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EKD-Ratsvorsitzende Polizei stoppte Bischöfin Käßmann betrunken am Steuer

Schwere Vorwürfe gegen Margot Käßmann: Die Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland fuhr mit 1,54 Promille Blutalkohol über eine rote Ampel - und wurde von der Polizei angehalten. Jetzt läuft ein Ermittlungsverfahren gegen die Bischöfin.

Hannover - Margot Käßmann gerät massiv unter Druck: Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung soll die Bischöfin am vergangenen Samstag betrunken mit ihrem Dienstwagen gefahren sein und dabei in Hannover eine rote Ampel überquert haben.

Wie das Blatt berichtet, stoppten Streifenpolizisten die höchste Würdenträgerin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegen 23 Uhr in der Innenstadt von Hannover. Bei der Kontrolle hätten die Beamten Alkohol gerochen und Käßmann daraufhin einem Atemalkoholtest unterzogen.

Staatsanwalt Jürgen Lendeckel aus Hannover erklärte am Dienstag, dass die Laboruntersuchung einer Blutprobe der Bischöfin einen Wert von 1,54 Promille ergeben habe. SPIEGEL ONLINE sagte Lendeckel: "Der Promillewert von 1,1 ist ein Schwellenwert. Alles, was darüber liegt, bedeutet eine absolute Fahruntüchtigkeit und wird strafrechtlich verfolgt." Käßmann müsse nun wegen Trunkenheit am Steuer mit einer Geldstrafe in Höhe eines Monatsgehalts rechnen. Außerdem drohe ihr der Entzug ihres Führerscheins für ein Jahr.

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Margot Käßmann: Bischöfin in der Bredouille

Foto: Markus C. Hurek/ dpa

Anja Gläser von der Polizeidirektion Hannover erklärte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE, dass bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Käßmanns Führerschein sei eingezogen worden. Ob die Bischöfin bei der erneuten Beantragung der Fahrerlaubnis eine medizinisch-psychologische Untersuchung - den sogenannten "Idiotentest" - absolvieren muss, entscheidet die Führerscheinstelle.

"Ich bin über mich selbst erschrocken"

"Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich einen so schlimmen Fehler gemacht habe", zitiert die "Bild"-Zeitung die EKD-Ratsvorsitzende. "Mir ist bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer ist. Den rechtlichen Konsequenzen werde ich mich selbstverständlich stellen."

Pressesprecherin Silke Römhild von der Evangelischen Kirche Deutschlands bestätigte gegenüber SPIEGEL ONLINE den Bericht der "Bild"-Zeitung. "Das Statement von Frau Käßmann ist korrekt zitiert worden", sagte sie. Darüber hinaus wolle sich die EKD zu dem Vorfall derzeit nicht äußern, so Römhild.

Käßmann war Ende Oktober als erste Frau an die Spitze der Evangelischen Kirche Deutschlands gewählt worden. Sie löste den Berliner Bischof Wolfgang Huber ab, der aus Altersgründen ausgeschieden war. Käßmanns bisherige Amtszeit war bestimmt von der Kontroverse um ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. "Nichts ist gut in Afghanistan", hatte die Bischöfin in ihrer Neujahrspredigt gesagt, und damit viel Protest, auch aber Unterstützung erfahren.

ala/dpa/AFP
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