Castelluccio di Norcia nach dem jüngsten Beben am Dienstag
Foto: Massimo Percossi/ dpaDie Erde in Italien kommt nicht zur Ruhe: Ein weiteres starkes Nachbeben hat die ohnehin verwüstete Region nahe Perugia erschüttert und neue Schäden angerichtet. Der Erdstoß am Dienstag hatte nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte INGV eine Stärke von 4,8. Es habe weitere Einstürze gegeben, sagte der Bürgermeister des Dorfes Ussita, Marco Rinaldi. "Es ist ein Leidensweg, es hört nie auf."
Seit dem verheerenden Erdstoß am Sonntag gab es bereits mehr als 1100 Nachbeben, fast 20 davon hatten eine Stärke von über 4. Vermutlich bereits seit dem verheerenden Beben von L'Aquila 2009 folgt ein Beben auf das nächste - eine fatale Kettenreaktion und die Katastrophenserie könnte andauern.
Das stärkste Beben in Italien seit 36 Jahren hatte am Sonntag historische Ortschaften wie Norcia und zahlreiche Kulturgüter zerstört. Etwa 20 Menschen wurden laut offiziellen Angaben verletzt - einige von ihnen schwer. Mehrere Menschen wurden lebend aus Trümmern geborgen. Viele Gemeinden wurden nahezu vollständig zerstört, Straßen waren nicht passierbar. Allein in der Region Marken sind 25.000 Menschen obdachlos.
Der Bürgermeister des Ortes Castelsantangelo sul Nera berichtete nach den erneuten Nachbeben von weiteren Schäden. "Hier stürzt alles ein. Und das, was nicht einstürzt, ist nicht stabil. Das Dorf scheint dem Erdboden gleichgemacht", sagte Mauro Falcucci.
Wissenschaftlern zufolge hatte sich die Erde bei dem Beben am Wochenende auf einer Fläche von 130 Quadratkilometern deformiert. Die größte Verschiebung sei mit 70 Zentimetern in der Gegend um das Dorf Castelluccio festgestellt worden, meldete die Erdbebenwarte.
Ministerpräsident Matteo Renzi versprach den Zehntausenden Obdachlosen am Montag schnelle Hilfe und einen kompletten Wiederaufbau. "Was immer für das Erdbeben benötigt wird, werden wir auf den Tisch bringen", sagte er nach einer Kabinettssitzung. Italien ist hoch verschuldet und steht mit der EU-Kommission wegen seiner Haushaltsplanung im Clinch. Wenn Italien den Wiederaufbau wegen EU-Regeln nicht stemmen könne, "bedeutet das, dass wir alle den Verstand verloren haben".
Die Obdachlosen wurden in Hotels und Notunterkünften in der Umgebung untergebracht. Auch in einem Zug kamen Hunderte unter. Viele übernachteten in Autos, weil sie ihre Heimat nicht verlassen wollten. Mehr als 15.000 Menschen wurden in den Lagern des Zivilschutzes versorgt, teilte die Behörde mit. Die Zahl der Obdachlosen wird aber weit höher geschätzt. In den Marken wird von mindestens 25.000 ausgegangen, in Umbrien von mehr als 5000.
Video: Feuerwehr birgt lebenden Hund aus Trümmern
Das Beben hatte historische Ortschaften in der Apennin-Gebirgsregion zerstört und selbst in der Hauptstadt Rom Schäden angerichtet. Tote gab es nicht - auch, weil viele Orte schon nach dem schweren Beben im August, bei dem 298 Menschen umkamen, geräumt worden waren.
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Rettungskräfte in Amatrice: In der Region, die bereits im August von Beben erschüttert worden war, wurden am Sonntag erneut Tausende Gebäude zerstört.
Amatrice am Sonntag: Am Nachmittag und in der Nacht auf Montag gab es mehrere Nachbeben.
Etliche Gebäude stürzten ein, das Beben der Stärke 6,6 auf der Richterskala ist das stärkste seit 36 Jahren in Italien.
Schon im Sommer hatte ein Beben der Stärke 6 Amatrice verwüstet.
Damals waren in der Region knapp 300 Menschen ums Leben gekommen.
Das Epizentrum lag diesmal sechs Kilometer nördlich der Ortschaft Norcia. Hier kümmern sich Feuerwehrleute um eine alte Frau in der umbrischen Kleinstadt.
Ebenfalls in Norcia: Eine Gruppe Nonnen steht nahe einer eingestürzten Mauer und begutachtet die Schäden im Ort.
Erst vor wenigen Tagen hatte in Mittelitalien die Erde gebebt. Diesmal gab die US-Erdbebenwarte die Stärke mit 6,6 an. Das Zentrum lag knapp 70 Kilometer südöstlich der umbrischen Regionalhauptstadt Perugia.
Großflächige Zerstörung: Viele bereits beschädigte Bauwerke stürzten als Folge der neuerlichen Erschütterungen endgültig ein.
Standbild aus dem italienischen Fernsehen: Rettungskräfte bei Arbeiten in Norcia.
Auch von diesem Gebäude ließ das heftige Beben nur noch Trümmer übrig.
In Rieti mussten Patienten aus einem Krankenhaus ins Freie gebracht werden.
Etwa 8000 Menschen werden laut Zivilschutz in Notunterkünften versorgt, insgesamt wurden bislang rund 40.000 Menschen in Sicherheit gebracht.
Das historisch bedeutende Gebäude wurde bei dem Beben nun größtenteils zerstört.
Das Gotteshaus ist dem heiligen Benedikt gewidmet, dem aus Norcia stammenden Gründer des Benediktinerordens.
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