Laetitia Calmeyn Frau unter Verdacht

Bruno Levy / Divergence-images
Die belgische Theologin Laetitia Calmeyn, 46, Leiterin der Abteilung für Religionswissenschaften am Collège des Bernardins des Erzbistums Paris, sieht ihren Ruf von der französischen Presse beschädigt. Calmeyn ist seit 2013 offiziell eine »geweihte Jungfrau«, den Titel bekommen in der katholischen Kirche Frauen, die lebenslange Keuschheit und Ehelosigkeit geloben. Das Magazin »Paris Match« veröffentlichte kürzlich ein Paparazzo-Foto von ihr zusammen mit dem emeritierten Erzbischof von Paris Michel Aupetit bei einem Spaziergang im Wald von Meudon. Der Artikel suggerierte, sie sei seine Geliebte und damit der Grund, warum er vor wenigen Wochen dem Papst seinen Rücktritt angeboten habe. Der Pontifex akzeptierte, weil Aupetit »seinen Ruf so öffentlich verloren« habe. Dem ehemaligen Erzbischof war vorgehalten worden, er unterhalte eine sexuelle Beziehung mit einer Frau, er hat dies stets dementiert. Sie sei zutiefst schockiert über den Artikel, sagte Calmeyn, Professorin für Moraltheologie, jetzt der katholischen Tageszeitung »La Croix«: »Warum stehen Frauen in der Kirche ständig unter Verdacht, warum lösen sie immer Fantasien und Eifersucht aus?« Wenn auf dem Foto ein Priester neben Aupetit zu sehen gewesen wäre, hätte niemand Aufhebens davon gemacht, sagt sie. »Sollte in der Kirche und in den Augen der Welt eine in Freundschaft gelebte Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau undenkbar sein?«, fragte Calmeyn. Sie werde auch in Zukunft ihr Leben Jesus Christus widmen. Das bedeute aber nicht, dass sie deswegen auf ihre Rechte und damit auf eine Anzeige gegen »Paris Match« verzichte.

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