

Wie jede gute Eremitin steht sie am frühen Morgen auf, um ihren Gemüsegarten zu pflegen, ihre Hühner zu füttern, und um zu beten, beschreibt der Reuters-Journalist Angus Berwick das Leben von Rachel Denton. Sie führt ein gottgeweihtes Leben. Aber die frühere britische Nonne, die versprochen hat, den Rest ihres Lebens in Einsamkeit zu leben, habe auch eine andere Routine. Sie checkt täglich ihren Twitter-Account und folgt der Welt auf Facebook.
Anders als andere Einsiedler - 2013 wurde in den USA ein Mann entdeckt, der 27 Jahre ohne Kontakt zu anderen Menschen lebte - hat Denton demnach das Internetzeitalter für sich entdeckt. Statt in einer Höhle in der Wildnis lebe sie in einem einfachen, rot-geziegelten Haus im Dörfchen Market Rasen in der Grafschaft Lincolnshire im Osten Großbritanniens.
"Tweets sind selten, aber wertvoll", schrieb die 52-Jährige auf ihrem Profil - aber für den heutigen Einsiedler, sagte sie, sei Social Media lebenswichtig, wie es in dem Bericht heißt. "Dinge wie das Internet ermöglichen Einsiedelei auf sehr praktische Art und Weise", sagte sie dem Journalisten. So könne sie online shoppen und mit Freunden kommunizieren. "So bin ich Einsiedlerin aber ich bin auch menschlich", fügte die Katholikin demnach hinzu.
"Irgendwann heirateten alle ihre Freunde, ich heiratete Gott"
Denton habe die Einsamkeit gesucht, seit sie jung war, heißt es in der Geschichte "Aus der Höhle und auf Facebook". Aufgewachsen als eines von sechs Kindern in einer katholischen Großfamilie habe sie am meisten geschätzt, in ihrem Schlafzimmer alleine zu spielen. "Irgendwann heirateten alle ihre Freunde, ich heiratete Gott", erzählt die Frau, die 2002 ihren Posten als stellvertretende Schulleiterin einer Schule in Cambridge aufgab, um in Einsamkeit zu leben, in einer Videosequenz.
Seit einem Gottesdienst 2006, in dem ihr ein Bischof die Gelübde abnahm, lebt Denton nun als Eremitin lebenslang keusch, arm und gehorsam. Ihren Lebensunterhalt verdiene sie durch Kalligraphie und die Entwicklung und Herstellung maßgeschneiderter Schreibwaren und Karten.
Zu Beginn dieses Jahres sei dem Bericht zufolge bei ihr Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert worden, eine Form von Krebs. "Die Möglichkeit des Todes ist immer da", sagte sie demnach mit von der Chemotherapie kahlem Kopf. In den sozialen Netzwerken startete sie eine Spendenkampagne für die Behandlung von Krebspatienten.
Ihre Diagnose habe ihr Bedürfnis nach Isolation allerdings nicht verändert: "Bei einer Krebsdiagnose nimmt man sich ja oft noch bestimmte Dinge für das Leben vor. Ich habe mir vorgenommen, mein Leben als Einsiedlerin zu verbringen", wird sie zitiert. Dem Reuters-Fotografen Neil Hall, der sie in ihrem Alltag begleitete, dankte sie später, die intimsten Momente ihre Krankheit ausgespart zu haben - per Twitter, natürlich.
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Rachel Denton mit Ihrem Gebetsschal. Reuters-Fotograf Neil Hall hat die 52-Jährige in diesen und anderen intimen Momenten festgehalten.
Die Ermitin an ihrer Nähmaschine. Ihren Lebensunterhalt verdient die frühere Lehrerin und Nonne mit Kalligraphie.
Morgens kümmert sie sich um ihren Gemüsegarten, füttert ihre Katzen, betet - und checkt Facebook.
Rachel Denton zusammen mit anderen Pilgern im Jahr 1995 - seit 2002 lebt sie abgeschieden.
Die Krebspatientin beim Gebet: Das Internet und die sozialen Medien sind für sie als Eremitin lebenswichtig.
Was nicht in ihrem Garten bestellt sie online.
Rachel Denton bei ihrer Erstkommunion im Jahr 1970: Bereits als Mädchen, aufgewachsen in einer katholischen Großfamilie, liebte sie die Einsamkeit.
Wie bei der Kalligraphie nutzt sie die sozialen Medien mit Bedacht: "Tweets sind selten, aber wertvoll", sagt sie.
Abseits der virtuellen Welt lebt sie so, wie es für Eremiten typisch ist.
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