Helfer wohl durch Blockade verspätet Senat ermahnt Klimaaktivisten nach schwerem Unfall in Berlin

Betonmischer an der Unfallstelle: Frau eingeklemmt
Foto: Paul Zinken / dpaDer Rettungseinsatz in Berlin, der durch Klimablockaden behindert worden sein soll, sorgt in der Berliner Politik für Ärger und Kritik. Die Berliner Landesregierung hat die Aktivisten ermahnt, keine Menschenleben zu gefährden.
»Klimaproteste dürfen keine Menschen in Gefahr bringen«, teilte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch mit. Wenn dies so gewesen sei, so die Grünenpolitikerin, dann sei das »schlicht entsetzlich« und dürfe nicht wiederholt werden.
Es sei zu klären, inwieweit die Aktivisten Schuld daran hätten, dass einer von einem Betonmischer überrollten Radfahrerin nicht schneller habe geholfen werden können, hatte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zuvor bereits gefordert. Dies sei die Aufgabe von Polizei und Gerichten. Grundsätzlich sei die Gefährdung von Menschenleben »durch nichts zu rechtfertigen«, so die SPD-Politikerin.
Klimaforscher Latif über Klimaaktivisten: »Furchtbar«, »kontraproduktiv«, »völlig inakzeptabel«
Die Radfahrerin war am Montagmorgen in der Hauptstadt von einem Betonmischer erfasst und überrollt worden. Ein Spezialfahrzeug kam laut Feuerwehr verspätet zum Unfallort, weil es wegen Blockaden von Klimaaktivisten lange im Stau gestanden hatte. »Unsere Spezialtechnik stand leider auf der Autobahn im Stau«, sagte ein Sprecher dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Die Autobahn sei durch die Demonstration blockiert gewesen. Die Frau erlitt laut Polizei »schwerste, lebensgefährliche Verletzungen«.
Die Aktivisten der Gruppe »Letzte Generation« teilten am Montag mit, dass einige von ihnen auf der Stadtautobahn protestiert und den Verkehr unterbrochen hätten. Die Gruppe könne nicht ausschließen, dass die Verspätung des Fahrzeugs »auf einen durch uns verursachten Stau zurückzuführen ist«.
»Letzte Generation«: Man achte auf Rettungsgassen
Bei den Protestaktionen sei das oberste Gebot, »die Sicherheit aller teilnehmenden Menschen zu gewährleisten«, teilte eine Sprecherin mit. »Es bestürzt uns, dass heute eine Radfahrerin von einem Lkw verletzt wurde. Wir hoffen inständig, dass sich ihr Gesundheitszustand durch die Verspätung nicht verschlimmert hat.« Eine andere Vertreterin der »Letzten Generation« teilte mit, man achte sorgfältig darauf, dass Rettungsgassen eingehalten werden.
Der bekannte Klimaforscher Mojib Latif griff die Aktionen der Protestierenden ebenfalls scharf an. »Es ist furchtbar und kontraproduktiv. Das Vorgehen der Klima-Kleber ist völlig inakzeptabel«, sagte er der »Bild «-Zeitung. »Diese Leute machen mit ihren Aktionen mehr kaputt, als sie erreichen wollen.«
Er sieht durch die Aktionen die jahrelange Arbeit der Klimaforscherinnen und Klimaforscher in Gefahr. »Wenn das so weitergeht, heißt es, die Klimaforschung ist unseriös. Und das wollen wir nicht.«
Auch die Berliner Oppositionsparteien kritisierten die Klimaaktivisten scharf. »Das Leben einer jungen Frau steht auf dem Spiel, weil Klimachaoten die Berliner Straßen blockieren«, teilte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Balzer, mit. Die Justiz müsse mit all ihren Möglichkeiten durchgreifen. Das Strafmaß müsse ausgeschöpft werden.
Der Landesvorsitzende der Berliner FDP, Christoph Meyer, nannte die Aktivisten »kriminelle Straftäter«. Das Tolerieren durch Grüne und Linke müsse ein Ende haben – Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) dürfe »nicht länger wegschauen«.
Während sich Rettungskräfte um die Frau kümmerten, griff ein Unbekannter den 64-jährigen Fahrer des Betonmischers mit einem Messer an. Anschließend floh der Angreifer vom Unfallort. Sowohl die Radfahrerin als auch der Lkw-Fahrer wurden ins Krankenhaus gebracht.