Erzbischof Zollitsch Katholische Kirche will barmherzig zu Wiederverheirateten sein

Wiederverheiratete Geschiedene sind von der Eucharistie in der katholischen Kirche ausgeschlossen. Das könnte sich ändern, sagt Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz - dies sei eine Frage der Barmherzigkeit.
Katholische Kirche: Abendmahl auch für Wiederverheiratete?

Katholische Kirche: Abendmahl auch für Wiederverheiratete?

Foto: Ingo Wagner/ dpa

Bonn - Die katholische Kirche ringt an vielen Stellen mit gesellschaftlichen Entwicklungen. Homo-Ehe, Zölibat - die Reibungspunkte bestehen seit vielen Jahren. Zudem ist das Ansehen der Institution nach dem Missbrauchsskandal 2010 schwerbeschädigt. Im vergangenen Jahr traten 180.000 Menschen aus der Glaubensgemeinschaft aus.

Nun scheint sich die katholische Kirche ein wenig zu bewegen - zumindest in einem Punkt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, rechnet mit Reformen beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Nach den derzeit geltenden Regeln sind sie von der Eucharistie ausgeschlossen. Es gehe darum, Menschen zu helfen, "deren Leben in wichtigen Dingen unglücklich verlaufen ist", sagte Zollitsch der Wochenzeitung "Die Zeit". Dazu gehöre auch eine gescheiterte Ehe.

"Ich glaube ..., dass wir in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen weiterkommen werden - zu meinen Lebzeiten", sagte Zollitsch. Das sei eine Frage der Barmherzigkeit. Als Beispiel nannte er den katholischen Bundespräsidenten Christian Wulff, der nach einer Scheidung zum zweiten Mal verheiratet ist. "Er ist für mich ein Katholik, der seinen Glauben lebt und darunter leidet, wie die Situation ist."

Zollitsch äußerte gelegentlichen Unmut über das schleppende Tempo von Veränderungen in der Kirche: "Ich laufe auch manchmal Gefahr, müde zu werden, und denke: Warum geht es nicht schneller?" Andererseits gebe es in Rom auch Kreise, "die wittern gleich den Glaubensabfall, wenn wir in Deutschland etwas kontroverser diskutieren". Angesichts der tiefen Krise, in der die katholische Kirche seit dem Missbrauchsskandal steckt, hatte die Bischofskonferenz einen Dialogprozess über Reformen in Gang gesetzt.

Korrektur: In einer ursprünglichen Version dieses Artikels wurde der Begriff des Abendmahls gebraucht. In der katholischen Kirche wird der Begriff der Eucharistie verwendet. Zudem hieß es, Geschiedene seien in der katholischen Kirche von der Eucharistie ausgeschlossen. Tatsächlich gilt dies nur für wiederverheiratete Personen. Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.

ulz/dpa
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