
Flüchtlinge im Interview "Ich gebe Deutschland alles, was es von mir möchte"

111.616 - so viele offizielle Asylersuche sind im ersten Halbjahr bei der Flüchtlingsbehörde Bamf eingegangen. Deren Angestellte bearbeiteten im gleichen Zeitraum 408.147 Anträge, der größte Anteil betrifft die Altersgruppe der Ein- bis Dreijährigen - exakt 22,6 Prozent.
Aus den Zahlen lässt sich so manches ablesen, aber eines nicht: was genau es mit den Menschen hinter den Ziffern auf sich hat. Wer sind all diese Frauen, Kinder, Männer, junge und alte, die vor Krieg, Hunger oder Armut nach Deutschland fliehen? Was erhoffen sie sich hier, wovor haben sie Angst, wie denken sie über ihre Zukunft?
Ein SPIEGEL-Team von Reportern und Fotografen ist diesen Fragen nachgegangen. Wir sprachen mit Flüchtlingen in Stuttgart und Hamburg, in einem Rotkreuzheim im brandenburgischen Wünsdorf, trafen geflüchtete Teenager in Bornheim bei Bonn.
Ihnen allen stellten wir dieselben zwei Fragen: Was erhoffen Sie sich von Deutschland? Und was möchten Sie Deutschland geben?
Die Antworten sind mal verstörend, mal witzig, mal traurig. Und sie geben einen Einblick in den Seelenzustand jener Mitbürger, die im politischen Diskurs häufig vor allem als Problem auftauchen - und selten als Menschen mit Hoffnungen, Ängsten und Träumen.
Wischen Sie sich durch die Kurzinterviews:
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Tiako, 29, aus Kamerun
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich will hier einfach nur leben, Deutsch sprechen und dazugehören.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich habe studiert und ein Diplom in Rechnungswesen. Aber das ist wahrscheinlich gar nicht, was Deutschland braucht. Ich könnte auch als Techniker arbeiten, allerdings habe ich nie eine Ausbildung gemacht. Vielleicht werde ich eines Tages ja Basketballtrainer, wenn sich das anbietet. Das kann ich auf jeden Fall.
Bahram, 20, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
In Afghanistan musst du machen, was die Familie sagt. Das geht nicht, finde ich. Hier gibt es dieses Problem nicht. Ich kann einfach entscheiden, was ich will und meine eigene Zukunft finden. Es ist allein meine Sache. Deutschland kann mir dabei helfen. Am meisten würden sie jedoch helfen, wenn sie keine Waffen exportieren würden.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich mache gerade den Bundesfreiwilligendienst. Ich arbeite in einem Generationenhaus und suche den Kontakt zu Menschen. Ich weiß, dass ich hier nicht so leben kann wie in Afghanistan, es ist eine andere Kultur. Das will ich weitergeben an andere Flüchtlinge. Ich habe Energie, ich bin jung. Und irgendwann will ich Pilot werden.
Suzana (mit Sohn Leo), 29, aus Serbien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Für meine drei Kinder brauche ich eine Zukunft, ein besseres Leben. Als Roma haben wir es in Serbien sehr schwer: Wir werden als Zigeuner diskriminiert, dürfen kaum etwas machen, haben keine Perspektive. Hier können unsere Kinder zumindest zur Schule und ihnen wird geholfen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Für meine Familie würde ich hier in Deutschland alles opfern - aber ich habe nichts.
Faraz, 26, aus Iran
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Die deutschen Behörden sollten bei Asylanträgen genauer prüfen, wer wirklich Hilfe braucht. Ich habe schon nach zwei Wochen meinen Bescheid bekommen und soll jetzt wieder zurück. Die glauben, dass wir Iraner alle nur ein besseres Leben wollen, aber das ist ungerecht: Wir sind nicht alle gleich und haben sehr unterschiedliche Probleme.
Was möchten Sie Deutschland geben?
In meiner Heimat habe ich eine Ausbildung zum Maschinenbauer gemacht, später auch Maschinenbau studiert und als Werkstoffprüfer gearbeitet. Ach, und ich habe ein Zertifikat für Aikido - ich könnte also auch Selbstverteidigungskurse geben, vielleicht in Berlin, wer weiß.
Ahmat, 27, aus dem Tschad
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Deutschland ist ein starkes und sicheres Land, hier möchte ich leben, arbeiten, mich selbst verwirklichen. Das wäre großartig.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich bin Fernfahrer und mache das gerne. Wenn ich hier arbeiten darf, zahle ich Steuern und gebe so meinen Teil zurück. Ich würde gerne noch viel mehr anbieten - aber im Moment weiß ich noch nicht einmal, ob ich bleiben darf.
Jelena, 37, aus Serbien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Es ging mir vor allem um ein Leben ohne Diskriminierung für meine Kinder. Wir sind Roma. In Belgrad bekommen wir keinen Arbeitsplatz, keine Wohnung - und unsere Kinder leiden in der Schule. Wir haben auf Besserung hier in Deutschland gehofft. Hier sind alle gleich. Leider müssen wir wieder zurück. Serbien soll ja sicher sein. Für uns ist es das aber nicht.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Wir haben hier Arbeit gefunden und konnten ein Praktikum machen. Als Zigeuner in Serbien ist das unmöglich. Ich möchte jetzt in Belgrad versuchen, ein Mütterzentrum aufzubauen, so wie ich es hier gesehen habe. Ich will mich mit dieser Erfahrung in Serbien für Frauen einsetzen. So hätte ich mich auch gerne hier eingebracht, als Krankenschwester oder in Sozialeinrichtungen. Nun mache ich es in Belgrad. Es wird hart.
Mahdi, 18, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich will nur Sicherheit, deshalb bin ich mit meiner Schwester hierhergekommen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich möchte zur Schule gehen und später arbeiten, am liebsten als Schreiner. Ich habe zwölf Jahre in Iran gelebt und schon da als Schreiner gearbeitet. In Iran ist das aber vor allem Handarbeit, jetzt arbeite ich viel mit Maschinen.
Abdulamid, 36, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich bin Jeside, mein Haus wurde vom IS zerstört, aber da waren wir zum Glück nicht mehr dort. Ich wünsche mir Sicherheit und dass meine drei Kinder in Deutschland zur Schule gehen können. Bildung ist das Allerwichtigste.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Von Beruf bin ich Schneider, und ich besitze ein Zertifikat als Modedesigner. Ich entwerfe Braut- und Abendkleider. Mein Motto ist: Die Kleider müssen zur Frau passen, ich gestalte für jede Kundin einen eigenen Entwurf. Meine Frau ist Friseurin. Gemeinsam können wir einen Rundum-Service für deutsche Bräute anbieten und sie sehr schick machen für die Hochzeit.
Gaiane, 44, aus Armenien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Im Erstorientierungskurs haben wir das deutsche Grundgesetz kennengelernt, es gefällt mir sehr. Ich möchte, dass Deutschland mir Asyl gibt, denn ich hatte politische Probleme in meiner Heimat. Aufgrund der Schwierigkeiten habe ich Herzprobleme und Depressionen bekommen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich kann Deutschland Schönheit geben, denn ich bin Künstlerin: Floristin, Konditorin, ich kann aus Obst und Gemüse Kunstwerke schnitzen.
Karim (mit seinen Söhnen Kjarash und Kjan), 25, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich habe in Afghanistan eine Frau geheiratet, die eigentlich jemand anderen hätte heiraten müssen. Ich wurde fast zu Tode geprügelt und musste fliehen. Hier fühle ich mich sicher. Hier bin ich nicht mehr in Gefahr. Aber plötzlich habe ich jetzt auch wieder Angst: Vielleicht werde ich mit meinen beiden Söhnen bald abgeschoben.
Was möchten Sie Deutschland geben?
In Afghanistan hatte ich einen Elektroladen und habe die Geräte auch eingebaut. Ich bin geschickt, würde mich gerne einbringen. Aber wer weiß, ob ich darf.
Julio, 26, aus Kamerun
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Zur Schule gehen zu dürfen, das wäre toll. Und ich brauche eine bessere medizinische Versorgung: Ich bin sehr krank am Rücken und habe seit fünf Jahren Schmerzen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich will arbeiten und dann Steuern zahlen. Das ist es, was ich für Deutschland tun kann.
Anila (mit ihrer Tochter), 20, aus Albanien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich kam vor zehn Monaten hochschwanger mit meinem Mann aus Albanien - dort habe ich neun Stunden am Tag für fünf Euro gearbeitet, wir hatten nichts. Jetzt sind wir hier, aber unser Asylantrag wurde schon mehrfach abgelehnt. Ich möchte für meine Familie nichts anderes, als bleiben zu dürfen, eine einfache Arbeit und eine kleine Wohnung.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich habe vor allem kulturell viel anzubieten, Street-Art könnte ich mir gut vorstellen: Ich singe und male gerne, spreche Englisch und Spanisch. Eigentlich würde ich auch gerne eine Kunstakademie besuchen, aber das ging schon in Albanien nicht - weil es zu teuer war.
Hekmat, 17, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Also von den Deutschen wünsche ich mir eigentlich gar nichts. Ich würde gerne Deutsch lernen und hier bleiben. In meiner Heimatstadt herrscht Krieg, dorthin kann ich nicht zurück. Hier kenne ich inzwischen viele Leute, die sind alle sehr nett. Aber einmal habe ich an der Bushaltestelle ein Mädchen getroffen, das Angst vor mir hatte - wahrscheinlich, weil mein Gesicht wegen der Kälte hinter dem Schal kaum zu erkennen war. Da habe ich ihr gesagt: "Du brauchst keine Angst haben!"
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich unterstütze gerne Kinder und mag es, mit ihnen zu spielen. Hier gehe ich seit einiger Zeit in meiner Freizeit zum Kindergarten und helfe ein bisschen. Die Kinder mögen das, sie finden mich toll. Das würde ich gerne weitermachen.
Hossein, 49, aus Iran
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich bin mit meinen Töchtern nach Deutschland geflüchtet, weil sie in einem freien Land leben und frei denken sollen. Hier werden Menschenrechte und Menschenwürde geachtet, im Gegensatz zu Iran. Ich habe regimekritische Freunde in meiner Heimat, ich weiß, wie es dort zugeht.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Meine Töchter sind neun und 17 Jahre alt. Ich möchte, dass sie Bildung erhalten, damit sie Teil der deutschen Gesellschaft werden. Und ich würde gerne hier arbeiten, ich habe in Iran als Bibliothekar und Manager gearbeitet. Meine Frau möchte das auch, sie macht jetzt ein Praktikum. Unser Beitrag wären dann auch die Steuern, die wir zahlen.
Aiman, 30, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
In Syrien hatten wir viele Probleme. In Deutschland suche ich nach der Zeit des Krieges Ruhe und Entspannung. Ich erwarte also sehr viel von Deutschland, diese Dinge sind ja sehr schwierig zu finden in der Welt. Aber wer sein Ziel kennt, findet einen Weg.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich bin Filmemacher und habe in Syrien auch mehrere Bücher über Film herausgebracht. Ich würde hier gerne meine künstlerischen Ideen einbringen und meine Arbeit mit der Kamera. Ich habe mich auch schon vorgestellt bei einer Filmhochschule. Gerne würde ich ein Praktikum machen. Doch noch ist mein Deutsch zu schlecht. Daran arbeite ich.
Berivan, 49, aus der Türkei
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich bin schon vor vielen Jahren aus dem kurdischen Teil der Türkei geflüchtet, weil ich als kurdische Journalistin über die Wahrheit berichtet habe. Ich wurde gefoltert und weggeschmissen. Menschlichkeit ist für mich zentral. In Deutschland habe ich sie teilweise gefunden.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich leide an Epilepsie, ich darf nicht arbeiten. Aber ich kann nicht zu Hause sein. Also helfe ich als Übersetzerin. Denn wenn ich mich nicht verständigen kann, bin ich wie taub und stumm. Das habe ich schon als Schülerin gelernt, die plötzlich arabisch sprechen musste. Ich verstehe die Kriegsgeschädigten, weil ich selbst eine bin. So kann ich mit Empathie und Sprache anderen helfen.
Rostin, 18, aus Kamerun
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich bin als Schutzsuchender hierhergekommen - und möchte jetzt Deutsch lernen, mich integrieren und einen Job bekommen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Eigentlich kann ich nichts anbieten. Ich bin ein armer Junge, zu Hause wollten sie mich und meine Schwester töten. Irgendwann würde ich gerne als Lastwagenfahrer oder Mechaniker arbeiten. Aber wenn Deutschland will, dass ich den Müll von der Straße einsammele, dann mach ich das auch - ich habe ja keine andere Wahl. Hauptsache, ich lebe an einem sicheren Ort.
