Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, hat die Trunkenheitsfahrt von Bischöfin Margot Käßmann kritisiert. Zugleich betonte die Grünen-Politikerin, dass sie deren Arbeit als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland "außerordentlich" schätze.
Hamburg - Erstmals hat sich ein führendes Mitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu der Trunkenheitsfahrt von Bischöfin Margot Käßmann öffentlich geäußert. "Das ist nicht akzeptabel, dass man mit 1,5 Promille Auto fährt", sagte die Präses der EKD-Synode und Grünen-Politikerin
am Dienstagabend in der ARD-"Tagesschau". Sie wisse aus persönlichen Gesprächen mit Käßmann, dass diese über ihr Fehlverhalten selbst am meisten betroffen sei. "Und deswegen respektiere ich, dass sie sich jetzt zurückzieht für eine Zeit." Käßmann hat in dieser Woche sämtliche Termine abgesagt.
Göring-Eckardt betonte, sie schätze wie viele andere auch die Arbeit Käßmanns als EKD-Ratsvorsitzende "außerordentlich". Als Präses der Synode, des EKD-Kirchenparlaments, steht Göring-Eckardt an der Spitze einer der wichtigsten EKD-Gremien. Am späten Dienstagabend wollte der Rat der
, im politischen Bereich vergleichbar mit dem Bundeskabinett, in einer Telefonkonferenz über den Fall Käßmann beraten.
Die Reaktionen fielen zwiespältig aus. Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber erklärte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", für Käßmann sollten die gleichen Maßstäbe gelten wie für jeden anderen auch: "Weder Häme noch Beschönigung sind am Platz, was jetzt Not tut, sind Fairness der Öffentlichkeit und Offenheit in der Sache." Auf die Frage, ob Käßmann den Vorsitz im Rat der EKD abgeben müsse, sagte Weber: "Das muss der Rat der EKD mit ihr diskutieren, die Situation ist singulär."
"Das ist ein Blackout"
Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer nahm Käsmann in Schutz. "Das ist ein Blackout, der leider immer wieder Leuten passiert, die in öffentlichen Ämtern unter Dauerstress stehen", sagte er der "Leipziger Volkszeitung". Gleichwohl sei die Alkoholfahrt eine Verfehlung, die nicht einfach zu rechtfertigen sei.
Der Vorsitzende der konservativen Protestanten, der Hamburger Pfarrer Ulrich Rüß, erklärte in derselben Zeitung, es sei jetzt nicht angebracht, von außen einen Rücktritt zu fordern. Käßmann sei "sensibel genug" die entsprechenden Konsequenzen selbst zu ziehen.
Günther Beckstein, stellvertretender Vorsitzender der EKD-Synode, sieht in der Alkoholfahrt keinen Grund für einen Rücktritt. Den "Nürnberger Nachrichten" sagte er,
habe sicher einen Fehler begangen. "Aber dieser Fehler wird nicht dazu führen, dass sie von ihrem Amt zurücktreten muss. Auch eine Bischöfin ist keine Heilige, sondern nur ein Mensch, der fehlbar ist."