Kein Halt in Berlin-Spandau Bahn lässt Kinder von Grünen-Chefin Baerbock stehen

ICE-Zug in Berlin (Symbolbild)
Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFPPendler, Urlauber, Fernreisende - sie alle quetschen sich vor dem Wochenende in die Züge. Am Berliner Bahnhof Spandau hatten einige von ihnen an diesem Freitag bei einem ICE in Richtung Mönchengladbach jedoch erst gar keine Gelegenheit dazu. Darunter leiden musste auch die Familie einer prominenten Politikerin.
"Das geht echt gar nicht", machte Grünen-Chefin Annalena Baerbock ihrem Unmut auf Twitter Luft, "ICE 1046 von Berlin Hauptbahnhof in Spandau durchfahren lassen wegen Sitzplatzmangel. Da stehen nun meine Kinder und können nicht zusteigen, obwohl wir ja reservierte Plätze haben... und ich kann auch nicht aussteigen..."
Kapazitätsgrenze erreicht?
Tatsächlich ließ der Zug den Stopp in Berlin-Spandau einfach aus. "Wir entschuldigen uns bei Frau Baerbock und den übrigen betroffenen Fahrgästen", teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage mit. Der Zug habe den für 16 Uhr geplanten Halt ausgelassen, "da kurzfristig einige Wagen des Zuges nicht zur Verfügung standen."
Der ICE sei "aufgrund der dadurch reduzierten Zahl der Sitzplätze bereits in Berlin Hauptbahnhof an der Kapazitätsgrenze und hätte nicht alle der in Spandau wartenden Fahrgäste aufnehmen können".
Liebe @DB_Bahn, das geht echt gar nicht. ICE 1046 von Berlin Hbf in Spandau durchfahren lassen wegen Sitzplatzmangel. Da stehen nun meine Kinder und können nicht zusteigen, obwohl wir ja reservierte Plätze haben... und ich kann auch nicht aussteigen...
— Annalena Baerbock (Archiv) (@ABaerbockArchiv) November 16, 2018
Dieser Darstellung widerspricht Baerbock auf Twitter. "Im Zug ist definitiv noch Platz", schrieb sie auf der Fahrt gen Westen. "Die reservierten Plätze waren auch noch frei gewesen. In Spandau steigen immer nur eine Handvoll Leute zu. Und man muss ja wenigsten aussteigen können - vor allem: Ansage wäre hilfreich...."
Mit Renate Künast schaltete sich schließlich auch eine weitere bekannte Politikerin in die Debatte ein. "An den Bahn-Vorstand schreiben! Geht ja gar nicht", sekundierte sie ihre Parteifreundin.
Die Bahn bat in einer Stellungnahme um Verständnis - und erkundigte sich auf Twitter auch nach dem Verbleib der Kinder. Eine Unternehmenssprecherin teilte mit: "Am Hauptreisetag Freitag setzt die Deutsche Bahn alle zur Verfügung stehenden Fahrzeuge ein, um die Fahrgäste ins Wochenende zu bringen. Leider stand deswegen kurzfristig kein Ersatz für die ausgefallenen Wagen bereit."

Annalena Baerbock
Foto: Jens Büttner/ dpaIm Lauf des Tages hat sich das Problem zumindest für Baerbocks Familie zumindest wieder entschärft. Die Politikerin schrieb: "Alles wieder gut. Danke." An ihrer grundsätzlichen Kritik hielt sie jedoch fest. "Beim nächsten Mal bitte anders entscheiden in der Leitstelle", schrieb sie. "Geht ja nicht nur mir so in solchen Situationen..."
Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die Bahn Anfang November einen Sonderhalt eingelegt hatte, nachdem der Moderator und Komiker Jan Böhmermann in den falschen Zug gestiegen war. Die Bahn sprach von einer "absoluten Ausnahme".