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"So geh'n die Gauchos, die Gauchos, die geh'n so!" - die Pressestimmen "Eine Schnapsidee"

"So geh'n die Gauchos, die Gauchos, die geh'n so!" - war das jetzt lustig oder voll daneben? Der "Gaucho-Tanz" der deutschen Nationalspieler am Brandenburger Tor erhitzt die Gemüter. So bewertet die Presse den Auftritt.

Hamburg - Es war ein Scherz auf Kosten des Finalgegners Argentinien: Bei der Weltmeister-Party auf der Fanmeile in Berlin kamen die Nationalspieler Mario Götze, Miroslav Klose, Toni Kroos, André Schürrle, Shkodran Mustafi und Roman Weidenfeller gebückt auf die Bühne und begannen zu singen: "So geh'n die Gauchos, die Gauchos, die geh'n so!" Dann sprangen sie auf und ab, sangen dabei: "So geh'n die Deutschen, die Deutschen die geh'n so!" Das wiederholten sie mehrmals.

Die Reaktionen der Presse darauf fiel zum Teil heftig aus. Auch SPIEGEL ONLINE berichtete. Ein Überblick:

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Die Siegesfeier am Brandenburger Tor wird zum gigantischen Eigentor . Mit einer üblen Persiflage auf ihren Finalgegner verspielen die deutschen Weltmeister das Image der weltoffenen, toleranten Nation. Die Gauchos gehen gebückt, zwischen Niedergeschlagenheit und Demütigung, während Deutsche aufrecht wie Hermann der Cherusker den Pokal gen Himmel strecken."

"Tagesspiegel": "Der Gaucho-Tanz auf der Fanmeile war geschmacklos . Vorbei ist es mit der deutschen Bescheidenheit. Ihre Freude genügt ihnen nicht, sie finden volle Genugtuung erst dann, wenn sie die trauernden Unterlegenen ein bisschen quälen. Und so beschleicht einen am Ende eine Ahnung: Vielleicht wird es auch das sein, was von dieser Weltmeisterschaft in den Köpfen vieler Menschen außerhalb Deutschlands bleibt. Dazu das frenetische Klatschen des Publikums. Sie haben es nicht böse gemeint. Das ist wohl so. Aber sie haben bewiesen, dass es auch im Fußball nicht nur Trottel gibt, sondern auch Riesentrottel."

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Foto: Jens Büttner/ dpa

"Tageszeitung" ("taz"): "Respektlos im Siegesrausch . Die absurde Inszenierung des Marketing-Fan-Meilen-Truck-Korsos findet ihren Höhepunkt im Auftritt der deutschen Mannschaft, die dann eher nichts mehr von Bescheidenheit hat. Die Würdigung einer sportlich besonderen Leistung gerät da im Siegesrausch zu einer kriegergleichen Überhöhung des eigenen Selbst, in der man auch dem 'Gaucho-Verlierer' keinen Respekt mehr zollen muss."

"Die Welt": "Der deutsche Gaucho-Dance war eine Schnapsidee . Die Nationalspieler werden kritisiert, weil sie bei der WM-Feier einen fragwürdigen Tanz aufführten. Eine Petitesse und Harmlosigkeit, wie sie in Fußballstadien hundertfach schlimmer vorkommt, meinen nun die einen. Die anderen sprechen von einem unentschuldbaren Fehlverhalten, welches die Feierlichkeiten, ja gar die ganze WM zu einem gigantischen Eigentor werden ließe. Sie wittern deutsche Großmannssucht gegenüber dem Ausland. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Tatsächlich war die Vorführung keine Glanzleistung. Man muss aber auch nicht übertreiben."

"Rheinische Post": "Botschafter eines ganzen Landes  - Gauchos hin oder her. Mit dem Auftritt in Berlin vollzogen 'Jogis Jungs' ihre Wandlung zu den neuen Botschaftern eines ganzen Landes. Der kleine tänzerische Seitenhieb der siegestrunkenen Fußballer gegen die Finalgegner aus Argentinien ist da nicht der Rede wert."

Auch in Argentinien gab es teils empörte Reaktionen. Die Sportzeitung "Olé" schreibt: "Die Deutschen denken, sie schauen von oben herab. Sie halten sich für eine andere Rasse." Auf CNN Spanish heißt es: "Es scheint so, als hätten die Deutschen ihre eigene Art, die Argentinier zu fragen: 'Wie fühlen Sie sich?'" Die Tageszeitung "Infobae" spricht von einer "provokativen anti-argentinischen Feier der Weltmeister", "La Nación" von einem "polemischen Witz".

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wit/hec
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