Plakat getöteter Tramperin bei "Trauermarsch" "Sophia ist kein Opfer von irgendeiner Einwanderungspolitik"

Ein Bild der getöteten Sophia L. wurde von rechten Demonstranten in Chemnitz gezeigt. Die Angehörigen der jungen Frau distanzieren sich nun mit scharfen Worten von der Verwendung des Fotos.
Ein Kranz zum Gedenken an Sophia L.

Ein Kranz zum Gedenken an Sophia L.

Foto: Daniel Karmann/ dpa

Teilnehmer des sogenannten Trauermarschs, zu dem die AfD und Pegida am Wochenende in Chemnitz aufgerufen hatten, trugen Fotos von mutmaßlichen Mordopfern vor sich her - darunter auch das Bild der im Juni getöteten Tramperin Sophia L. Die Familie und die Freunde der Studentin haben sich nun mit einem Statement gegen die Instrumentalisierung ihres Todes gewehrt.

Es sei offensichtlich, dass jemand, der inmitten von "Absaufen-Absaufen!"-Rufen und Hitlergrüßen marschiere, nicht trauere, heißt es in der Mitteilung. "Diese Veranstaltung war kein Ort der aufrichtigen Trauer um Sophia oder sonst irgendjemanden, sondern ein Ort der Hetze und der Niedertracht."

"Eine perverse Verdrehung von Sophias Leben"

Die Angehörigen der jungen Frau wiesen demnach weiterhin darauf hin, dass die Verwendung ihres Bildes nicht im Sinne Sophia L.s gewesen wäre. Sie habe sich gegen Ausgrenzung, Rassismus und Menschenfeindlichkeit eingesetzt. "Es ist eine perverse Verdrehung von Sophias Leben und all dessen wofür sie stand: Liebe, Mitgefühl und Menschlichkeit völlig unabhängig vom Kulturkreis, dem Land oder der sozialen Schicht aus der jemand stammt", heißt es.

"Wir lassen nicht zu, dass das Andenken an unsere Sophia für ausländerfeindliche Zwecke missbraucht wird. Wir stellen uns in ihrem Namen gegen die Instrumentalisierung ihrer Person für Hetze, Rassismus und Hass", heißt es."Sophia ist kein Opfer von irgendeiner Einwanderungspolitik - nicht nur, weil der Tatverdächtige gar kein in Deutschland lebender Immigrant war." Die Familie der Frau hatte sich bereits zuvor gegen rassistische Hetze verwehrt. Außerdem hatten sie die Arbeit der Polizei scharf kritisiert .

Die in Amberg in der Oberpfalz geborene 28-jährige Sophia L. hatte im Juni von ihrem Studienort Leipzig aus Richtung Nürnberg trampen wollen. Ein Lastwagenfahrer aus Marokko soll sie laut Polizei an einer Tankstelle mitgenommen und umgebracht haben. Er sitzt in Untersuchungshaft.

bbr
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten