Zeremonie in Rom
Franziskus vollzieht Massen-Heiligsprechung
Es war seine erste Kanonisierungszeremonie - und dann vollzog der neue Papst sie gleich mehr als 800-mal: Franziskus erklärte am Sonntag unter anderem die Opfer eines Massakers aus dem Jahr 1480 zu Heiligen. Sie hatten sich geweigert, zum Islam zu konvertieren.
Rom - Erstmals seit seiner Wahl im März hat Papst Franziskus am Sonntag mehrere Menschen heiliggesprochen. Bei einer Messe mit Zehntausenden Teilnehmern auf dem Petersplatz erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche unter anderem Antonio Primaldo und seine über 800 Gefährten zu Heiligen. Sie waren im Jahr 1480 als Märtyrer gestorben, als osmanische Truppen die Stadt Otranto im Südosten Italiens überfielen. Die Eroberer ließen die Gefangenen köpfen, weil sie sich weigerten zum Islam überzutreten. Von Primaldo ist überliefert, dass sein Körper bei seiner Enthauptung nicht zusammensackte, was als Wunder anerkannt wurde. Zudem soll eine Ordensschwester nach Gebeten zu ihm von einer Krankheit geheilt worden sein.
Die üblichen hohen Anforderungen an eine Heiligsprechung waren im Fall der 800 allerdings erheblich herabgesetzt worden, weil sie aus "Hass auf den Glauben" getötet worden waren. So reichte statt zwei nachgewiesenen Wundern eines aus.
"Während wir die Märtyrer von Otranto verehren, bitten wir Gott, die vielen Christen zu unterstützen, die Gewalt erleiden und ihnen den Mut zu geben, auf das Böse mit dem Guten zu antworten", sagte Franziskus in seiner Predigt. Gleichzeitig betonte der Vatikan, das Massaker müsse "im historischen Kontext" der Kriege zwischen Europa und dem Osmanischen Reich gesehen werden.
Weiter sprach der 76-jährige Franziskus die Ordensschwestern und -gründerinnen Laura di Santa da Siena Montoya y Upegui aus Kolumbien und María Guadalupe García Zavala aus Mexiko heilig. Beide starben zur Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Die Heiligsprechungen hatte der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. am 11. Februar verfügt, unmittelbar vor der Ankündigung, zum Monatsende sein Amt niederzulegen.
Für Kolumbien ist Laura di Santa da Siena Montoya y Upegui die erste Heilige überhaupt. Sie hatte sich als Lehrerin für die indianische Urbevölkerung verdient gemacht. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos zählte zu den Ehrengästen der Heiligsprechung.