Ayman, 44, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Von Deutschland erwarte ich Grundrechte und Sicherheit. In Syrien gab es beides nicht, sondern es herrscht Krieg. Ich möchte meinen Beruf ausüben, ich bin Physiotherapeut. Früher hatte ich über meine Facebook-Seite Patienten aus vielen arabischen Ländern, doch wegen des Kriegs konnte ich nicht mehr in Syrien arbeiten.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich kann kranken Menschen helfen, weil ich eine traditionelle alternative Heilmethode beherrsche, sie heißt Hejameh. Dabei benutzt man zum Beispiel heiße Tassen. Und ich kenne mich mit Magie aus.
Anissa, 57, und Ramatullah Rashidy, 67, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Anissa: Ich möchte, dass Deutschland mir Asyl gewährt. Ich möchte eine Wohnung mit meinem Mann und mit meinen beiden Kindern. In Afghanistan war ich Lehrerin, ich würde hier gerne arbeiten. Wenn das nicht möglich ist, betreue ich unsere Kinder. Deutschland gibt uns Freiheit, politische Freiheit.
Ramatullah: In Deutschland gibt es Gesetze, die anders als in Afghanistan von den Menschen auch beachtet werden. Deshalb möchte ich hier leben.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Anissa: Wir und vor allem unsere Kinder können Deutschland weiter aufbauen. Afghanen sind ein fleißiges Volk, sie sind zuverlässig und gut. Sie haben als Bauarbeiter in Iran Straßen gebaut und Häuser errichtet. Afghanen sind auch gute Handwerker. Wenn die Deutschen etwas Bestimmtes von uns lernen möchten, dann zeigen wir ihnen das.
Ramatullah: Wir sind alt, aber wir haben junge Kinder mitgebracht. Unsere Tochter ist 26 Jahre alt, unser Sohn ist 13. Sie sollen in Deutschland studieren und danach hier arbeiten.
Mohammed, 27, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Deutschland hat uns Flüchtlingen sehr geholfen. Hier ist für uns alles da, alles verfügbar. Ich bin Palästinenser mit syrischer Staatsbürgerschaft, meine Frau lebt mit unseren beiden Kindern im Libanon. Ich wünsche mir, dass Deutschland meiner Familie ein Visum gibt, damit wir wieder zusammen sein können. Ich habe meine Familie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich lerne jetzt Deutsch, und wenn ich es gut genug kann, möchte ich arbeiten. Ich bin Friseur und Make-Up-Artist, ich mache schon bei einem Laien-Musical mit. Wir Syrer können auch mit unserer Küche Deutschland bereichern: Die ist weltberühmt, weil sie lecker und gesund ist.
Yasmin*, 19, aus dem Irak
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich bin eine Jesidin und wurde aus meinem Dorf vom IS entführt. Ich konnte fliehen, hatte aber weiter Angst. Ich habe mich mit Benzin überschüttet und angezündet, dass sie mir kein Leid mehr antun. Im kurdischen Teil Syriens wurde ich mehrmals operiert. In Deutschland kamen 19 Operationen dazu. Hier geht es mir nun gut. Dafür bin ich so dankbar. Zu Hause sind überall Bomben. Hier kann ich mich weiterbilden.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Mein Traum ist: Narkoseärztin. Auch wenn ich meine Hände nicht mehr wirklich gut bewegen kann. Ich habe selbst sehr von diesen Ärzten profitiert. Aber ich will meine ganze Liebe an Deutschland weitergeben. Ich weiß, die Schönheit tragen wir im Herzen. So will ich auf Leute zugehen.
*Name geändert
Rahman, 27, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich will nur eins: dass ich in Deutschland bleiben kann!
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich bin von Beruf Fliesenleger und könnte hier als Handwerker arbeiten. Ich möchte gerne arbeiten! Außerdem möchte ich Kinder haben, und die sollen die deutsche Gesellschaft unterstützen.
