Nach Großbrand in Berlin Experte im Panzer erkundet Grunewald – Sprengplatz noch 700 Grad heiß

Bundeswehrfahrzeuge in der Nähe des Brandorts: Noch ist die Autobahn gesperrt
Foto:Christophe Gateau / dpa
Die Flammen im Berliner Grunewald hat die Feuerwehr mittlerweile größtenteils unter Kontrolle. Der Sprengplatz aber mit den gelagerten Explosivstoffen ist weiter ein Gefahrengebiet. Nach den heftigen Explosionen rund um den Platz hat die Polizei mithilfe der Bundeswehr nun das gefährliche und abgesperrte Gelände erkundet.
Ein Sprengmeister der Polizei sei am Vormittag mit einem Bergepanzer der Bundeswehr auf das Gebiet gefahren worden und habe erste Eindrücke gesammelt, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein.
Der Boden auf dem Sprenggelände war nach Angaben der Polizei an manchen Stellen noch 700 Grad heiß. Um die Gefahr weiterer Explosionen von Munitionsresten zu verringern, müssten diese Bereiche mit Wasser gekühlt werden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz.
Außerdem seien zwei Bomben aus dem Weltkrieg mit einem Gewicht von je 250 Kilogramm auf dem Sprengplatz aus ihren Halterungen gerissen worden. Sie seien zwar nicht explodiert, aber ebenfalls sehr heiß geworden und müssten gekühlt werden. Dafür seien die Feuerwehr und eine Spezialfirma mit einem Löschpanzer im Einsatz.
Der Sperrkreis um das Gelände und die Sperrungen von Autobahn und Bahnstrecken wurden am Freitag zunächst aufrecht erhalten. Erst wenn die Kühlungen erfolgreich seien und die Gefahr sinke, könnten der Sperrkreis auf 600 Meter Radius verringert und dann auch die Autobahn und die Bahnstrecken wieder freigegeben werden.
Im Wald an dem abgesperrten Sprenggelände, in dem es vereinzelt noch Flammen und Glut gab, war am Vormittag bereits ein gepanzertes Löschfahrzeug einer privaten Firma im Einsatz. Löschroboter aus Niedersachsen sollen voraussichtlich auf das abgesperrte Gelände fahren und dort Wasser verteilen, hatte ein Sprecher gesagt.
Alternativer Standort ist auch im Berliner Umland schwer zu finden
Im Wald weiter südlich des Sprengplatzes brannte es am Freitag erneut, Rauch zog über Wohngebiete in Zehlendorf. Zwar regnete es am Vormittag leicht, aber es waren nur kurze Schauer. Weiterhin waren 150 Feuerwehrleute im Einsatz.
Auf dem 80.000 Quadratmeter großen Gelände, knapp eine Fläche von 300 mal 300 Metern, lagerten laut Polizei rund 30 Tonnen »Kampfmittel und Munition« aus dem Zweiten Weltkrieg und Hunderte Kilogramm beschlagnahmte Feuerwerkskörper, die vernichtet werden sollten.
In der Nacht zu Donnerstag brannten mehrere Gebäude, heftige Explosionen waren zu hören. Der Brand weitete sich im Lauf des Tages in dem trockenen Waldgebiet aus. Die Ursache ist unklar. Ob es sich möglicherweise um Brandstiftung handelte, soll das Landeskriminalamt (LKA) der Polizei ermitteln.
Angesichts des Feuers ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob der Sprengplatz der Polizei im Grunewald an der richtigen Stelle ist. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik zeigte sich zwar grundsätzlich offen für eine Verlegung. Allerdings habe die Berliner Polizei immer noch täglich Einsätze, bei denen Kampfmittel entfernt werden müssten, sagte sie dem Inforadio des RBB. Weil Transporte für alte Weltkriegsbomben sehr gefährlich seien, brauche es weiterhin einen nahegelegenen Sprengplatz.
Mit Blick auf den Sprengplatz mitten im beliebten Naherholungsgebiet sagte Slowik: »Aktuell ist dieser Sprengplatz die einzige genehmigungsfähige Anlage auf Berliner Grund mit 80.000 Quadratmetern, weit weg von Wohnbebauung, was der Feuerwehr auch gestern sehr genützt hat.« Auch Brandenburg habe kaum Ressourcen für einen gemeinsamen Sprengplatz im Berliner Umland. »Bisher haben wir da keine Möglichkeit gefunden. Nun wird es neue Gespräche geben.«
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte am Donnerstag bei einem Besuch des Brandorts angekündigt, über den Standort des Sprengplatzes der Berliner Polizei reden zu wollen. Man müsse sich Gedanken machen, wie in Zukunft mit dem Sprengplatz umzugehen sei und ob auf Berliner Stadtgebiet ein solcher Ort der richtige sei.
Slowik sagte, im Grunewald habe die Brandbekämpfung Vorrang vor den Ermittlungen zur Brandursache. Der Sprengplatz der Polizei sei gut gesichert, es gebe Zäune, Überwachungstechnik und rund um die Uhr einen Objektschutz mit Personal vor Ort.