Gleichstellungspolitik Schweizer Parlament verabschiedet Ehe für alle

Der Nationalrat in der Schweiz hat als eines der letzten Parlamente Westeuropas die Ehe für alle beschlossen. Die Abgeordneten erlauben lesbischen Frauen auch die Zeugung eines Kindes per Samenspende.

In der Schweiz brauchen manche Dinge in der Gleichstellungspolitik länger. Das allgemeine Frauenwahlrecht wurde erst in den Siebzigerjahren eingeführt, in einigen Kantonen sogar erst 1990. Auch bei der Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare ist die Eidgenossenschaft mal wieder etwas langsamer als die anderen Länder Westeuropas.

Jetzt soll das Gesetz aber geändert werden. Die große Parlamentskammer des Nationalrats hat beschlossen, die Ehe für alle zuzulassen. Sie stimmte mit 124 zu 72 Stimmen auch der Vorlage zu, lesbischen Paaren die Zeugung von Kindern per Samenspende zu erlauben. Über diesen Zugang zur Fortpflanzungsmedizin hatte es laut "Neuer Zürcher Zeitung " heftige Diskussionen gegeben, die Debatte sei zweimal verschoben worden. Die Fraktion der konservativen SVP sowie einzelne Parlamentarier waren gegen die Vorlage.

Referendum gegen Ehe für alle angekündigt

Bislang gab es in der Schweiz nur eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare. Sie haben damit aber nicht die gleichen Rechte etwa bei der Einbürgerung oder der Adoption wie andere Paare. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer die nun beschlossene Ehe für alle befürwortet.

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Trotzdem ist die Gleichberechtigung Homosexueller in diesem Bereich mit der Entscheidung noch nicht vollzogen. Die nationalkonservative Partei EDU (eidgenössische-demokratische Union) hat angekündigt, mit einem Referendum  gegen den Beschluss ankämpfen zu wollen. Die EDU hat zwar nur einen Abgeordneten im Parlament. Wenn sie genügend Unterschriften zusammenbekommt, wäre jedoch eine Volksabstimmung fällig.

In den meisten Ländern Westeuropas ist die Ehe für alle bereits Gesetz, in Deutschland seit 2017. Die Möglichkeit wird stark genutzt: Jede 14. neue Ehe in Deutschland ist seither gleichgeschlechtlich. Knapp 33.000 homosexuelle Paare haben seit Herbst 2017 geheiratet. Ungefähr zwei Drittel von ihnen lebten aber bereits zuvor in einer eingetragen Lebenspartnerschaft.

apr/dpa
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