Naveed, 32, aus Pakistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Alles, was ich brauche, ist ein Leben ohne Gefahr. Ich habe meine Frau aus Liebe geheiratet, ohne Erlaubnis ihrer Eltern. Jetzt droht mir die Familie mit Ehrenmord, deshalb sind wir beide in Deutschland. Meine Frau ist allerdings schwer krank und liegt im Krankenhaus. Ich will einfach nur mit ihr zusammenleben dürfen, ohne Angst.
Was möchten Sie Deutschland geben?
In Pakistan habe ich als Koch gearbeitet, das würde ich hier gerne auch machen - aber nicht mehr die pakistanische Küche: Mich interessiert, wie die Deutschen essen und kochen.
Ahmad, 17, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich erwarte vor allem, hier sicher zu sein und bleiben zu dürfen. Zwei Jahre davon zu träumen und dann doch zurück zu müssen: Das wäre ja nichts.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Wenn ich darf, würde ich sehr gerne Medizin studieren. Jetzt mache ich aber erst mal eine Ausbildung zum Heizungsinstallateur. Später will ich den Menschen als Arzt helfen, das ist ein Kindheitstraum von mir. Und ich möchte den Deutschen die gute syrische Küche vermitteln. Hier essen die Leute so viel Salat.
Austin, 25, aus Kamerun
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
In Kamerun war ich Ökonomiedozent und weiß: Bildung ist das Wichtigste für alle Menschen, aber in Afrika fehlt ein professionelles Schulsystem. Die Deutschen könnten uns Flüchtlinge gut ausbilden, damit wir in unserer Heimat das Bildungssystem verbessern können. So könnte die Flüchtlingskrise gewissermaßen dazu führen, die Bildungskrise in anderen Ländern zu bekämpfen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich möchte Deutschland kreativeres Denken beibringen, um Talente besser zu fördern. Die meisten Afrikaner sind klug und kreativ. Und wer gut ausgebildet ist, findet quasi automatisch einen Job.
Kahraman (mit ihrer Tochter), 20, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Die Situation in Syrien war grauenvoll, ich hatte immer Angst. Deshalb wünsche ich mir nichts mehr als Sicherheit und Ruhe, und langsam werde ich hier in Deutschland auch ruhiger. Meine kleine Tochter soll in einem sicheren Land aufwachsen. Wenn Syrien eines Tages wieder sicher ist, möchte ich dorthin zurück.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich gebe Deutschland alles, was Deutschland von mir haben möchte. Meine Kinder sollen hier aufwachsen und Deutsch lernen und studieren und später arbeiten. Ich möchte auch arbeiten, am liebsten als Flugbegleiterin. Ich möchte Deutschland kennenlernen und die Welt.
Imad Shallouf, 29, aus den Palästinensergebieten
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Deutschland soll mir Asyl geben. Oder wenigstens erst mal eine Anhörung beim Bundesamt für Asyl und Migration. Seit 2015 warte ich schon und jetzt ist hier niemand für mich zuständig. Die Deutschen sind sehr nett, ich mache einen Integrationskurs, aber ich möchte nicht mehr warten. Alle reden über Syrer und Eritreer. Haben Palästinenser und Afghanen keine Rechte?
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich kann alle zum Lachen bringen, obwohl ich so traurig bin. Ich tue alles, was Deutschland von mir möchte. Ich bin Bauer. Ich könnte hier als Bauer arbeiten, das wäre ein Gewinn für Deutschland.
Abdelmanan, 45, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Wäre ich mit meiner Familie in Aleppo geblieben, wären jetzt alle tot. Ich bin hier mit meinem Sohn. Meine Frau und drei Töchter sind in der Türkei. Ich vermisse sie sehr, ich will sie herholen. Schon vor 20 Jahren hat mein Onkel gesagt: In Deutschland sind alle Menschen gleich. Deswegen will ich hier mit meiner Familie etwas aufbauen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich hatte in Aleppo einen Stoffladen und habe auch arabische Möbel verkauft. Natürlich wäre ich in Deutschland gerne Schneider, das wäre ein Traum. Aber eigentlich will ich nur arbeiten. Ganz egal was.
