

Stuttgart - Vor vier Wochen wurden im Schlossgarten in Stuttgart unter massivem Polizeischutz die ersten 25 von rund 300 Bäumen gefällt worden, um Platz zu schaffen für das umstrittene Bahnprojekt . Naturschützer kreideten der Bahn an, wichtige Umwelt-Unterlagen unterschlagen zu haben. Die Fällarbeiten beschäftigten deshalb anschließend sogar das Verwaltungsgericht.
In einem sehr symbolischen Protest haben Stuttgart-21-Gegner jetzt die Baustelle zumindest kurzzeitig wieder zum Grünen gebracht: Am Samstag stürmten 26 Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood und der Initiative Parkschützer das Areal und pflanzten dort provisorisch mehrere neue Bäume, junge Platanen, Eschen und Spitzahornbäume.
Gedacht war die Aktion, die am Rande einer S21-Kundgebung stattfand, als "Wiedergutmachung" für die kürzlich gefällten Bäume. Vor allem fordern die Naturschützer mit ihren Pflanzungen, dass die Arbeiten am Grundwassermanagement für Stuttgart 21 sofort eingestellt werden und das Gelände dem Park zurückgegeben wird. Durch die bis 2024 vorgesehene Grundwasserabsenkung würden die Bäume im gesamten Schlossgarten gefährdet.
Die Baumpflanzer beklagen, dass die Bahn ihre Bauarbeiten entgegen der Abmachungen für die Schlichtungsgespräche fortsetzt. Matthias von Herrmann, Sprecher der Parkschützer, die nicht an den Gesprächen teilnehmen, sagte: "Spätestens seit gestern ist bekannt, dass die Bahn ... sich an keinerlei Zusagen hält."
Zu Beginn der zweiten Runde der Schlichtung am Freitag hatten die Projektgegner der Bahn Verstöße gegen die Friedenspflicht vorgeworfen. Der Schlichter Heiner Geißler hatte beide Seiten ermahnt, sich an die Abmachung zu halten. Er verurteilte die Besetzungen des Südflügels und Beleidigungen gegen Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) ebenso wie die Fortführung der Arbeiten durch die Bahn.
Aktivisten in Gewahrsam, zwei Polizisten verletzt
Mehreren Demonstranten, die am Samstag die Baustelle stürmten, droht nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung. Bei der Aktion wurden ein Aktivist beim Überklettern des Bauzauns sowie zwei Polizisten verletzt. Die Polizei rückte mit rund 100 Beamten an und bildete eine Kette um den Bauzaun. Angeblich Hunderte von Teilnehmern der Demo, die zwischenzeitlich herbeigeeilt waren, rüttelten daran. 19 Aktivisten wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, das Baugelände wurde geräumt.
An der parallel stattfindenden Demonstration unter dem Motto "Kultur statt Größenwahn" nahmen nach Polizeiangaben mehr als 10.000 Menschen teil, die Veranstalter sprachen von bis zu 33.000.
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Naturschützer im Stuttgarter Schlossgarten: Aktivisten haben am Samstag die Baustelle gestürmt und symbolisch mehrere Bäume gepflanzt.
Die Aktion von Robin Wood und den sogenannten Parkschützern spielte auf die vor einem Monat abgeholzten Bäume an. Sie mussten dem Mega-Projekt Stuttgart 21 weichen.
Gedränge am Bauzaun: Weil die Begrünungsaktion am Rande eines Protests von S21-Gegner stattfand, waren schnell zahlreiche Demonstranten vor Ort.
Die Stuttgart-21-Gegner sind empört darüber, dass die Bahn die Arbeiten für ihr umstrittenes Projekt weiterführt, obwohl der Schlichtungsprozess es verbietet.
Demonstranten im Gerangel mit Beamten: Die Polizei war mit rund 100 Mann vor Ort, dem sollen mehrere Hundert Aktivisten am Bauzaun gegenüber gestanden haben.
Beamte führen eine Baumpflanzerin ab: 19 Aktivisten wurden an diesem Tag festgenommen. Bei der Demonstration sollen zwei Polizisten verletzt worden sein.
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