen.«
Die Ursache des Fischsterbens ist noch immer nicht geklärt. Möglicherweise konnte sich durch den Salzanstieg im Wasser eine gefährliche Algenart verbreiten. Politiker aus Deutschland und Polen streiten darüber, wer wann welche Fehler gemacht hat. Sicher ist: Es wird lange dauern, bis sich der Fluss erholt hat.
Pjotr Piznal, Naturfotograf
»Die Welt, die mein Freund und ich in den vergangenen Jahren beobachtet haben, scheint verschwunden zu sein. Ich denke, es wird Jahre dauern, bis das Ökosystem wiederhergestellt ist. Es sind noch immer viele tote Fische im Wasser, in den kleinen Buchten, Muscheln, Schnecken und kleinere Organismen. Das alles muss sich jetzt neu entwickeln.«
Die Oderregionen stehen vor einer riesigen Herausforderung. Immerhin: Ein ganz praktisches Problem haben die Aufräumteams in Widuchowa gelöst.
Pawel Wrobel, Bürgermeister Widuchowa
»Wir haben eine gute Methode für das Absammeln der toten Fische gesucht. Schaufeln funktionierten nicht gut, und dann kam jemandem die Idee, die polnische Kartoffelforke zu nehmen.«