Goli, 33, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Wir sind seit fast drei Jahren in Deutschland, mein Mann macht hier eine Ausbildung zum Schuhmacher. Unsere Asylanträge wurden abgelehnt. Trotzdem wünsche ich mir von Deutschland, dass wir nicht nach Afghanistan zurückgeschickt werden.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Wir haben drei Kinder. Sie können später für die deutsche Gesellschaft etwas leisten. Auch mein Mann kann als Handwerker dem Land etwas geben.
Hiol, 27, aus Kamerun
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Toll wäre, wenn Deutschland mir die Chance gäbe, das zu machen, was ich zu Hause gelernt habe. Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und habe als Forscher an der Universität in Douala gearbeitet.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich mache alles, was ich machen soll. Am besten bin ich im Rechnungswesen, vielleicht schaffe ich es in die Industrie. Aber ich kann auch erst mal nur die Straßen fegen: Ich mag es, Ordnung zu halten.
Mohamed, 48, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich bin Zahnarzt und möchte nicht lange als Flüchtling hier leben, sondern arbeiten. Jetzt versuche ich erst mal, mir selbst Deutsch beizubringen - aber das ist wirklich schwierig. Es wäre toll, wenn die Behörden mich dabei mehr unterstützen könnten: Solange mein Asylantrag nicht bearbeitet wird, kann ich keine Sprachkurse besuchen. Am liebsten würde ich aber bei einer deutschen Familie leben, wie ein Sohn. Dann würde ich die deutsche Sprache und Kultur bestimmt schnell lernen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich möchte hart arbeiten. In Saudi-Arabien habe ich 20 Jahre lang gearbeitet - für IBM, als Projektmanager, Berater. Wenn ich also als Zahnarzt nicht arbeiten kann, könnte ich mich auch woanders im Gesundheitssektor einbringen. Und ein bisschen wäre ich gerne auch eine Art Kulturbotschafter Syriens und meiner Heimatstadt Aleppo.
Somayeh, 26, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich wünsche mir nur eines: dass ich in Deutschland bleiben darf. Mein Asylantrag ist leider abgelehnt worden. Jetzt warte ich ab, wie es weitergeht.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Wenn ich Deutsch gelernt habe, möchte ich hier arbeiten. Ich will ein guter, nützlicher Mensch sein in dieser Gesellschaft.
Fardin, 17, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich erwarte gar nichts von Deutschland. Ich bin dankbar, dass ich hier leben darf und in Sicherheit bin. In Afghanistan hatte ich ein Auto und vieles mehr, hier habe ich nichts. Mein altes Leben war eigentlich besser - aber unsicherer.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich möchte gerne die Hilfe zurückgeben, die ich hier bekommen habe. Alten Leuten könnte ich zum Beispiel helfen, vielleicht als Pfleger im Seniorenheim.
Abdallah, 36, aus dem Sudan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich saß in Darfur im Gefängnis, weil ich der Opposition gegen das Regime von Umar al-Baschir angehöre. Nach meiner Flucht aus dem Gefängnis bin ich dann illegal ausgereist. Meine Frau und drei meiner Kinder sind auch hier, die anderen beiden möchte ich schnell nachholen. Dann möchte ich hier mit meiner Familie in Sicherheit leben.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Im Sudan war ich Bauer, das kann ich mir auch hier gut vorstellen. Getreide und Gemüse waren meine Spezialitäten.
Maryam (mit ihrer Tochter), 31, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich hoffe, dass in Deutschland meine lebenslange Flucht zu Ende ist! Frauen sind in der afghanischen Gesellschaft unsichtbar. Das möchte ich für mich und mein Leben ändern.
Was möchten Sie Deutschland geben?
In Afghanistan habe ich als Teppichweberin gearbeitet. Diese Kunst möchte ich nach Deutschland bringen.
Sina, 17, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich warte auf den Bescheid, ob ich in Deutschland bleiben darf. Das ist alles, worauf ich hoffe. Die deutschen Gesetze sind sehr cool, sie unterstützen uns Jugendliche.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich gehe noch zur Schule und suche gerade einen Ausbildungsplatz. Als Verkäufer würde ich gerne arbeiten. Wie es weitergeht, entscheide ich aber erst, wenn ich auch wirklich in Deutschland bleiben darf.
