Streit im Prenzlauer Berg Die Kinder aus der Krachmacherstraße

Gudvanger Straße im Prenzlauer Berg: Spielstraße in Teilzeit
Foto: Paul Zinken/ dpaSeit Ende Mai wird immer dienstags ein Teil der Gudvanger Straße im Prenzlauer Berg gesperrt. Dann dürfen keine Autos mehr durchfahren oder dort parken. Dann klappern dort Skateboards, Kreide und Fußbälle auf dem Asphalt. Dann gehören 35 Meter der Gudvanger Straße allein den Kindern aus der Nachbarschaft.
Doch mit der Teilzeit-Spielstraße könnte es bald vorbei sein. Für einige Anwohner ist der Dienstag der neue Montag, ein unliebsamer Tag. Es ist eine Geschichte, wie man sie oft aus dem Prenzlauer Berg hört, mit einem Konflikt, wie es ihn oft im Prenzlauer Berg gibt. Aktive Anwohner gegen solche, die sich durch das Engagement gestört fühlen.
Angefangen hatte alles, weil der Spielplatz in der Nähe ständig überfüllt sei, berichtet das Stadtmagazin "Zitty". Daraufhin hatte eine Initiative von Kitas, Eltern und einem Jugendklub die Idee mit der temporären Spielstraße. Eine Idee, die vielen im Viertel gefiel.
Bald war auch das Bezirksparlament einverstanden. Man war stolz auf das Modellprojekt, Berlins erste Teilzeit-Spielstraße, und überlegte, ob so etwas eventuell auch für andere Kieze infrage komme. "In dem Gebiet haben wir eine Unterversorgung an Spielfläche", sagt Ordnungsamtstadtrat Torsten Kühne (CDU). Die Teilzeitstraße wurde bis Oktober genehmigt.
Unterschriften gegen die Spielstraße
Doch nun könnte es schon früher mit den 35 Metern Spielspaß zu Ende sein. Eine Anwohnerin hat beim Verwaltungsgericht Berlin einen Eilantrag eingereicht, um das Projekt zu kippen. Und mit ihrem Ansinnen ist sie nicht allein. Ordnungsamtstadtrat Kühne berichtete der "Morgenpost", dass ihm bei der letzten Bezirksverordnetenversammlung eine Unterschriftenliste gegen die temporäre Spielstraße vorgelegt wurde.
Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Vielleicht finden die Gegner den Trubel lästig, vielleicht finden sie die Parkplatzsuche anstrengend, vielleicht wollen sie auch einfach nicht, dass sich an ihrer Wohnsituation etwas ändert. Vielleicht fühlen sie sich auch einfach ausgeschlossen, offenbar wohnt die Antragstellerin in dem einzigen Mietshaus der Straße.
Laut "Morgenpost" zweifelt die Klägerin die Notwendigkeit an, es gebe ausreichend Spielmöglichkeiten in der Umgebung. In dem Eilantrag heißt es schlicht, man stelle die rechtliche Grundlage für die Teilzeit-Spielstraße infrage. Es handele sich bei der Spielstraße nicht wie gekennzeichnet um eine Veranstaltung.
Konkret muss sich das Gericht mit Paragraf 29 der Straßenverkehrsordnung befassen. Der nämlich regelt die übermäßige Nutzung von Straßen. So brauchen etwa Veranstaltungen, bei denen die Belastung stärker als normalerweise ist, eine Erlaubnis. Die Teilzeit-Spielstraße ist nach Angaben des Bezirksstadtrats als Veranstaltung angemeldet - wie ein Straßenfest oder ein Wochenmarkt. "Damit wähnten wir uns auf der sicheren rechtlichen Seite", sagt Kühne.
Der Termin für einen Beschluss steht dem Gericht zufolge noch nicht fest. Die Richter sollen aber in den nächsten Tagen entscheiden. Die Antragstellerin selbst wollte sich nach Angaben eines Gerichtssprechers nicht zu Presseanfragen äußern.
Zumindest aber am Dienstag soll die Gudvanger Straße noch einmal zur Spielstraße werden. "Dann sind Schulferien und wir machen Pause", sagt Kühne im RBB. "Danach ist die Frage, ob wir es im September fortsetzen können."