München - Seit Dienstagabend 17 Uhr befand sich der Münchner Stadtteil Schwabing im Ausnahmezustand: In einem Radius von einem Kilometer rund um die Feilitzschstraße hatten die Behörden eine Sperrzone errichtet. Die Menschen, die hier leben, wurden wegen der anstehenden Zündung einer 250-Kilo-Bombe aufgefordert, ihre Wohnungen nicht mehr zu verlassen und die Fenster zu schließen. 2500 Anwohner mussten ihre Wohnungen ganz verlassen.
Fast fünf Stunden lang warten die Münchner. Als um 21.54 Uhr die Sprengung ausgelöst wird, ist die Detonation kilometerweit in der ganzen Stadt zu hören, eine heftige Druckwelle wird ausgelöst, die Erde bebt. Kurz darauf steigt Rauch auf, ein gewaltiger Feuerball ist zu sehen.
Wie sich später herausstellte, hatte sich Stroh entzündet, das in der Umgebung aufgebaut worden war, um den Druck bei der Detonation zu verringern. Die brennenden Ballen wurden durch die Luft gewirbelt und setzten mehrere Dachstühle in Brand. "Das sieht dann spektakulär aus", sagte der Feuerwehrsprecher. Die Brände seien aber schnell gelöscht worden, auf die Häuser hätten die Flammen nicht übergegriffen.
"In der näheren Umgebung sind fast alle Scheiben kaputtgegangen", resümierte Diethard Posorski vom Sprengkommando München. Dennoch war der Kampfmittelräumer zufrieden. Niemand wurde verletzt, größere Schäden an den benachbarten Häusern seien nicht zu erkennen.
Am Mittwochmorgen wurden Teile des gesperrten Bereichs wieder freigegeben. Die ersten Bewohner durften noch in der Nacht zu Mittwoch in ihre Wohnungen zurückkehren, wie Feuerwehr und Polizei mitteilten. Auch die U-Bahn könne inzwischen wieder fahren, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Ein kleinerer Bereich müsse jedoch zunächst noch gesperrt bleiben. Über eine Freigabe werde im Laufe des Tages entschieden.
10.000 Sandsäcke verteilt, um Splitter abzufangen
Ursprünglich sollte die 250 Kilogramm schwere Bombe bereits am Abend des Montags entschärft werden. Als klar wurde, dass dies nicht möglich war, entschied man sich für eine kontrollierte Sprengung. Als die Experten erkannten, dass die Bombe extrem gefährlich ist und jederzeit hochgehen könnte, lief noch in der Nacht zum Dienstag eine große Evakuierungsaktion in einem Radius von 300 Metern an. Rund 2500 Menschen mussten bei Bekannten oder in Notunterkünften übernachten.
Außer zahlreichen Straßen wurden auch die U-Bahn-Station Münchner Freiheit und drei weitere Bahnhöfe gesperrt. Außerdem wurde der Verkehr auf zwei U-Bahn-Linien unterbrochen. Auch der stark befahrene Mittlere Ring war nicht mehr uneingeschränkt befahrbar.
Um den Bereich rund um den Fundort der Bombe zu sichern, hatten die Behörden 70 Autos abgeschleppt. Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes verteilten 10.000 Sandsäcke, um die Splitterfolgen bei der Explosion so gering wie möglich zu halten.
Die Bombe steckte etwa einen Meter tief in der Erde. Den Spezialisten zufolge handelte es sich um eine amerikanische Fliegerbombe mit Langzeitzünder, der durch eine Glasampulle mit Aceton ausgelöst werden sollte. Eine Entschärfung sei deutlich schwieriger als bei einer rein mechanisch funktionierenden Bombe mit Aufschlagzünder, sagte Kampfmittelräumer Posorski. Nur rund zehn Prozent der Sprengbomben waren nach Expertenangaben mit derartigen Langzeitzündern ausgerüstet. Weil sie aber häufig versagten, sei der Anteil an den Blindgängern hoch.
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Sprengung einer Fünf-Zentner-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg: Ein Feuerball steigt am Dienstagabend in der Nähe der Münchner Freiheit auf.
Die kontrollierte Sprengung verlief glimpflich, niemand wurde verletzt. Am Mittwochmorgen wurden Teile des gesperrten Bereichs im Stadtteil Schwabing wieder freigegeben. Die ersten Bewohner durften noch in der Nacht in ihre Wohnungen zurückkehren.
Kleinere Feuer konnten schnell gelöscht werden. Wie sich später herausstellte, hatte sich Stroh entzündet, das aufgebaut worden war, um den Druck bei der Detonation zu verringen. Die brennenden Ballen wurden durch die Luft gewirbelt und setzten mehrere Dachstühle in Brand.
Die Detonation der Fliegerbombe war am späten Dienstagabend in ganz München zu sehen. Bei der Explosion wurden Fensterscheiben der anliegenden Häuser in Schwabing zerstört, mehrere Dachstühle gingen in Flammen auf.
Die Entschärfung des 250-Kilo-Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg bereitete dem Team vom Kampfmittelräumdienst um Diethard Posorski am Dienstag Probleme.
Guenter Sobieralski (l.) und Andreas West: Die beiden Sprengmeister von der Kampfmittelbeseitigungsfirma
Vor der kontrollierten Sprengung wurde die Bombe mit Sandsäcken bedeckt.
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) lobte die "unglaubliche Gelassenheit" der Bevölkerung.
Eine Helferin des Bayerischen Roten Kreuzes begleitet eine Anwohnerin in eine provisorische Notunterkunft.
Mitarbeiter des Roten Kreuzes bereiten provisorische Schlafstellen vor.
Die Evakuierungszone rund um den Fundort hat einen Radius von einem Kilometer.
Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen am Dienstag in der Nähe der U-Bahn-Station Münchner Freiheit.
Die Bewohner der evakuierten Häuser können bis auf weiteres nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Rund 2500 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.
Der Blindgänger wurde am Montag bei Bauarbeiten im Stadtteil Schwabing gefunden.
Anfangs hatte es geheißen, die Bombe werde bei Tagesanbruch kontrolliert gesprengt, weil es dann hell genug sei. Schließlich erfolgte die Detonation erst am Dienstagabend gegen 22 Uhr.
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