SPIEGEL ONLINE

Wirbelsturm "Irma" tobt über Florida - eine Million Menschen ohne Strom

Hurrikan "Irma" zieht mit mehr als 200 km/h über den Süden Floridas hinweg. Hält er Kurs, trifft der Wirbelsturm bald die Westküste des Staates. Hunderttausende Haushalte sind bereits von der Energieversorgung abgeschnitten.

Wirbelsturm "Irma" hat den Süden des US-Bundesstaates Florida schwer getroffen. Am Sonntagmorgen traf der Hurrikan der zweithöchsten Stufe 4 die Inselgruppe Florida Keys. Zuvor hatten die Behörden mehr als 6,3 Millionen Bewohner des Bundesstaates aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.

Der Sturm bringt laut Wetterdienst Windgeschwindigkeiten bis zu 215 km/h mit sich. Mehr als eine Million Menschen sind von Stromausfällen betroffen. Nach Medienberichten starben drei Menschen bei Verkehrsunfällen während des Hurrikans.

Nach jüngsten Prognosen soll der Hurrikan etwas weiter westlich vor der Küste Floridas nordwärts ziehen als zunächst erwartet worden war. Er könnte damit die Gegend von Tampa mit seiner größten Wucht treffen und nicht wie zuvor vermutet Miami. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die verbliebenen Menschen auf das Schlimmste und bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor.

"Wegen der Westküste mache ich mir Sorgen", sagt Floridas Gouverneur Rick Scott. "Dieser Sturm ist einfach nur tödlich", sagt Scott Sender ABC News.

Rick Scott

Rick Scott

Foto: MARK WILSON/ AFP

Wer sich trotz Evakuierungshinweisen entschieden hat, im Hurrikan "Irma" zuhause auszuharren, sei dort womöglich längere Zeit zunächst auf sich gestellt. Darauf wies der US-Katastrophenschutz hin. Die Teams der Ersthelfer könnten erst nach ihrer Eigensicherung eingreifen und in Gebiete vorrücken, deren Einwohner zuvor ausdrücklich zur Abreise aufgefordert worden seien, teilte die Behörde mit.

In den Stunden vor "Irmas" Eintreffen richteten die Behörden dramatische Appelle an diejenigen, die den Evakuierungsanordnungen nicht gefolgt waren: "Dies ist eine extrem gefährliche und lebensbedrohliche Situation", warnte der Wetterdienst von Key West: "Handeln Sie jetzt, um Ihr Leben zu schützen." Zuvor hatte "Irma" auf Kuba gewütet, dort wurden bis zu sieben Meter hohe Wellen gemessen.

Im Internet sind diverse Videos zu finden, die Szenen aus den betroffenen Regionen zeigen. Der "Miami Herald" veröffentlichte diese Bilder aus der Innenstadt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Facebook, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Ein Journalist hatte zuvor dieses Video von den Florida Keys auf Twitter geteilt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die aktuellen Entwicklungen im Überblick:

  • Der Sender ABC meldete mehrere Personen, die während des Hurrikans ums Leben gekommen sein sollen: Auf den Florida Keys starb ein Mann, der im Sturm offenbar die Kontrolle über seinen Lastwagen verloren hatte. Auch die beiden anderen Personen starben nach Angaben des Senders bei Autounfällen
  • "Irma" gewinnt wieder an Kraft: Das US-Hurrikan-Zentrum in Miami stufte den Tropensturm zuletzt erneut in die zweithöchste Kategorie vier ein. "Irma" erreichte demnach Windstärken von bis zu 210 km/h und zieht stündlich rund zehn Kilometer nordwestlich. Zwischenzeitlich hatten die Experten den Sturm "nur" noch in der Kategorie drei gewertet.
  • Der Wetterdienst in Miami hat für zahlreiche Gebiete Tornadowarnungen ausgesprochen. Bisher sind aber noch keine Meldungen über derartige Wetterphänomene eingegangen.
  • Mehr als eine Million Haushalte und Geschäfte sollen in Florida bereits ohne Strom sein. Grund sind die schon starken Winde und erheblichen Regenmengen. Wie die Behörden mitteilen, betrifft ein großer Teil der Ausfälle die Miami-Dade-Region, in der auch die Millionenmetropole Miami liegt. Mehr als 16.000 Mitarbeiter der Elektrizitätswerke stehen bereit, um weitere Ausfälle möglichst rasch zu beheben.
  • Meteorologen gehen inzwischen davon aus, dass der Hurrikan die Gegend von Tampa mit seiner größten Wucht treffen wird und nicht wie zuvor vermutet Miami. Tampa liegt an der Westküste in einer Bucht des Golfs von Mexiko. In der Region münden mehrere Flüsse ins Meer, das macht sie noch anfälliger für Überschwemmungen. Es drohen laut den Prognosen Flutwellen von bis zu 4,6 Meter.
  • Rund 60.000 Menschen fanden nach Angaben des Gouverneurs Zuflucht in rund 320 Notunterkünften, die in dem Bundesstaat eingerichtet wurden. Hunderttausende weitere Menschen hätten sich selbst um eine Notunterkunft gekümmert.
  • Insgesamt wurden 7000 Mitglieder der Nationalgarde mobilisiert. Florida sei insgesamt gut auf den Hurrikan vorbereitet, sagte Scott. Er schätzte aber, dass in Notunterkünften rund tausend Krankenschwestern und Pfleger gebraucht würden. Scott rief Freiwillige auf, sich zu melden.
  • Die Sicherheitsbehörden verlegten 460 Gefängnisinsassen auf das Festland. Nach Angaben des Bezirks Florida Keys wurden alle Krankenhäuser und Notaufnahmen auf den Inseln geschlossen. Richtige Notunterkünfte gibt es dort nicht. Die Behörden richteten aber vorübergehende Zufluchtstätten ein.
  • Auch in den benachbarten Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen. Modelle des Hurrikanzentrums sehen "Irmas" Zug bis hinauf nach Atlanta reichen. In seiner Folge werden Überflutungen auch an den Küsten Georgias sowie South und North Carolinas erwartet.
Fotostrecke

Hurrikan "Irma": Den Sturm vor Augen

Foto: STRINGER / REUTERS

Die deutsche Bundesregierung schaltet Notfallnummern und richtet Krisenstäbe ein. Man stehe in engem Kontakt mit den US-Behörden, teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Samstagabend mit. Für Anrufer aus Deutschland ist eine Notfallnummer geschaltet worden (030-5000-3000). Für Anrufer aus den USA ist die Botschaft in Washington erreichbar (001-202-298-4000). Beide Nummern sind ab sofort und rund um die Uhr erreichbar.

Selbstversuch im Video: Wie fühlt sich ein Orkan an?

SPIEGEL ONLINE
jok/mho/Reuters/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten