Kampf gegen die Pandemie Deutschland impft nur noch im Schneckentempo

Corona-Schutzimpfung in Altötting: Lauterbach kämpft für die Impfpflicht
Foto: Wolfgang Maria Weber / IMAGODas Impfen gegen das Coronavirus geht in Deutschland noch langsamer voran als zuletzt. Am Freitag wurden in Deutschland gerade mal noch rund 156.000 Impfdosen verabreicht, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstag hervorgeht.
Zum Vergleich: Am Freitag vor einer Woche hatten sich inklusive Nachmeldungen immerhin noch knapp 224.000 Menschen (ohne Nachmeldungen 193.000) impfen lassen. Die aktuelle Tageszahl verabreichter Impfungen ist immer vorläufig, da nicht alle verabreichten Impfdosen sofort gemeldet werden.
Große Gruppe weiterhin ungeimpft
Mittlerweile haben 75,1 Prozent der Bevölkerung (mindestens 62,5 Millionen Menschen) einen Grundschutz erhalten, für den meist zwei Spritzen nötig sind. 56,2 Prozent (46,7 Millionen) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung bekommen. Mindestens einmal geimpft sind 76,2 Prozent (63,4 Millionen).
Eine hohe Impfquote gilt als entscheidend für ein rasches Ende der Pandemie. Eine große Gruppe von 23,8 Prozent der Bevölkerung (19,8 Millionen Menschen) ist laut dem Impf-Dashboard des Gesundheitsministeriums aber weiterhin ungeimpft. Für 4,8 Prozent (vier Millionen) ist allerdings bisher kein Impfstoff zugelassen, weil sie vier Jahre oder jünger sind. Für die anderen streitet die Politik derzeit über eine allgemeine Impfpflicht, um gegen künftige Wellen etwa im Herbst gewappnet zu sein.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hofft dabei auch nach einer zähen Debatte weiter auf eine Mehrheit im Bundestag. »Wir kämpfen für die Impfpflicht«, sagte der SPD-Politiker der Tageszeitung »taz«. Sie sei auch weiterhin notwendig. Die Impfquote erhöhe man nun nicht »durch noch eine Impfkampagne, sondern nur durch die Impfpflicht«.
Gesundheitsminister Lauterbach
Er arbeite dafür, »dass am Ende ein gemeinsamer Antrag vorliegt und viele Unionsabgeordnete ihre staatstragende Verantwortung ernst nehmen«, sagte Lauterbach. »Wenn im Herbst wieder Einschränkungen nötig sind, wird sich jeder daran erinnern, wer aus parteipolitischem Kalkül die Impfpflicht verhindert hat.«
Lauterbach wirft CDU Unehrlichkeit vor
Der CDU warf er vor, die Impfpflicht ausbremsen zu wollen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst fordere zwar, dass es schnell gehen müsse mit der Impfpflicht, sagte Lauterbach in einem Video-Grußwort beim digitalen Parteitag der NRW-SPD.
Aber es werde immer so dargestellt, als ob die Impfpflicht ein Projekt der Ampel in Berlin sein müsse und die Bundesregierung das umsetzen müsse. Dabei sei es die CDU im Bundestag, die »alles dafür tut, dass wir die allgemeine Impfpflicht möglicherweise nicht hinbekommen sollen«, so Lauterbach. »Das ist nicht ehrlich.«
Lauterbach hat bereits klargemacht, dass er einen Vorstoß mehrerer Abgeordneter der Ampelkoalition für eine Impfpflicht ab 18 Jahren unterstützt. Mit Blick auf den Entwurf einer anderen Gruppe für verpflichtende Beratungen und dann eine mögliche Impfpflicht erst ab 50 Jahren sagte er: »Damit riskiert man hohe Fallzahlen bei den Jüngeren. Bei einer Variante wie Delta gäbe es bei Jüngeren schwere Verläufe, bei Diabetikern, an Krebs Vorerkrankten, Übergewichtigen und Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion.«
Das RKI weist jedoch auch seit Längerem darauf hin, dass die ausgewiesenen Zahlen als Mindestimpfquoten zu verstehen sind – und die Zahl der tatsächlichen Impfungen womöglich höher liegt. Eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem könne nicht erreicht werden. Das RKI geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote bis zu fünf Prozentpunkte über dem auf dem Dashboard angegebenen Wert liegt.