
Proteste in Köln: Wider das Barbie-Ideal
Anti-"GNTM"-Proteste Kein Foto für Heidi
Köln - Die Zeichnung einer rundlichen Frau in engem, roten Abendkleid und farblich abgestimmter Handtasche, daneben der Slogan: "Lasst mich doch fett sein! Es kann nicht jeder beim Ballett sein!": Mit solch bunten Plakaten haben am Donnerstag bis zu 200 Frauen neben dem Kölner Dom gegen "Germany's Next Topmodel" protestiert. Ihre Kritik: Die ProSieben-Show transportiere ein einseitiges und unrealistisches Frauenbild. Deshalb hält eine andere Frau ein Plakat hoch mit der Aufschrift: "Heidi, für dich haben wir heute leider kein Foto".
Fotos verteilen - darum geht es am Donnerstagabend auch wieder auf der anderen Rheinseite in der Kölner Lanxess-Arena. Dort wird das Finale der aktuellen Staffel der Sendung zelebriert. Stunden nach Beginn der Proteste wird die Jury - bestehend aus Heidi Klum, Designer Wolfgang Joop und Thomas Hajo - ein Mädchen auswählen. Jolina, Stefanie oder Ivana: Eine von ihnen soll vor den 15.000 Fans vor Ort gekürt werden. Alle drei sind jung - und sehr schlank.
Genau dieses Schönheitsideal wollen die Demonstrantinnen nicht so stehen lassen. "Es geht um das Gefühl der Mädchen heute, ständig zu dick zu sein, sich ständig um ihr Äußeres zu drehen", sagte die Gender-Wissenschaftlerin und Pinkstinks-Sprecherin Stevie Meriel Schmiedel. "Eine Sendung wie 'Germany's Next Topmodel', in der die Kandidatinnen sehr oberflächlich kritisiert werden, trägt dazu bei, dass sich Mädchen nicht wohl in ihrer Haut fühlen."
Das belegten auch Studien, sagte sie vor dem Staffelstart im Interview mit SPIEGEL ONLINE. "2006 ergab die 'Bravo-Studie' noch, dass sich 30 Prozent der 16- bis 17-jährigen Mädchen nicht wohl in ihrem Körper fühlen. Im Jahre 2012 waren es schon über fünfzig Prozent." Eine Untersuchung von 2012 habe ergeben, dass "GNTM" das Körperbild von Kindern und Jugendlichen stark präge.
Nur zwei Prozent entsprechen dem Ideal
Heidi Klum bestreitet, dass "GNTM" zur Magersucht verleitet. Das Thema liege ihr sehr am Herzen, hatte sie am Dienstag noch bei einer Pressekonferenz beteuert. Sie achte deshalb strikt auf eine gesunde Ernährung der Kandidatinnen und lehne zu magere Bewerberinnen ab.
Schmiedel überzeugt das nicht. "Was die Sendung ausstrahlt, ist: 'Jede kann Model werden, du musst dich nur anstrengen, du musst nur gesund leben und auf deine Figur achten.'" Tatsächlich aber könnten höchstens zwei Prozent der Frauen diese Maße erreichen. "Wir brauchen einfach dringend mehr Vorbilder, die normalere Figuren zeigen, weil dieser Gedanke, dass nur mit Schönheit Erfolg und auch Glück im Leben zu erreichen sind, wahnsinnig stark geworden ist in der Kinderwelt."