SACHBUCH Flucht aus Tschetschenien
Am Ende gelangen sie alle nach Deutschland: Subar, die Mutter, Mowldi und Umar, ihre Söhne, und Saira, die Tochter. Sie haben Tschetschenien hinter sich gelassen und Grosny, die zerstörte Stadt. Nur der Krieg, der begleitet sie. Saira schreckt immer aus dem Schlaf hoch. Umar denkt an russische Folterer. Und Mowldi mag über die Vergangenheit kaum sprechen. Er glaubt, er brauche seine Kraft, um ein neues Leben aufzubauen. In ihrem Buch »Die Zeit der Wölfe« lässt die Journalistin Alexandra Cavelius Menschen zu Wort kommen, die aus Tschetschenien stammen, aus dem Land, das erst von den Russen verwüstet wurde und nun zu den Verlierern des Krieges gegen den Terror gehört. Cavelius schildert die abenteuerliche Flucht Subars, einer tschetschenischen Mutter, die von Landsleuten verfolgt wird. Sie hatte in ihrem Haus einen tschetschenischen Kollaborateur getötet. Subar flüchtet allein, sie erreicht Deutschland, wo sie erfährt, dass nun ihre Kinder von der Familie des Toten bedroht werden. Die 49-Jährige beginnt, die Flucht ihrer Kinder zu organisieren. Cavelius, die vor zwei Jahren »Leila« veröffentlichte, eine Geschichte über das Leben und Leiden in serbischen Gefangenenlagern, widmet sich in ihrem neuen Buch den Opfern eines weiteren Krieges, deren Schicksal wenig Beachtung findet. Sie tut dies einfühlsam, und sie entlässt ihre Leser mit dem Gefühl, dass zumindest Subars Elend ein Ende fand.
Alexandra Cavelius: »Die Zeit der Wölfe«. Ullstein, Berlin; 400Seiten; 22 Euro.