Belästigungsvorwürfe Nobelrestaurant »Überfahrt« stellt Sternekoch Christian Jürgens frei

Das Restaurant »Überfahrt« am Tegernsee stellt den Spitzengastronomen Christian Jürgens frei. Zuvor hatte der SPIEGEL berichtet, dass frühere Mitarbeitende Jürgens Belästigung und Schikane vorwerfen.
Christian Jürgens in der Küche des Restaurants »Überfahrt« im Februar 2014

Christian Jürgens in der Küche des Restaurants »Überfahrt« im Februar 2014

Foto: Thomas Einberger / imago/argum

Der Spitzengastronom Christian Jürgens soll Mitarbeitende über Jahre schikaniert, belästigt und gedemütigt haben. Nun reagiert das Dreisternerestaurant »Überfahrt« im gleichnamigen Althoff-Hotel am Tegernsee und hat seinen bisherigen Küchenchef freigestellt. Das bestätigte das Unternehmen dem SPIEGEL.

»Zunächst möchten wir klar sagen, dass uns die Vorwürfe nach wie vor erschüttern«, heißt es in einem Statement der Althoff Hotels. Daher habe sich das Unternehmen »mit Wirkung vom 05. Mai 2023 (…) entschieden, Christian Jürgens freizustellen«. Die Anschuldigungen müssten im Detail geprüft und aufgeklärt werden, heißt es weiter.

Das Unternehmen verurteilt »grundsätzlich Übergriffe in der hier dargestellten oder ähnlicher Art«. Es habe eine Kanzlei mit der Prüfung der Vorwürfe beauftragt, damit diese bald geklärt würden.

Zuvor hatte der SPIEGEL berichtet, dass rund zwei Dutzend ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Gastronom Machtmissbrauch, Schikane und teils sexuelle Belästigung vorwerfen (lesen Sie hier die ausführliche Recherche ). Über Monate hat der SPIEGEL mit den früheren Angestellten aus Küche und Service gesprochen. Um unter Jürgens, einem der besten Köche der Welt, arbeiten zu dürfen, zahlten viele Mitarbeiter offenbar einen hohen Preis.

Zahlreiche Ehemalige beschreiben den Starkoch als manipulativ, cholerisch, sexistisch, übergriffig. Sein Verhalten hat demnach System – seit mehr als 20 Jahren. Wer vom »König vom Tegernsee«, wie ihn manche Angestellte hinter vorgehaltener Hand nennen, gefördert werden will, müsse die Schikane und Brüllerei, die Grapscher und Klapse hinnehmen. Wer das nicht aushalte, riskiere seine Karriere oder zerbreche.

Christian Jürgens hat über seine Anwältin die »schwerwiegenden Vorwürfe« als »unwahr« zurückgewiesen. Die im SPIEGEL geschilderten Vorgänge hätten sich »zu keinem Zeitpunkt« ereignet.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es im Vorspann, das Restaurant »Überfahrt« habe die Zusammenarbeit mit Christian Jürgens beendet. Tatsächlich ist der Koch freigestellt. Wir haben die Passage korrigiert.

mgo
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