Reaktionen zum Tod Meisners "Seine kritische Stimme wird uns fehlen"

Kardinal Joachim Meisner
Foto: DPA / Oliver BergMit einem Kondolenzschreiben an den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat Papst Franziskus auf den Tod von Kardinal Joachim Meisner reagiert. Meisner sei "aus einem tiefen Glauben und einer aufrichtigen Liebe zur Kirche heraus für die frohe Botschaft eingetreten", erklärte Franziskus darin. Gott möge "ihm seinen treuen und unerschrockenen Einsatz für das Wohl der Menschen in Ost und West" lohnen.
Der langjährige Kölner Erzbischof war am Mittwoch während seines Urlaubs in Bad Füssing gestorben. Der wegen seiner betont konservativen Haltung streitbare Theologe wurde 83 Jahre alt.
Er war zuletzt einer der bekanntesten Kritiker des Papstes. So verlangte er 2016 zusammen mit drei anderen Kardinälen in einem offenen Brief Aufklärung von Franziskus über sein Schreiben "Amoris Laetitia" über Familie und Liebe. Dieser sogenannte Dubbia-Brief wurde im Vatikan als Skandal gewertet.
Woelki äußerte sich "total schockiert" über den Tod seines Vorgängers. Ein Freund habe Meisner am Mittwochmorgen in den Ferien in Bayern zum Gottesdienst abholen wollen. "Der Kardinal hat da ganz friedlich gesessen, muss gerade verstorben sein, er wollte mit seinem Freund die Heilige Messe feiern", berichtete Woelki dem Kölner Domradio.
Meisner habe das Brevier, ein Gebetbuch, noch in Händen gehalten. "Er muss darüber einfach eingeschlafen sein." Woelki sagte, er habe am Freitag noch mit dem 83-Jährigen telefoniert. "Er war guter Dinge, er war ganz ausgeglichen." Meisner habe immer wieder gesagt, dass der Tod für ihn nur das Durchschreiten einer Tür in eine andere Lebenswirklichkeit sei.

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Meisner führte als Bischof, von seinem Amtssitz in Ost-Berlin aus, von 1980 bis 1989 das Bistum Berlin und war von 1982 bis 1989 Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz, der Versammlung der Bischöfe der DDR.
Außenminister Sigmar Gabriel würdigte Meisner als "prägende Gestalt der deutsch-deutschen Geschichte". "Insbesondere während seiner Zeit in der DDR war er eine unverzichtbare Stimme für die Christen katholischen Glaubens und hat sich immer wieder in gesellschaftliche Fragen von Moral und Gesellschaft eingebracht", teilte der SPD-Politiker mit. Meisners Wirken sei eine bleibende Mahnung, dass es jenseits der Tagespolitik geistliche Voraussetzungen und ethische Richtlinien gebe, die uns als Gesellschaft ausmachten. "Seine kritische Stimme wird uns fehlen."
"Er war bereit, öffentlich anzuecken"
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) würdigte die Verdienste des ehemaligen Bischofs von Berlin. Meisner habe sich mit den heiklen Problemen der Teilung und der katholischen Kirche in der DDR auseinandersetzen müssen, sagte Müller. "Die Aufrechterhaltung der Kontakte über die Mauer hinweg und die Sorge um die Möglichkeiten kirchlichen Lebens im Ostteil unserer Stadt sowie in der DDR verdienen unseren Respekt."
Das Erzbistum Berlin hob Meisners Engagement für die Aussöhnung zwischen Ost und West hervor. "Unbeeindruckt von den Versuchen kommunistischer Einflussnahme hielt er an der Einheit des Bistums Berlin fest und trieb die Annäherung und Aussöhnung mit Polen, Tschechen und Slowaken voran", teilte der Berliner Erzbischof Heiner Koch mit.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bezeichnete Meisner als "unverzagten Kämpfer". "Er war bereit, öffentlich anzuecken und hielt mit seiner Meinung nicht zurück", teilte Marx mit. "Gerade die Erfahrungen in der früheren DDR machten ihn zu einem unverzagten Kämpfer für den Glauben."