Empörung über Greenpeace-Gleiter bei Fußball-EM-Spiel »Krass idiotische und unverantwortliche Aktion«

Zwei Menschen verletzt, der Motorgleitschirm-Pilot festgenommen: Die gefährliche Greenpeace-Aktion beim deutschen EM-Spiel wird scharf kritisiert. Friedrich Merz hinterfragt die Gemeinnützigkeit der Organisation.
Greenpeace-Aktivist in der Allianz-Arena: »Zwei verletzte Männer, die zur weiteren medizinischen Versorgung ins Krankenhaus gebracht worden sind«

Greenpeace-Aktivist in der Allianz-Arena: »Zwei verletzte Männer, die zur weiteren medizinischen Versorgung ins Krankenhaus gebracht worden sind«

Foto: Lukas Barth-Tuttas / POOL / EPA

Nur mit großer Mühe konnte der Motorschirmpilot einen Absturz in die Zuschauerränge verhindern: Die missglückte Protestaktion von Greenpeace vor dem EM-Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Frankreich stößt verbreitet auf Ablehnung.

»Das Polizeipräsidium München betont, dass es keinerlei Verständnis für solche unverantwortlichen Aktionen gibt, bei denen eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird«, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte Konsequenzen an. »Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße«, sagte der CSU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk. »Das ist kein Kavaliersdelikt.« Der CDU-Politiker Friedrich Merz twitterte, nach dem Vorfall von gestern »wird es Zeit, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen«.

Der Pilot war zunächst über dem Stadion geflogen und hatte versucht, einen großen gelben Ball in die Arena sinken zu lassen. Dabei geriet er jedoch in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und begann zu trudeln. Auf Bildern ist zu sehen, wie er einige Zuschauer streifte. »Wir haben nach dem jetzigen Stand zwei verletzte Männer, die zur weiteren medizinischen Versorgung ins Krankenhaus gebracht worden sind«, sagte ein Polizeisprecher. Über die Schwere und die Gründe für die Verletzungen gibt es bislang keine Informationen.

»Erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen«

Nach der Notlandung eilten ihm zwei Spieler der deutschen Mannschaft zu Hilfe – dann wurde er von zwei Sicherheitskräften abgeführt. Der Pilot wurde festgenommen, sein Flieger sichergestellt. Die Polizei ermittelt wegen verschiedener Delikte nach dem Strafgesetzbuch und dem Luftverkehrsgesetz gegen den 38-jährigen Mann aus Baden-Württemberg.

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Die Europäische Fußball-Union Uefa sprach von einer »rücksichtslosen und gefährlichen Aktion«, die schwerwiegende Folgen für viele Menschen hätte haben können. Der Deutsche Fußball-Bund verurteilte den Protest ebenfalls.

Greenpeace bittet um Entschuldigung

Der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz kommentierte die Aktion, mit der Greenpeace eigentlich Volkswagen kritisieren wollte, mit den Worten: »Wichtiges Thema, aber krass idiotische und unverantwortliche Aktion«. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nannte den Piloten in der »Bild«-Zeitung einen unverantwortlichen Abenteurer, »der seine Flugkünste selbst maßlos überschätzt hat und dadurch Leib und Leben von Zuschauern im Stadion ernsthaft gefährdet hat«.

Greenpeace selbst entschuldigte sich auf Twitter, dass durch die »aufgrund einer technischen Störung erzwungenen Notlandung« Menschen gefährdet wurden. »Dieser Protest hatte nie die Absicht, das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzen.« Greenpeace-Aktionen seien immer friedlich und gewaltfrei.

Erst Ende Mai hatte Greenpeace mit einer Aktion Aufsehen erregt. Aktivisten hatten am VW-Werk in Emden Hunderte Autoschlüssel gestohlen – und zur Abholung auf dem vom Klimawandel stark betroffenen Schneeferner-Gletscher auf der Zugspitze ausgestellt.

Auch jetzt hatte Greenpeace eigentlich gegen Volkswagen demonstrieren wollen – der Konzern solle keine klimaschädlichen Diesel- und Benzinautos verkaufen. Ein Sprecher der Umweltorganisation sprach jedoch noch während des Fußballspiels von einer missglückten Aktion. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er: »Das tut uns wahnsinnig leid.«

Deutschlands größtes Automobilunternehmen teilte nach der Aktion mit, man sei offen für den kritischen und konstruktiven Dialog in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit und bekenne sich klar zum Pariser Klimaabkommen bis 2050. Durch den Protest, so VW, seien »Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fußballspiels« in Gefahr gebracht und sogar Menschen verletzt worden.

apr/dpa
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