Von Bayern bis NRW
Skigebiete sollen mit Straßensperren abgeriegelt werden
Unzählige Tagestouristen strömten zuletzt in die deutschen Wintersportgebiete – und sorgten für dichtes Gedränge auf Pisten und Rodelstrecken, mitten in der Pandemie. Das soll sich nicht wiederholen.
Straßensperre am Sonntag in Winterberg: Zufahrt verboten
Foto: Henning Kaiser / dpa
Die Bilder von überfüllten Rodelbahnen und Skipisten erregten am vergangenen Wochenende bundesweit Aufsehen: Zu viele Menschen auf engem Raum, das ist auch außerhalb geschlossener Räume in der Pandemie ein großes Gesundheitsrisiko.
Nun entschließen sich immer mehr Wintersportorte, einen solchen Andrang künftig zu unterbinden: In Bayern kündigten die Behörden für die besonders beliebten Ausflugsregionen mit Blick auf den Dreikönigstag verstärkte Kontrollen durch die Polizei an.
Sachsen-Anhalts Innenminister Michael Richter (CDU) hatte bereits am Montag angekündigt, eine Sperrung der Zufahrtsstraßen zum Brocken in Erwägung zu ziehen.
Das nächste Verkehrschaos vermeiden
Auch im Wintersportort Willingen in Nordhessen werden Skipisten, Rodelhänge und Parkplätze am Wochenende für Besucher gesperrt. »Mindestabstände sind bei der Masse an Tagestouristen weder einhaltbar noch kontrollierbar gewesen – sogar im Freien«, sagte der Gesundheitsdezernent des Landkreises Waldeck-Frankenberg, Karl-Friedrich Frese. Man habe daher keine andere Möglichkeit als das Betretungsverbot gesehen.
Die Zufahrten zu den Wintersportgebieten Schwarzer Mann und Wolfsschlucht in Rheinland-Pfalz sind noch bis zum Sonntag voll gesperrt. Am Dienstag wurde die direkte Zufahrt zum Erbeskopf im Hunsrück wegen der schwierigen Witterungsbedingungen gesperrt. Der verschneite Höhenzug Deister bei Hannover zog ebenfalls viele Menschen an. Die Polizei sprach von einer angespannten Verkehrslage und überfüllten Parkplätzen.
In Nordrhein-Westfalen wollen mehrere Wintersportorte die Straßen zu ihrem Skigebiet ebenfalls sperren. In Reichshof im Bergischen Land solle dies am nächsten Wochenende geschehen, »um ein Verkehrschaos zu vermeiden und auch der Corona-Pandemie entgegenzuwirken«, teilte die Gemeinde mit.
»Diesen Winter geht es leider nicht«
Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies
»Wie sehr wir uns auch immer auf Schnee und die vielen Besucher aus den umliegenden Städten freuen, diesen Winter geht es leider nicht«, sagte Bürgermeister Rüdiger Gennies. Lifte und Loipen hatte die Gemeinde ohnehin nicht in Betrieb genommen.
Zuvor hatte bereits Winterberg im Sauerland Pisten und Parkplätze gesperrt. Auch die Gemeinde Hellenthal in der Eifel machte nach einem Ansturm von Ausflüglern am Wochenende die Parkplätze an Ausflugszielen dicht. »Die Lage ist etwas entspannter«, sagte ein Vertreter der 8000-Einwohner-Gemeinde am Tag nach Beginn der Maßnahmen. Mitarbeiter der Stadt kontrollierten vor Ort, ob Parkverbote und Corona-Vorschriften eingehalten wurden.
Mit Blick auf das kommende Wochenende wollen sich die Bürgermeister von Hellenthal und der benachbarten Orte im Kreis Euskirchen absprechen, wie der Sprecher sagte. Auch die Nachbargemeinden hatten unter dem Ansturm gelitten: Menschen nutzten teils Gärten als Toilette und parkten Autos wild am Straßenrand und auf Wiesen.
Auch in anderen Bundesländern erwägen die Verantwortlichen drastischere Maßnahmen, etwa in Thüringen: Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz sieht nach Gesprächen mit dem Innenministerium und der Polizei einen Weg für die von ihm geplante Abriegelung der Wintersportkommune für Ortsfremde, wie er auf Anfrage sagte: »Ich bin mehr als zuversichtlich, dass wir zu einer vernünftigen Lösung kommen.«
Ihm schwebe vor, dass an den Ortseingängen Kontrollen stattfinden, an denen nur diejenigen durchgelassen werden, die ein berechtigtes Interesse nachweisen können, sagte Schulz. Dazu zählten Anwohner, Lieferanten und Dienstleister sowie die Teilnehmer und Offiziellen des Biathlon-Weltcups, der dort am Freitag beginnt.
»Wenn es überhandnimmt, müssen wir dichtmachen«
»Auch ein gewisses Maß an Tagestouristen ist sicher vorstellbar, aber wenn es überhandnimmt, müssen wir dichtmachen«, sagte Schulz. Ob Oberhof am morgigen Mittwoch zum Ziel von Ausflüglern aus Sachsen-Anhalt und Bayern werde, könne er nicht einschätzen. In den beiden Bundesländern ist der 6. Januar ein Feiertag. Für den Weltcup am Wochenende und einen zweiten in der kommenden Woche sind keine Zuschauer zugelassen, das Gelände ist vollständig gesperrt.
Laut Schulz waren in den vergangenen Tagen mehr als 10.000 Touristen in die Stadt geströmt. Dabei seien Autos zum Teil in Feuerwehrzufahrten und an anderen sicherheitsrelevanten Stellen abgestellt worden: »Die ganze Stadt war zugeparkt.«
Mit Maßnahmen gegen Massentourismus ist auch im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb zu rechnen. Angesichts des andauernden Ansturms von Ausflüglern wollen die örtlichen Behörden und die Polizei gegen Gedränge und Verkehrschaos durchgreifen. Vor allem die Zustände auf der Bundesstraße 500 seien zuletzt extrem gewesen, sagte ein Sprecher des Ortenaukreises.