Abkommen mit Ruanda Erzbischof von Canterbury kritisiert britische Flüchtlingspolitik harsch

Großbritannien will Geflüchtete künftig nach Ruanda ausfliegen. Der oberste Geistliche der Landeskirche verurteilte den Deal nun scharf: Eigene Verantwortung auszulagern sei »das Gegenteil der Natur Gottes«.
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, bei der Ostermesse

Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, bei der Ostermesse

Foto: Gareth Fuller / AP

Mit ihrem Vorhaben, Asylbewerber während eines Antragsverfahrens in das ostafrikanische Ruanda zu schicken, hat die britische Regierung harsche Kritik aus der Kirche auf sich gezogen. Die eigene Verantwortung an ein anderes Land auszulagern sei »das Gegenteil der Natur Gottes, der selbst die Verantwortung für unser Scheitern übernommen hat«, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, in seiner Osterpredigt. Die ungewöhnlich klare Stellungnahme schaffte es am Ostersonntag auf die Titelseiten mehrerer britischer Zeitungen. 

Die konservative britische Regierung hatte in dieser Woche ihren Plan vorgestellt, Geflüchtete während ihres Asylverfahrens in das rund 6500 Kilometer entfernte Land auszufliegen. Ein entsprechendes Abkommen mit Ruanda ist bereits unterzeichnet worden. »Die Details sind Sache der Politik. Aber das Prinzip muss dem Urteil Gottes standhalten, und das kann es nicht«, sagte Erzbischof Welby in seiner Predigt.

Auch Menschenrechtsaktivisten und Opposition äußerten sich empört über das »grausame und gemeine« Vorhaben. Die Pläne »widersprechen dem Geist und Text der Genfer Flüchtlingskonvention«, warnte das Uno-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR.

Am Wochenende wurde bekannt, dass die Innenministerin und konservative Hardlinerin Priti Patel Bedenken eines hochrangigen Mitarbeiters mit einer speziellen, selten genutzten Direktive übergangen hat. Der Mitarbeiter hatte auf die Kosten des Vorhabens hingewiesen.

kfr/dpa
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