Seoul - Warum sank die "Sewol"? Einen Tag nach dem Untergang der Fähre vor der Südwestküste Südkoreas ist die Unglücksursache unklar. Fast 300 Passagiere werden vermisst, die Rettungsmannschaften suchen weiter nach Überlebenden - doch die Hoffnung schwindet.
Die Küstenwache befürchtet, dass ein Großteil der mehr als 470 Menschen an Bord im Rumpf der Fähre eingeschlossen wurde. Laut der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap beteiligten sich 169 Boote und 29 Flugzeuge an der Suche nach Überlebenden. Taucher versuchten, ins Innere des gesunkenen Schiffs vorzudringen. Aber die starke Strömung und schlechte Sicht erschwerten die Arbeiten an der Unglücksstelle.
Bisher bestätigte der Krisenstab der Regierung neun Todesopfer. Es wird befürchtet, dass die Zahl noch dramatisch steigt. Die Zahl der Geretteten wird mit rund 180 angegeben.
Als Regierungschef Chung Hong Won auf der Insel Jindo mit Angehörigen der Vermissten sprach, kam es zu teilweise turbulenten Szenen. Einige Familien kritisierten den Politiker scharf, er wurde auch mit einer Wasserflasche beworfen.
Unter den bestätigten Todesopfern sind auch mehrere Schüler. Insgesamt waren mehr als 325 Teenager einer Oberschule aus einer Vorstadt von Seoul an Bord des Schiffes. Zusammen mit Lehrern waren sie auf einem Ausflug zur südlichen Ferieninsel Cheju unterwegs, als das Schiff am Mittwochmorgen in Seenot geriet. Wenige Stunden später ragte nur noch der Bugwulst aus der Wasseroberfläche hervor.
Die Ermittlungszentrale der Küstenwache habe mittlerweile den Kapitän und weitere Besatzungsmitglieder befragt, berichtete der Rundfunksender KBS. Deren Aussagen ließen vermuten, dass ein ruckartiges Drehen des Schiffes im Zuge einer notwendigen Kursänderung vor der Insel Chindo zu der Katastrophe geführt haben könnte. Ermittler schlossen dem Bericht zufolge dieses Szenario als Unglücksursache nicht aus.
Ein Sprecher der Küstenwache wollte sich zu Spekulationen über die Unglücksursache nicht äußern. Einen Yonhap-Bericht über ein mögliche schnelle Kursänderung hatte er laut der Nachrichtenagentur AP jedoch dementiert. Möglicherweise lief die mehr als 140 Meter lange Auto- und Personenfähre auf einen Felsen auf - auch dieser Unglückshergang wird diskutiert. Überlebende sprachen von einem großen Knall vor dem Sinken des Schiffes.
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Einsatzkräfte am untergegangenen Fährschiff "Sewol". Noch fast 300 Menschen werden vermisst.
Die Strömung und die teilweise schlechten Sichtverhältnisse erschweren die Arbeit der Taucher.
Regierungschef Chung Hong Won bekam bei einem Treffen die Wut der Angehörigen zu spüren. Seine Bodyguards mussten ihn schützen.
Ein Suchscheinwerfer beleuchtet am Mittwochabend den Bug der versunkenen "Sewol": Die Küstenwache befürchtet, dass viele Passagiere an Bord eingeschlossen wurden.
Boot mit Helfern am Mittwoch neben gekenterter "Sewol": Die Mehrzahl der insgesamt rund 450 Passagiere waren Jugendliche auf einem Schulausflug.
Bestätigt sind bislang neun Todesopfer. Die Anzahl könnte aber noch dramatisch steigen.
Überlebende wurden auf die benachbarte Insel Jindo gebracht und von Helfern versorgt.
Viele der Geretteten waren völlig durchnässt und verängstigt.
Unmittelbar nach dem ersten Notsignal war eine großangelegte Rettungsaktion angelaufen. Ein Hubschrauber rettet Passagiere von Bord der sinkenden Fähre.
Helfer bringen einen Passagier in Sicherheit. Die Unglücksursache ist noch unklar.