Videospezial zu Freerun-Akrobat Kingston Ein Brite im Höhenrausch

Seine Filme lösen Schwindel aus: James Kingston wurde mit einer Klettertour auf einem Kran zum YouTube-Star, er springt über Asphaltschluchten, baumelt einarmig in der Höhe. Ein Videospezial über den Mann, der von sich behauptet: "Mein Training hat mich zu einem besseren Menschen gemacht."

SPIEGEL ONLINE: Sie baumeln in hundert Metern Höhe einarmig an einem Kran und springen über tiefe Asphaltschluchten. Warum macht man so etwas?

Kingston: Seit ich mit Freerunning angefangen habe, geht es mir darum, mich selbst herauszufordern und meine Wohlfühlzone zu verlassen. Ich wollte mich weiterentwickeln und ein besserer Mensch werden: mutiger und mit klareren Lebenszielen. Das hört sich vielleicht komisch an, aber durch Parkour habe ich gelernt, an mir zu arbeiten - an meinem Körper und an meinem Geist.

SPIEGEL ONLINE: Worauf kommt es beim Parkour an?

Kingston: Es ist die Kunst, Hindernisse zu überwinden. Dazu muss man eins mit sich selbst werden und genau wissen, was man seinem Körper zutrauen kann. Körperliche Fitness ist natürlich eine Grundvoraussetzung, aber vor allem geht es darum, Spaß zu haben.

SPIEGEL ONLINE: Was sagt denn Ihre Mutter, wenn sie Ihre Videos sieht?

Kingston: Meine Mutter hat gemerkt, wie sehr ich mich weiterentwickelt habe, wie mein Selbstbewusstsein gewachsen ist, seit ich mit Parkour angefangen habe. Sie unterstützt mich total. Nur die Kran-Videos guckt sie sich nicht gerne an. Sie kapiert einfach nicht, warum ich so etwas machen muss. Aber ich glaube, so lange sie sieht, dass alles gut läuft, ist es in Ordnung für sie.

SPIEGEL ONLINE: Wie oft trainieren Sie?

Kingston: Zu Beginn habe ich mindestens fünf Stunden am Tag geübt. Dadurch habe ich mir die körperliche Fitness und Muskelkraft antrainiert, die ich für die Sprünge brauche. Darauf kann ich jetzt aufbauen, den Spaß in den Vordergrund stellen und mehr ausprobieren. Aber das geht eben nur, weil ich zu Beginn meiner Karriere sehr fleißig war.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie sich schon mal richtig wehgetan?

Kingston: In meinem ersten Jahr habe ich mir mal den Zeh gebrochen, weil ich einen Sprung ausprobiert habe, der damals für mich zu schwierig war. Das war tatsächlich das Schlimmste, was mir je passiert ist - und eine wichtige Lektion. Ansonsten habe ich regelmäßig Kratzer und blaue Flecken. Aber das ist schon in Ordnung, das gehört einfach dazu.

SPIEGEL ONLINE: Hat die Polizei Sie schon mal bei einer Klettertour erwischt?

Kingston: Ja, ich hatte schon sehr oft mit Beamten zu tun, bin aber zum Glück noch nie in größere Schwierigkeiten gekommen. Natürlich gefällt der Polizei nicht, was ich da mache. Aber weil ich kein Verbrechen begehe, belassen sie es bei der Ermahnung, das bitte in Zukunft nicht wieder zu tun.

Das Interview führte Leonie Voss
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