Restitution Staat und Hohenzollern streiten um Teppiche

Begründet seine Ansprüche mit einer Liste von 1926: Georg Friedrich Prinz von Preußen
Foto: Martin Müller/ imago imagesDie Stiftung Preußischer Kulturbesitz verweigert Georg Friedrich Prinz von Preußen, Chef der Hohenzollern, die Herausgabe wertvoller Teppiche nach Entwürfen des französischen Rokoko-Malers François Boucher (1703 bis 1770) aus dem Berliner Kunstgewerbemuseum.
Prinz von Preußen begründet seine Ansprüche damit, dass die Gobelins auf der sogenannten 19er-Liste von 1926 mit überragenden Kunstwerken der ehemals kaiserlichen Familie stünden. Die Stiftung bezweifelt, dass ihre Teppiche jene von der Liste seien. Zudem legen offizielle Dokumente nahe, dass der Staat bereits 1927 insgeheim alle Kunstwerke auf der Liste den Hohenzollern abgekauft habe, was wiederum Prinz von Preußen bestreitet.
Die 19er-Liste ist ein vergiftetes Thema in den Verhandlungen zwischen öffentlicher Hand und Prinz von Preußen über die Rückgabe von Kunstwerken an die Hohenzollern. Diese haben dem Staat 1963 zwei Renaissance-Pokale und 1983 ein Gemälde für insgesamt 15,3 Millionen Mark verkauft. Alle drei Werke stammen von der Liste, die Hohenzollern stehen daher im Verdacht, ein zweites Mal vom Staat kassiert zu haben. Dieser könnte die Kaufsumme samt Zinsen zurückfordern.
Gesamtwert im dreistelligen Millionenbereich
Die Verhandlungen zwischen den Hohenzollern sowie Brandenburg, Berlin und dem Bund laufen bereits seit Jahren. Sie finden große Aufmerksamkeit, seit SPIEGEL und "Tagesspiegel" im Sommer die Forderungen enthüllten, die Prinz von Preußen dabei erhebt. Die Hohenzollern waren nach 1945 von den Sowjets in deren Besatzungszone enteignet worden; der Chef der Familie verlangt nun eine Entschädigung für verlorene Immobilien sowie Tausende Gemälde, Skulpturen, Möbel, Bücher oder Teppiche, die nach seinen Angaben im Familienbesitz waren. Der Gesamtwert liegt wohl im dreistelligen Millionenbereich.
Allerdings wären die Ansprüche auf eine Entschädigung nichtig, sollten die Hohenzollern seinerzeit dem Nationalsozialismus "erheblich Vorschub" geleistet haben , so ein Gesetzespassus. Auch auf viele Kunstwerke müssten sie dann verzichten.
Keiner der Beteiligten will sich zu den Verhandlungen äußern.