Zum Fußballspiel nach Medellín 76 Tote bei Flugzeugabsturz in Kolumbien
Die Reise zu einem Auswärtsspiel in Medellín endete für 22 Spieler des brasilianischen Erstliga-Fußballklubs Associação Chapecoense de Futebol tragisch. Ihr Flugzeug der bolivianischen Gesellschaft Lamia, in dem sich die Mannschaft und vermutlich 50 andere Passagiere sowie neun Besatzungsmitglieder befanden, stürzte am Montag gegen Mitternacht in einer bergigen und schwer zugänglichen Gegend in der Nähe der kolumbianischen Großstadt ab, wie die Luftfahrtbehörde Aeronautica Civil mitteilte. Berichten zufolge meldete das Flugzeug Probleme mit der Elektronik, kurz bevor es vom Radarschirm verschwand. Laut Angaben der Polizei kamen 76 der 81 Passagiere ums Leben, fünf konnten verletzt gerettet werden.
Bei der verunglückten Maschine handele es sich um eine Avro RJ. "Wir wissen noch nicht, ob dem Flugzeug das Benzin ausgegangen ist, es einen technischen Defekt gab oder ob das schlechte Wetter die Ursache war", sagte Elkin Ospina, Bürgermeister von La Ceja, der französischen Nachrichtenagentur AFP.

In der Nacht zu Dienstag suchten Rettungskräfte unter Hochdruck nach Überlebenden. Das Flugzeug kam aus dem bolivianischen Santa Cruz und verunglückte offenbar kurz vor der Landung auf dem Flughafen in Rio Negro, 50 Kilometer von Medellín entfernt. Kolumbianischen Medienberichten zufolge war das Fußballteam über Santa Cruz in Bolivien nach Kolumbien geflogen, nachdem es ursprünglich in São Paulo einen direkten Charterflug nehmen wollte. Dies hatte die Luftaufsicht aus bisher nicht bekannten Gründen untersagt.
Der brasilianische Klub aus dem Bundesstaat Santa Catarina wollte am Mittwoch gegen Atlético Nacional aus Medellín im Hinspiel des Finales um den Südamerika-Cup antreten.
"Das ist eine große Tragödie", sagte Medellíns Bürgermeister Federico Gutiérrez dem Nachrichtensender Blu Radio. Er begab sich umgehend zur Unfallstelle am Berg El Gordo nahe der Gemeinde La Unión im Osten des Departements Antioquia.
In den frühen Morgenstunden war noch nicht klar, wie viele Insassen das Unglück überlebt haben. In ersten Berichten unter Bezug auf die Feuerwehr hieß es, mindestens zehn Insassen würden am Unfallort behandelt. Es sei schwer, die Überlebenden aus dem Wrack zu befreien, da die Absturzstelle sehr stark bewaldet sei, sagte der Bürgermeister von La Unión, Hugo Botero López. Rettungskräfte und Feuerwehrleute aus mehreren Orten der Umgebung seien am Unglücksort im Einsatz.
Plane carrying members of Brazilian football team Chapecoense crashes in Colombia. https://t.co/hmFgramwTP pic.twitter.com/uVtfpTgf2L
— Sportstar (@sportstarweb) November 29, 2016
Die Krankenhäuser der Umgebung seien in Bereitschaft, die Überlebenden aufzunehmen. Im Krankenhaus von La Ceja wurde nach Angaben der Zeitung "El Tiempo" der Linksverteidiger von Associação Chapecoense, Alan Ruschel, im Schockzustand eingeliefert. Laut Angaben von Ärzten schwebe der Spieler aber nicht in Lebensgefahr. Auch eine Flugbegleiterin konnte gerettet werden. Laut Feuerwehr gibt es weitere Überlebende.

Das brasilianische Fußballteam von Chapecoense
Foto: EITAN ABRAMOVICH/ AFPDer Verein Associação Chapecoense de Futebol stammt aus der Stadt Chapecó im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. Er war erst 2014 in die Erste Liga Brasiliens aufgestiegen.
Der Titel in der Copa Sudamericana, dem kleineren kontinentalen Wettbewerb hinter der Copa Libertadores, vom Stellenwert vergleichbar mit der Europa League, wäre für den Verein der größte Erfolg in der Geschichte des erst 1973 gegründeten Vereins.
Am vergangenen Wochenende hatte die Mannschaft am vorletzten Spieltag der brasilianischen Meisterschaft gegen den späteren Meister Palmeiras São Paulo 0:1 verloren.

Palmeiras Gabriel Jesus (r.) gegen Chapecoenses Gil
Foto: PAULO WHITAKER/ REUTERSNacional lamenta profundamente y se solidariza con @chapecoensereal por el accidente ocurrido y espera información de las autoridades.
— Atlético Nacional (@nacionaloficial) November 29, 2016
Umgehend nach dem Unglück sandte Atlético Nacional über sein Twitter-Konto Beileidsbekundungen. "Wir bedauern zutiefst das Unglück und solidarisieren uns mit Chapecoense."