Die Regierung Eritreas hat die Genitalverstümmelung von Frauen unter Strafe gestellt. Wer diese Praxis verlange, fördere oder sich daran beteilige, müsse künftig mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe rechnen, hieß es heute.
Asmara - Das Verbot sei bereits am 31. März in Kraft getreten, erklärte das Informationsministerium im Internet. "Die Genitalverstümmelung ist ein Verfahren, das die Gesundheit von Frauen ernsthaft gefährdet, ihnen schwere Schmerzen und Leiden zufügt und ihre Leben in Gefahr bringt." Es gebe Kampagnen im ganzen Land, um auf die neue Regelung aufmerksam zu machen.
Fachleute wie Rüdiger Nehberg, der mit seinem Verein "Target" seit Jahren gegen die grausame Praxis kämpft, sind dennoch skeptisch, ob das Verbot durchgesetzt werden kann. "In 35 Ländern der Welt sind Genitalverstümmelungen von Frauen üblich, obwohl sie auch dort zumeist verboten sind. In der Praxis werden diese schweren Verbrechen aber nicht geahndet", sagte Nehberg SPIEGEL ONLINE. Ein Umdenken der Bevölkerung könne nur erreicht werden, wenn der Verzicht auf Beschneidungen endlich von religiösen Führern gepredigt werde, so Nehberg. "Darauf wollen wir in naher Zukunft massiv drängen."
Die Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen ist in Eritrea weit verbreitet. Hilfsorganisationen zufolge sind bis zu 90 Prozent der weiblichen Bevölkerung von der Praxis betroffen. Dabei werden die äußeren weiblichen Genitalien teilweise oder ganz herausgeschnitten, häufig von medizinisch ungeschulten Personen und mit primitiven Instrumenten.
Die Verstümmelungen verursachen bei den Frauen schwere körperliche und seelische Schäden und beeinträchtigen ihre Sexualität und Lebensqualität drastisch. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge gibt es weltweit bis zu 140 Millionen Frauen, deren Genitalien verstümmelt wurden, und jedes Jahr werden erneut drei Millionen Frauen Opfer dieser Praxis.
jdl/dpa/AP
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