Said, 44, aus dem Irak
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Hier ist alles so viel besser. Aber manches wünsche ich mir doch: Ich würde gerne sehr schnell die deutsche Sprache lernen. Das ist sehr schwierig. Ein Jahr Deutschkurs ist zu wenig. In unserem Alter ist das nicht so einfach. Wir brauchen mehr Unterricht. Ich würde gerne jeden Tag Deutsch lernen, mich mit Deutschen austauschen. Der Kurs reicht da nicht.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Im Irak habe ich als Verwaltungsbeamter in einem Krankenhaus gearbeitet. Ich war beim Staat angestellt. In diesem Job bin ich natürlich gut ausgebildet. Ich würde auch mehr lernen, um die Qualifikation zu haben, hier dasselbe zu tun. Aber wenn das nicht geht, wäre ich gerne Krankenpfleger.
Wares, 18, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich hoffe, dass ich bleiben kann. Das ist alles, was gerade zählt.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Arbeiten, ich möchte unbedingt arbeiten. Gerade fange ich eine Ausbildung als Elektriker an, später würde ich gerne Elektrotechnik studieren. Außerdem will ich weiterhin mit meiner Cousine in derselben Stadt wohnen. Ach, und: Ich möchte den Deutschen ein spezielles Essen aus meiner Heimat beibringen, mit Reis und Fleisch: Quabeli Palou.
Mohammed, 33, aus Syrien
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Deutschland kann mir Sicherheit geben, und ich brauche Sicherheit für die Familie, die ich gerne gründen würde. In Syrien konnte ich keine Familie haben, weil ich nicht wusste, welche Lebensperspektive ich denen bieten könnte, solange Krieg ist. Ich wünsche mir, dass die Deutschen uns Syrer als Brüder und Schwestern sehen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Das ist eine sehr große Frage. Ich war in Syrien Geschäftsführer in einem Bekleidungsgeschäft, so etwas würde ich in Deutschland auch gerne machen. Jeder Mensch hat ein Talent. Ich kann sehr gut organisieren.
Shirin, 59, aus Iran
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
In Deutschland habe ich Freiheit. In Iran hatte ich das nicht, vor allem nicht als Frau. Ich hatte null Freiheit! Ich durfte manche Farbe nicht tragen, was für andere vielleicht klein wirkt. Aber für mich ist es groß. Ich durfte nicht lachen. Nicht meine Meinung sagen. Hier kann ich laut sprechen. Ich kann auch sagen: Ich habe keine Religion. Und ich habe so viel zu sagen.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Mein Mann ist zu Hause, ich muss ihn pflegen. Arbeiten ist für mich leider schwierig. Aber ich helfe zweimal die Woche ehrenamtlich im Generationenhaus und backe für das Café Kuchen. Das hilft mir, Kontakte zu knüpfen. Wir Frauen müssen uns helfen. Viele Flüchtlinge kennen ihre Rechte gar nicht. Das will ich ändern.
Amir, 20, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich erhoffe mir vor allem etwas mehr Respekt für uns Flüchtlinge - und mehr Angebote für uns, damit die Integration klappt. Ich war schon in Dänemark und Frankreich, da habe ich meist auf der Straße übernachtet. Hier habe ich ein Dach über dem Kopf und kann mich frei bewegen, dafür bin ich auch dankbar. Aber sich richtig zu integrieren, ist trotzdem schwierig.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich würde alles geben, wenn Deutschland mich als Flüchtling anerkennt: Ich kann arbeiten, studieren, völlig egal. Früher habe ich als Elektriker gearbeitet. Eine entsprechende Ausbildung habe ich nie absolviert, aber das könnte ich auf jeden Fall machen.
Ramesh, 17, aus Afghanistan
Was erhoffen Sie sich von Deutschland?
Ich möchte hier leben - ohne Daesh (gemeint ist der "Islamische Staat", d. Red.) und ohne Krieg. Meine Verwandten wurden alle getötet, ich brauche hier ein neues Leben. Ich bin jetzt ganz alleine, das ist sehr schwierig für mich. Aber hier gibt es Regeln, Gesetze. Und keine Angst.
Was möchten Sie Deutschland geben?
Ich möchte erst Kfz-Mechaniker werden - und dann zur Polizei. Ich liebe Autos, und ich liebe die deutsche Polizei: In Afghanistan wartet man nach einem Notruf zwei Tage, hier dauert es nur fünf Minuten.