Gedenkstätte Buchenwald Schlittenfahrer zwischen Massengräbern

Besucher sollen die Totenwürde wahren und im ehemaligen KZ jeglichen Wintersport unterlassen: Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora kritisiert Pietätlosigkeiten von Winterausflüglern.
Eingangstor zum KZ Buchenwald (Archiv)

Eingangstor zum KZ Buchenwald (Archiv)

Foto:

Mario Gentzel / dpa

Von 1937 bis 1945 wurden im Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar und in seinen Außenlagern fast 280.000 Menschen inhaftiert. Mehr als 56.000 Menschen  starben in dieser Zeit an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage wurden über 8000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen. In diesem Winter fahren Menschen Schlitten zwischen den Gräbern, wie die Gedenkstätte Buchenwald mitteilte.

Einige hätten zuletzt zwischen und sogar in den dortigen Massengräbern ihre Rodelschlitten benutzt, kritisierte die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Donnerstag in Weimar.

Einige der Schlittenspuren endeten auf den Gräbern

Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora

Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora, beklagt das Verhalten von Winterausflüglern an der Mahnmalsanlage für die NS-Opfer als pietätlos. »Am Wochenende hatten wir hier Massenbetrieb«, sagte Wagner dem SPIEGEL. Sämtliche Parkplätze seien belegt gewesen – nicht von Besuchern der Gedenkstätte, sondern von Wintersportlern. »Einige der Schlittenspuren endeten bei den Gräbern.«

Er könne zwar nachvollziehen, dass in diesen Zeiten viele Menschen mit ihren Kindern in die Natur wollen, aber Schlitten könne man auch woanders fahren. Immer wieder gebe es Menschen, die sich in den Gedenkstätten unangemessen verhielten. Manche Menschen würden mit ihren Hunden dort Gassi gehen, eine Frau habe mit einer Musikanlage mal Sport gemacht. »Mit dem zeitlichen Abstand nimmt die historische Sensibilität ab.«

Besucher sollten die Würde der Toten wahren und im gesamten Bereich des ehemaligen Konzentrationslagers und der Friedhöfe jeglichen Wintersport unterlassen. »Sportliche Aktivitäten sind hier ein Verstoß gegen die Besucherordnung und eine Störung der Totenruhe.« Wagner bat um Verständnis dafür, dass aus diesem Grund mehr Sicherheitskräfte eingesetzt und Zuwiderhandlungen angezeigt werden.

kha/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren