Skandal um Bischof Tebartz-van Elst Limburger Katholiken wenden sich von Kirche ab

Limburger Bischofssitz (am Sonntag): Protest gegen Tebartz-van Elst
Foto: Thomas Lohnes/ Getty ImagesLimburg - Während der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst auf einen Termin beim Papst wartet, treten in seinem Bistum immer mehr Enttäuschte aus der katholischen Kirche aus. Es hätten sich Schlangen im Amtsgericht Limburg gebildet, berichtete die "Frankfurter Neue Presse" .
"Eine solche Welle haben wir noch nie erlebt", zitiert die Zeitung Sachgebietsleiter Rüdiger Eschhofen. Allein am Montag hätten 29 Kirchenmitglieder ihren Austritt erklärt, am Freitag 18, am Donnerstag 20 und am Mittwoch zwölf. "Normalerweise habe ich durchschnittlich einen Austritt alle zwei Tage", sagte Eschhofen laut dem Nachrichtensender N24.
Im Gebiet des Bistums leben eigenen Angaben zufolge insgesamt rund 650.000 Katholiken. Nach Informationen des SPIEGEL hat die Zahl der Kirchenaustritte dort angesichts des anhaltenden Skandals um den Bischof bereits zuvor erheblich zugenommen; das zeigen die Zahlen mehrerer Amtsgerichte. Insgesamt haben seit seinem Amtsantritt zum Jahresbeginn 2008 bis Ende vergangenen Jahres rund 25.000 Katholiken die Limburger Kirche verlassen. So war die Zahl der Austritte beim Amtsgericht Limburg im Jahr 2012 mehr als doppelt so hoch wie 2004, als Tebartz-van Elst noch nicht im Amt war.
Kanzlerin Merkel wertete die Affäre um den Bischof als sehr belastend für Katholiken. Im Bistum sei für jeden erkennbar eine sehr schwierige Situation entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, distanzierte sich nochmals von Tebartz-van Elst. "Der Druck ist für mich sehr hoch, denn die Leute warten auf Klarheit", sagte er. Es ist zweifellos auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, das werden wir bedenken." Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, sein Amtsbruder könne angesichts der eskalierten Situation nicht mehr in Limburg als Seelsorger arbeiten. Dazu fehle ihm die nötige Akzeptanz.
"Wie die Ankündigung eines Rücktrittsangebots"
Tebartz-van Elst wird Verschwendung bei der neuen Bischofsresidenz in Limburg vorgeworfen. Ursprünglich sollte der Neubau 2,5 Millionen Euro kosten, inzwischen sind es mindestens 31 Millionen Euro. Architekt Michael Frielinghaus sagte, seit der Kostenberechnung im Mai 2011 sei klar gewesen, dass der Neubau deutlich teurer werde. Gegen Tebartz-van Elst hat die Hamburger Staatsanwaltschaft zudem einen Strafbefehl wegen falscher Versicherung an Eides statt beantragt - dabei geht es um eine Flugreise des Bischofs nach Indien in der ersten Klasse.
Einem Bericht der "Frankfurter Neuen Presse" zufolge soll Tebartz-van Elst in der Hoffnung nach Rom gereist sein, dem Papst alles erklären zu können. Er rechnet demnach offenbar damit, dass der Prüfbericht der Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ihn entlasten wird. "Der Bischof argumentiert, dass er schließlich kein Geld unterschlagen, sondern in Limburg bleibende Werte geschaffen hat", zitiert die Zeitung einen namentlich nicht genannten Vertrauten von Tebartz-van Elst. Da dies dem Statut des Bischöflichen Stuhls entspreche, sehe der Bischof keinen Anlass, seinen Rücktritt anzubieten.
Allerdings könnte gerade das Statut zu einem Problem für Tebartz-van Elst werden. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" dokumentierte im Internet das Statut des Bischöflichen Stuhls und warf dem Bischof vor, dagegen verstoßen zu haben. So werde darin etwa die Vorlage eines Haushaltsplans gefordert, der laut Vermögensverwaltungsrat für 2012 und 2013 jedoch nicht vorlag.
Der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, sagte den "Ruhr Nachrichten": Dass der Limburger Bischof sein Schicksal in die Hände des Papstes legen wolle - "das klingt für mich fast wie die Ankündigung eines Rücktrittsangebots". Laut "Bild"-Zeitung traf Tebartz-van Elst am Montag im Vatikan mit dem kanadischen Kardinal Marc Ouellet zusammen, dem Chef der Bischofskongregation. Der 69-Jährige gilt als eine Art Personalchef im Vatikan.
Andere Bistümer wollen künftig offenbar für mehr Transparenz sorgen. So kündigte das Bistum Speyer an, die Finanzen des Bischöflichen Stuhls offenzulegen. In den vergangenen Tagen hätten sich viele Gläubige mit Sorge an ihn gewandt, teilte Bischof Karl-Heinz Wiesemann mit. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht einen riesigen Imageschaden für die gesamte katholische Kirche. "Er reicht mit Sicherheit an die Qualität der Missbrauchsdebatte heran", sagte Schüller "Focus Online".