Flughafen Frankfurt Bundespolizei soll Frau zu "Stillbeweis" genötigt haben

Sicherheitsbeamte sollen am Flughafen Frankfurt eine 33-Jährige aufgefordert haben, sich zu entblößen und Milch aus ihrer Brust zu streichen. Die Bundespolizei dementiert.
Gepäckkontrolle im Flughafen von Frankfurt am Main (Symbolbild)

Gepäckkontrolle im Flughafen von Frankfurt am Main (Symbolbild)

Foto: Nicolas Armer/ picture alliance / dpa

Die 33-jährige Gayathiri Bose aus Singapur war auf dem Weg nach Paris, als ihr Gepäck beim Zwischenstopp am Flughafen Frankfurt kontrolliert wurde. Was Bose dann mit den deutschen Sicherheitsleuten erlebte, war laut ihren Angaben "entwürdigend" und "traumatisierend".

Beim Scannen ihres Handgepäcks habe man eine Milchpumpe entdeckt. "Sie stillen? Wo ist dann bitte ihr Baby? In Singapur?", sollen die Beamten ungläubig gefragt und dann darauf bestanden haben, sie gesondert zu dem Sachverhalt zu befragen. So berichteten es die BBC  und die britische "Daily Mail ".

Eine Angestellte habe sie in einen separaten Raum gebeten und sie aufgefordert, ihre Brust zu entblößen, sagte Bose der BBC. Dann habe die Beamtin sie aufgefordert, zu beweisen, dass sie eine stillende Mutter sei, indem sie etwas Milch aus ihrer Brust streiche.

"Ich stand unter Schock", so Bose. "Ich war ganz allein und unsicher, was mit mir passieren würde, wenn ich mich weigerte." Also willigte sie laut eigener Aussage ein. Daraufhin habe man sie entlassen und sie habe nach 45 Minuten ihren Flug nach Paris nehmen können.

"Erst als ich aus dem Raum kam, fing ich langsam an zu verstehen, was gerade passiert war", erinnerte sie sich. "Ich habe angefangen zu weinen und war völlig verstört." Jetzt überlegt die 33-Jährige, ob sie Anzeige erstatten soll.

Die Bundespolizei dementiert

Es ist aus Sicherheitsgründen seit 2006 verboten, auf einem Flug mehr als 100 Milliliter Flüssigkeit im Handgepäck bei sich zu tragen. Muttermilch ist allerdings in der EU und in den USA von dieser Regelung ausgenommen, wenn das Mitführen dem Sicherheitspersonal angekündigt wird.

Der Flughafenbetreiber Fraport wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Ein Sprecher der Bundespolizei widersprach energisch der Darstellung von Bose: "Ich war entsetzt, als ich von dem Vorwurf hörte", sagte Christian Altenhofen SPIEGEL ONLINE.

Niemand habe einen sogenannten Stillbeweis von der Passagierin verlangt. Die für die Kontrolle eingesetzte Polizistin sei selbst Mutter von zwei Kindern und mithin mit der Problematik vertraut. "Sie hat die Frau nicht aufgefordert, Milch aus der Brust zu streichen. Das wäre unzulässig und hätte auch aus logischen Gesichtspunkten keinen Sinn gemacht."

Die Beamtin habe eine "notwendige Nachkontrolle vorgenommen, indem sie Bose in einen Raum gebeten und dort aufgefordert habe, sich teilweise zu entkleiden, um eine Durchsuchung vorzunehmen. "Wenn bei der Kontrolle die Detektoren anschlagen, sind wir verpflichtet, die Person und deren Gepäck gesondert zu untersuchen."

ala
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