Grüner Vorstoß für mehr vegane Angebote in Bremen »Ernährung ist in jedem Fall auch eine politische Frage«

Die Grünen in Bremen wollen eine »Ernährungswende für den Klimaschutz vorantreiben«. Kritik an ihren Vorschlägen kommt aus der Gastronomie – und vom Bürgermeister.
Rathaus in Bremen

Rathaus in Bremen

Foto: Sina Schuldt/ DPA

Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen in Bremen hat ein Positionspapier für eine vegane Ernährungswende erarbeitet. In einer Mitteilung  dazu heißt es: »Die derzeitige Ernährungsweise, insbesondere der hohe Fleischkonsum, verschärft den Klimawandel und hat negative Folgen für die Umwelt, die Tiere und unsere Gesundheit.« Nur wenn der Konsum tierischer Lebensmittel um rund drei Viertel reduziert werde, gebe es überhaupt eine Chance, das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten.

Für Bremen und Bremerhaven fordern die Grünen diese konkreten Maßnahmen, über die die »Kreiszeitung«  ausführlich berichtet hat:

  • Informationskampagne mit aktualisierten Ernährungsempfehlungen

  • öffentliche Mensen und Kantinen mit pflanzenbasierten Speisen zu Vorbildern machen

  • eine Pflanzenkochschule auch für Gastronominnen und Gastronomen etablieren

  • Bei Großveranstaltungen wie Freimarkt oder Breminale soll mindestens die Hälfte der Essensstände rein vegan sein

  • die Lebensmittelindustrie bei ihrer Umstellung auf fleischlose Alternativen unterstützen

Wenn man sich etwa die Konsequenzen der Ernährung für den Klimawandel anschaue, »dann ist Ernährung in jedem Fall auch eine politische Frage«, sagte der klimapolitische Sprecher der Grünenfraktion, Philipp Buck, dem Magazin »buten un binnen«  von Radio Bremen.

»Was wir essen, hat erheblichen Einfluss auf andere, oft unbeteiligte Dritte: Unsere Landwirtschaft verschärft dramatisch die größten ökologischen Krisen unserer Zeit, den Klimawandel und den Verlust von Artenvielfalt«, heißt es laut »Kreiszeitung« in dem Papier.

»Man muss die Menschen überzeugen«

Thorsten Lieder von der Bremer Gastro-Gemeinschaft sieht den Vorstoß kritisch. »Man muss die Menschen überzeugen, wenn man noch nachhaltiger und ökologischer wirtschaften möchte. Das erreicht man nicht durch Verbote oder gesetzliche Vorgaben«, sagte er laut »buten un binnen«.

Ähnlich äußerte sich Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD), der In Bremen gemeinsam mit den Grünen und der Linken regiert. »Ich bin sehr dafür, dass wir uns gesund, ausgewogen und klimabewusst ernähren. Aber ich bin sehr dagegen, dass der Staat den Menschen vorschreibt, was beim Essen auf den Tisch kommt«, sagte er dem »Weser-Kurier« .

Der Grünenabgeordnete Bruck wehrte sich bei Radio Bremen gegen den Vorwurf, mit dem Positionspapier erneut als »Verbotspartei« in Erscheinung zu treten. Man wolle die vorgeschlagenen Maßnahmen nun mit den Koalitionspartnern und der Opposition diskutieren. »Das Papier hat das Ziel, Angebote zu verändern und mehr Angebote zu schaffen«, sagte Bruck. »Die Leute sollen die Möglichkeit haben, sich vegan zu ernähren. Aber alle, die weiterhin Fleisch essen wollen, können das auch tun.«

wit
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