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Brückeneinsturz: Trauer in Genua

Foto: MASSIMO PINCA/ REUTERS

Genua Tausende kommen zu Trauerfeier für Opfer des Brückeneinsturzes

In Italien herrscht an diesem Samstag Staatstrauer um die Opfer des Brückeneinsturzes. Zur Zeremonie in Genua kamen rund zehntausend Menschen, etliche Angehörige blieben aus Protest aber fern.

In Genua haben rund zehntausend Menschen an der zentralen Trauerfeier für die Opfer des Brückeneinsturzes vom Dienstag teilgenommen. Die Zeremonie begann gegen 11.30 Uhr in einer Messehalle in der norditalienischen Stadt. Außer Präsident Sergio Mattarella nahmen auch Ministerpräsident Giuseppe Conte und weitere Vertreter der rechtspopulistischen Regierung teil.

Allerdings blieben etliche Angehörige von Opfern des Einsturzes der Trauerfeier fern. Einige ziehen private Trauerfeiern in ihren Heimatorten vor. Andere blieben dem Gottesdienst allerdings demonstrativ fern und hielten ihre eigene Trauerfeier ab. Damit wollten sie gegen die ihrer Ansicht nach mangelnde staatliche Aufsicht über die Sicherheit der von einem Privatunternehmen betriebenen Brücke protestieren.

Auch wenn die Trauerfeier allen Opfern galt, standen deshalb nur 18 Särge in der Messehalle. Bislang wurden 38 Todesopfer des Einsturzes identifiziert, aktuellen Angaben zufolge ist die Zahl der Toten auf 42 gestiegen, da am Samstag weitere Opfer geborgen wurden.

"Der Einsturz der Morandi-Brücke hat Genua mitten ins Herz getroffen. Der Schmerz sitzt tief", sagt Genuas Erzbischof Angelo Bagnasco in seiner Predigt. Auch Papst Franziskus habe sein Mitgefühl ausgesprochen. "Wir wissen, dass jegliches menschliche Wort, egal wie ernst gemeint, wenig ausrichten kann."

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Brückeneinsturz: Trauer in Genua

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"Auf Genua schaut derzeit die ganze Welt, in einer großen Umarmung aus Emotionen, Zuneigung und Erwartung", sagt Bagnasco. Keine Rechtsprechung könne das Verlorene zurückgeben. In einer bewegenden und ebenfalls von Applaus unterbrochenen Ansprache macht Bagnasco klar, dass der Tag der Staatstrauer auch ein Tag des Mutes für die Zukunft sein soll. Genua habe mit dem Viadukt eine "essenzielle Arterie" verloren, aber die Stadt werde nicht aufgeben und kämpfen - wie schon in anderen schweren Situationen. Als ein Geistlicher die Namen der bisher identifizierten Opfer vorliest, gibt es erneut lauten Applaus.

Einer der 18 Särge ist klein und weiß, darin liegt die Leiche des jüngsten Opfers, des achtjährigen Samuele. Er war mit seinen Eltern unterwegs zur Fähre Richtung Sardinien, wo die Familie Ferien machen wollte.

Präsident Mattarella sprach nach der Trauerfeier gegenüber Fernsehreportern von einer "inakzeptablen Tragödie". Mit geröteten Augen versprach er sich dafür einzusetzen, dass "schnelle und rigorose Ermittlungen zu Verurteilungen führen".

In ganz Italien ist am Samstag Staatstrauer angeordnet. Vor öffentlichen Gebäuden weht die Fahne auf Halbmast. Bei den Fußballspielen des Wochenendes tragen die Spieler schwarze Armbinden und legen eine Schweigeminute ein. Die Spieler der beiden genuesischen Serie-A-Teams Sampdoria und Genua kamen zur Trauerfeier, ihre Partien wurden verschoben.

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In der Nacht zum Samstag hatten Rettungskräfte in den Trümmern der Brücke weitere Todesopfer entdeckt. Feuerwehrleute entdeckten die Leichen nach Angaben des Katastrophenschutzes in einem Auto, das unter einem Betonblock begraben lag. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, man gehe davon aus, dass es sich um den Pkw einer vermissten Familie mit drei Insassen handele. Italienischen Medien zufolge handelt es sich um ein Ehepaar und seine neunjährige Tochter. Offiziell wurde die Zahl der bei dem Einsturz getöteten Menschen jedoch zunächst weiter mit 38 angegeben.

Die vierspurige Morandi-Brücke im Westen von Genua war am Dienstag während eines Unwetters auf einer Länge von mehr als 200 Metern eingestürzt.

fdi/AFP/Reuters/dpa
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