Gerichtsanhörung Showdown zwischen Babs und Boris
Miami - "Wenn nicht irgendetwas wichtiges dazwischen kommt, werden wohl beide Eheleute vor Gericht aussagen. Das ist so üblich", sagte eine Sprecherin des Bezirksgerichts In Miami Dade. Es sei auch in Barbara Beckers eigenem Interesse zu erscheinen, um ihr persönliches Engagement zu verdeutlichen. Bei der zweiten Anhörung geht es um die Frage, wo der Scheidungsprozess verhandelt wird: in München, was Boris Becker will, oder in Florida, wofür seine Frau plädiert.
Bei der ersten Anhörung am Donnerstag hatte nur Boris Becker ausgesagt, da er einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit gestellt hatte, dem aber nicht stattgegeben wurde.
Barbara Becker hat vor dem Bezirksgericht in Miami auf Unterhalt und das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Söhne Noah (6) und Elias (1) geklagt. Eine Scheidungsklage von ihr liegt nicht vor. Diese hat aber Boris in München eingereicht; außerdem hat er das alleinige Sorgerecht beantragt. Seine Frau solle die Kinder unverzüglich nach Deutschland zurückbringen, verlangt der Ex-Tennisstar. Barbara Becker hält sich derzeit mit den Kindern auf der Nobel-Insel Fisher Island vor Miami auf.
Privatsender übertragen live
Sat.1 kündigte an, dass der Sender am Montag zumindest für eine Stunde live aus Miami dabei sein werde. Außerdem seien am Abend Sondersendungen wie im Boulevardmagazin "Blitz" geplant, erklärte Sat.1-Chefredakteur Jörg Howe. RTL will ebenfalls live übertragen. Wie Sat.1 wolle man live im Prozess jedoch nur so lange am Ball bleiben, wie der Fall interessant bleibe. Notfalls werde man auch im Abendprogramm dabei sein, sagte ein Sprecher. Ebenfalls wieder live beim Prozess dabei ist der Nachrichtensender N24, der am Donnerstag bereits die erste Anhörung in Miami gezeigt hatte.
In einer Emnid-Umfrage im Auftrag von SPIEGEL ONLINE sprachen sich 89 Prozent gegen eine Übertragung der Scheidung von Boris Becker und Barbara Becker im deutschen TV aus. Nur sieben Prozent sind für eine Übertragung.
ARD und ZDF werden dagegen nicht direkt aus dem US-Gerichtssaal berichten. Die ARD wird nach den Worten ihres Chefredakteurs Hartmann von der Tann nur innerhalb ihrer Nachrichtensendungen und im Boulevardmagazin "Brisant" über die Auseinandersetzung informieren, "aber nur wenn es sich ergäbe". Der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Helmut Reitze betonte, dass der Mainzer Sender sich an das in Deutschland geltende Prinzip halte, keine Live-Bilder aus Gerichtsverfahren zu zeigen. "Das ist für das ZDF die Scheidelinie".
Distanziert geht dagegen auch der Nachrichtensender n-tv zu Werk. Er wird nicht live berichten, nur in den Nachrichten. "Die Privatsphäre muss geschützt werden", sagte ein Sprecher.
DJV-Chef fordert Verzicht auf Live-Übertragung
Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes, Siegfried Weischenberg, forderte die Privatsender am Freitag im Saarländischen Rundfunk auf, auf stundenlange Live-Übertragungen aus dem Prozess zu verzichten. "Ich würde empfehlen, mit diesen Bildern behutsam umzugehen". Weischenberg plädierte dafür, dass die TV-Sender vom Verfahren nur zeitversetzte Ausschnitte senden, auch wenn rechtlich Live-Übertragungen aus einem US-Gerichtssaal nicht zu verhindern seien. Grundsätzlich befürwortet der DJV-Chef auch eine Lockerung des TV-Verbots in deutschen Gerichten. Von Sorgerechtsprozessen müsse die Öffentlichkeit jedoch weiter ausgeschlossen werden.