Wegen Unterstützung für Recht auf Abtreibung US-Bischöfe erwägen, Joe Biden die Kommunion zu verweigern

US-Präsident Joe Biden Anfang Juni vor einer Kirche in Washington DC
Foto: Chris Kleponis / POOL / EPAAls zweiter Katholik nach John F. Kennedy im Amt des US-Präsidenten hat der Demokrat Biden einige Kirchenführer aufgeschreckt, indem er die gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibungsrechte unterstützt. Ansichten, die nach Meinung von Hardlinern im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen. Deshalb wird die US-Bischofskonferenz auf ihrer virtuellen Jahrestagung von Mittwoch bis Freitag wohl darüber entscheiden, ob sie den Ausschuss für Lehre damit beauftragen soll, ein Dokument zum Thema Eucharistie-Empfang auszuarbeiten. Darin soll es um das zentrale Sakrament des römisch-katholischen Glaubens gehen. Der Vorschlag dazu stammt laut katholischer Nachrichtenagentur (KNA) vom Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez aus Los Angeles.
»Quelle der Zwietracht«
60 Bischöfe, angeführt vom Washingtoner Erzbischof Kardinal Wilton Gregory, sollen indes an Gomez appelliert haben, das Thema zu verschieben. Dem Bericht zufolge beziehen sie sich dabei auf den Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, der die US-Bischöfe Anfang Mai in einem Brief zur Einheit mahnte. Eine solche Debatte könne zu einer »Quelle der Zwietracht« werden. Was auch immer die Bischofskonferenz beschließe, so Ladaria, müsse die Einheit der Kirche als Richtschnur im Auge behalten.
Sollte die Konferenz beschließen, das Dokument in Auftrag zu geben, würden die Bischöfe es auf ihrer Herbstversammlung diskutieren und gegebenenfalls darüber abstimmen. Bereits 2004 hatte die Konferenz eine Erklärung veröffentlicht, in der es hieß, dass einzelne Bischöfe entscheiden könnten, ob sie katholischen Politikern, die das Recht auf Abtreibung unterstützen, die Kommunion verweigern.
Biden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Verfechter von LGBTQ-Rechten entwickelt. Seit seinem Amtsantritt im Januar hat er zudem die bundesstaatlichen Beschränkungen für Abtreibungspillen aufgehoben, um sie leichter zugänglich zu machen. Zudem schlug er vor, ein langjähriges Verbot der Bundesfinanzierung für Abtreibungen in seinem Haushalt 2022 zu streichen.
Die Bischöfe sind uneins darüber, ob sie anprangern sollen, was einige Katholiken als Widerspruch in Bidens Glauben und seinem Handeln ansehen. Der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Joseph Cordileone, argumentierte im Mai in einem Brief, dass Katholiken, die »den Glauben und die moralischen Lehren der katholischen Kirche nicht öffentlich vertreten« – einschließlich Politikern wie Biden – keine Kommunion empfangen sollten.
Der Bischof von San Diego, Robert McElroy, veröffentlichte einige Tage nach Cordileones Brief einen Aufsatz, in dem er davor warnt, dass das Verweigern der Kommunion für Biden zu einer weiteren Spaltung unter Katholiken führen würde.
Marianne Duddy-Burke, Geschäftsführerin von Dignity USA, einer Gruppe, die LGBTQ-Katholiken unterstützt, schrieb in der vergangenen Woche in einem vom Religious News Service veröffentlichten Aufsatz, dass sich die Bischöfe »unverschämt voreingenommen« verhielten, indem sie über das Thema abstimmten und Biden sowie anderen Politikern möglicherweise die Kommunion verweigerten. »Einem Katholiken die Kommunion zu verweigern, um ihn für seine Identität, seine Handlungen oder seinen Glauben zu bestrafen, ist Nötigung.« Das verstoße gegen die Fürsorgepflicht, die das zentrale Wirken der Priester verkörpere.
US-Katholiken mehrheitlich pro Biden
Eine im März durchgeführte Umfrage von Pew Research ergab, dass zwei Drittel der US-Katholiken der Meinung sind, Bidens Ansichten sollten ihn nicht von der Kommunion ausschließen.
Und Kardinal Gregory hat laut KNA bereits signalisiert, dass er kein Problem damit hat, Biden die Kommunion zu erteilen. Als Ortsbischof des Präsidenten liegt die Entscheidung kirchenrechtlich demzufolge bei ihm. Ein Dokument der US-Bischofskonferenz hätte lediglich empfehlenden Charakter.