Belgien Erzbischof empört mit Aussage über "Gerechtigkeit" von Aids

Unverständnis und Empörung in Belgien: Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz des Landes hat mit einer Aussage zu Aids schockiert. Die Krankheit könnte eine "Art von immanenter Gerechtigkeit" für den Missbrauch der Liebe sein, heißt es in seinem Buch.

Brüssel - Der als erzkonservativ geltende André-Joseph Léonard bringt die Belgier nicht zum ersten Mal gegen sich auf: Nun aber hat das dortige Oberhaupt der katholischen Kirche mit einer Aussage zur "Gerechtigkeit" von Aids besonders große Empörung ausgelöst.

Die Immunschwäche-Krankheit könnte eine "Art von immanenter Gerechtigkeit" für den Missbrauch der Liebe sein, schrieb Léonard in einem am Donnerstag auf Niederländisch erschienenen Werk. "Die tiefe Natur der menschlichen Liebe zu missbrauchen" ende immer mit "Katastrophen", hieß es darin. Aids sei aber "keine Strafe von Gott" für die sexuelle Liberalisierung.

Politiker und Medien reagierten mit Unverständnis und Empörung. Die Gedanken seien eine "Beleidigung für zahlreiche Patienten, die gegen die Krankheit kämpfen, und die Leute, die sie behandeln", sagten die Abgeordneten Gwendolyn Rutten und Nele Lijnen von den flämischen Liberalen. "Monsignore Léonard schockiert erneut", titelte die große Tageszeitung "La Libre Belgique" am Freitag.

Bei dem Buch handelt es sich um die aktualisierte Version eines 2006 auf Französisch erschienen Werkes. Anfang 2010 übernahm Léonard das Amt des Vorsitzenden der belgischen Bischofskonferenz. Der als erzkonservativ geltende Primas hat in den ersten Monaten seines Amtes auch durch sein Umgehen mit den Missbrauchsfällen in der Kirche Kritik erregt.

siu/AFP
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