Land im Bürgerkrieg Jemen meldet erste Coronavirus-Infektion

Medizinisches Personal in einem Krankenhaus in Sanaa: Das Coronavirus könnte den Jemen hart treffen
Foto: Hani Mohammed/ APAuch der Jemen hat nun erstmals eine Infektion mit Sars-CoV-2 gemeldet. Nach Medienangaben teilte das nationale Notfallkomitee zur Bekämpfung der Corona-Pandemie mit, dass der erste Fall die östliche Provinz Hadramaut betreffe. Die betroffene Person werde medizinisch versorgt, hieß es, ihr Zustand sei stabil.
Wegen der großen humanitären Not im Jemen befürchten Hilfsorganisationen viele Opfer, sollte sich die Lungenkrankheit Covid-19 dort ausbreiten. Nach Angaben der Vereinten Nationen brauchen im Land 24 Millionen Menschen - rund 80 Prozent der Bevölkerung - Hilfe.
Die Uno spricht im Fall des Jemen von der schlimmsten humanitären Krise der Neuzeit: Im Bürgerkrieg sind in dem Land bereits Zehntausende Menschen getötet worden. Der Jemen war bis zuletzt das einzige verbliebene Land der Arabischen Halbinsel, das noch keinen Coronavirus-Fall gemeldet hatte.
Der Jemen zählt zu den ärmsten Ländern der Erde, im Land herrscht seit mehr als fünf Jahren Bürgerkrieg. Millionen Menschen sind von Hunger bedroht und mussten vor Kämpfen fliehen, die medizinische Grundversorgung gilt als zusammengebrochen.
Coronavirus: Coronaviren sind eine Virusfamilie, zu der auch das derzeit weltweit grassierende Virus Sars-CoV-2 gehört. Da es anfangs keinen Namen trug, sprach man in den ersten Wochen vom "neuartigen Coronavirus".
Sars-CoV-2: Die WHO gab dem neuartigen Coronavirus den Namen "Sars-CoV-2" ("Severe Acute Respiratory Syndrome"-Coronavirus-2). Mit der Bezeichnung ist das Virus gemeint, das Symptome verursachen kann, aber nicht muss.
Covid-19: Die durch Sars-CoV-2 ausgelöste Atemwegskrankheit wurde "Covid-19" (Coronavirus-Disease-2019) genannt. Covid-19-Patienten sind dementsprechend Menschen, die das Virus Sars-CoV-2 in sich tragen und Symptome zeigen.
Die Huthi-Rebellen, die von Iran unterstützt werden, hatten im Jahr 2014 große Teile des Landes überrannt, darunter die Hauptstadt Sanaa. Sie kämpfen gegen die internationale anerkannte Regierung. Diese wird von einer von Saudi-Arabien angeführten Koalition unterstützt. Das Bündnis hatte in dieser Woche wegen der Pandemie überraschend eine zweiwöchige Waffenruhe angekündigt. Die Huthi-Rebellen lehnten die Feuerpause jedoch als "politisches Manöver" ab. Die Militärkoalition wolle damit nur ihr Image verbessern, sagte ein Huthi-Sprecher. Ihre Luftangriffe habe sie nicht eingestellt.
Vor gut zwei Wochen hatten die jemenitische Regierung, die Huthi-Rebellen und Saudi-Arabien bereits einem Aufruf zu einer Waffenruhe von Uno-Generalsekretär António Guterres zugestimmt, um das Land vor einer Ausbreitung des Coronavirus zu bewahren. Keine der drei Parteien machte jedoch konkrete Vorschläge für die Umsetzung. Stattdessen flammten die Kämpfer wieder auf.
Die Provinz Hadramaut, aus der nun die erste Coronavirus-Infektion gemeldet wurde, wird von Regierungsgruppen kontrolliert.