Hasskommentare gegen Netflix-Star Japan will nach Tod einer Wrestlerin gegen Cybermobbing vorgehen
Japan will nach dem Tod einer Profi-Wrestlerin verstärkt gegen Cybermobbing vorgehen. Die 22-jährige Hana Kimura, die in der international bekannten Netflix-Reality-Show "Terrace House" auftrat, war tot in ihrer Wohnung gefunden worden. Sie war zuvor zahllosen hasserfüllten Kommentaren im Internet ausgesetzt gewesen.
Es wird davon ausgegangen, dass Kimura Suizid beging. Es seien Verfahren nötig, um Urheber solcher Online-Schikanen aufzudecken und die Opfer zu retten, sagte die japanische Kommunikationsministerin Sanae Takaichi.
Kimura war im vergangenen September zu der Reality-Serie "Terrace House" dazugestoßen, bevor die Dreharbeiten wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt wurden. In der Serie des Streamingdienstes lebte die junge Japanerin mit einer Gruppe in einem Haus in Tokio zusammen. In einer der Sendungen hatte sich Kimura Medienberichten zufolge lauthals bei einem männlichen Mitbewohner beschwert, weil der ihr kostbares Wrestling-Kostüm versehentlich in der Wäsche ruiniert hatte. Darauf hagelte es Hasskommentare gegen sie in sozialen Medien.
Blick nach Südkorea
Kurz vor ihrem Tod schrieb die Japanerin auf Twitter, dass sie täglich fast hundert Kommentare erhalte und sie sich verletzt fühle. Ihr tragisches Schicksal rückte schlagartig das Thema Cybermobbing ins Zentrum der öffentlichen Debatte. Die Regierung wolle diskutieren, die Gesetzeslage zu ändern, damit Personen, die hasserfüllte Kommentare in sozialen Medien verbreiten, einfacher identifiziert werden können, sagte Ministerin Takaichi.
Experten sehen zudem Betreiber von digitalen Plattformen in der Verantwortung, Cybermobbing zu unterbinden. Nach der gegenwärtigen Gesetzeslage können in Japan Internetdienstleister zwar anonyme Onlinebotschaften, die gegen die Menschenrechte verstoßen, löschen. Opfer von Cybermobbing können zudem die Betreiber auffordern, Informationen über die Urheber von Hasskommentaren preiszugeben, um gegen sie rechtlich vorzugehen. In vielen Fällen werden Personen, die Cybermobbing betreiben, jedoch nicht ausfindig gemacht. Kritiker warnen vor einer Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung.
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Der Tod Kimuras erinnert an ähnliche Vorfälle im benachbarten Südkorea. Auch dort hatten mutmaßliche Suizide unter Popsängerinnen die Debatten über Cybermobbing und den Druck, unter dem solche Stars stehen, intensiviert. Cybermobbing und strikteres Vorgehen dagegen sind in Südkorea schon lange ein Thema.