Flugzeugabsturz von Smolensk
Russland veröffentlicht letzte Funksprüche
Der Streit um die Verantwortung für den Absturz geht weiter: Russland und Polen schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Nun hat Moskau das Protokoll der Kommunikation zwischen der Flugsicherung und dem Flugzeug des Präsidenten Lech Kaczynski veröffentlicht.
Unglücksmaschine: Absturz am 10. April 2010 beim Landeanflug auf Smolensk
Foto: HO/ REUTERS
Moskau - Das Protokoll ist auf der Internetseite des russischen Luftfahrtkomitees (MAK) zu finden. Die letzten Minuten vor dem
Absturz des Flugzeugs mit Lech Kaczynski am 10. April 2010 in Smolensk sind dort nachzulesen. Die Abschrift soll zeigen, dass die russischen Fluglotsen von der Ankunft der polnischen Präsidentenmaschine überrascht wurden - und zugleich wegen des dichten Nebels und schlechter Sicht vor einer Landung warnten.
Zunächst teilte demnach ein Fluglotse am Smolensker Flughafen der zentralen Flugsicherung per Telefon mit, dass eine polnische Tu-154 im Anflug sei, sich aber nicht mit dem Flughafen abstimme und nicht um Landeerlaubnis nachfrage. Der polnischen Crew müsse gesagt werden, dass es dichten Nebel gebe. 40 Minuten später wandte sich der russische Kontrollturm den Aufzeichnungen zufolge an die Besatzung der Präsidentenmaschine und bedeutete ihr, angesichts einer Sichtweite von nur 400 Metern von einer Landung abzusehen. Der polnische Pilot antwortete, dass er versuchen werde zu landen.
Wenig später verständigten sich zwei Fluglotsen laut Protokoll darauf, dem Flugzeug erneut von einer Landung abzuraten, wobei sie sich einig waren, dass die Entscheidung bei der Flugzeugbesatzung liege. Diese teilte in ihrer letzten Mitteilung mit, dass die Scheinwerfer im Landeanflug an sind. Dann brach der Kontakt ab, und die russischen Fluglotsen ergingen sich in wüsten Beschimpfungen.
Kaczynskis Delegation war auf dem Weg ins russische Katyn, um der Opfer des Massakers an rund 22.000 Polen während des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Moskau und Warschau, deren Beziehungen durch die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg historisch belastet sind, näherten sich in ihrer gemeinsamen Trauer nach dem Unglück an. Die unterschiedliche Einschätzung der Unglücksursachen sorgte dann aber wieder für Irritationen.